Essen. Essener Handball-Erstligist hat sich trotz Personalsorgen in der Deckung stabilisiert. Auf dieses Fundament kann der Aufsteiger künftig aufbauen.

Letztendlich musste das gute Mineralwasser dran glauben. Weil auf die Schnelle kein Sekt aufzutreiben war, feierten die Handballer des Tusem Essen ihren klaren 29:20-Sieg gegen GWD Minden kurzerhand mit Sprudel und spritzten den durch die Sporthalle „Am Hallo“. Es war pure Freude und Erleichterung, aber auch die Hoffnung auf den Klassenerhalt ist noch einmal aufgefrischt worden.

Das alles dank einer erneut starken Abwehrleistung. Der Aufsteiger von der Margarethenhöhe entwickelt sich in die richtige Richtung. Die einzige Frage ist: Wird diese Entwicklung reichen, um am Saisonende tatsächlich die Klasse zu halten? Jedenfalls ist dies noch möglich, vor allem weil die Defensive in den letzten Wochen stark zugelegt hat.

Zahl der Gegentore im Schnitt erheblich reduziert

Das letzte Mal, dass der Tusem mehr als 30 Gegentore hinnehmen musste, war Ende Februar in Magdeburg. Bis dato kassierten die Essener im Schnitt rund 31 Gegentreffer pro Partie – deutlich zu viele, um im Abstiegskampf bestehen zu können. Doch seit diesem Spiel in Magdeburg ist die Abwehr deutlich stabiler geworden.

Seitdem hat sie den Gegentore-Schnitt stark gesenkt, aktuell liegt er bei 23 pro Begegnung. Ein Wert, mit dem sich arbeiten lässt und der eine gute Grundlage ist, um auch im Angriff überzeugen zu können. Wenn es der Tusem schafft diese Marke zu halten, sind die Chancen auf den Klassenerhalt durchaus realistisch.

Malte Seidel hat erheblichen Anteil an Stabilität

Ein starkes Team in der Essener Deckung: Tim Zechel und Malte Seidel.
Ein starkes Team in der Essener Deckung: Tim Zechel und Malte Seidel. © Unbekannt | Michael Gohl

Großen Anteil an der erfolgreichen Abwehrarbeit hat vor allem einer: Malte Seidel. Er ist sozusagen der Verteidigungsminister des Tusem und in Zusammenarbeit mit Tim Zechel derzeit das clevere Bollwerk der Essener Hintermannschaft. Deswegen geizt Trainer Jamal Naji nicht mit Lob: „Dieser Malte Seidel. Es ist phänomenal, was dieser Junge in den letzten sechs Spielen da verteidigt. Er macht das mit einer stoischen Ruhe und einer taktischen Intelligenz. Malte ist ein toller Handballer und ein toller Mensch, das macht einfach Spaß.“

Das Eigengewächs fürchtet sich nicht vor seinen Gegnern – nicht einmal, wenn es gestandene Nationalspieler sind. Nicht nur die Berliner Fabian Wiede, Paul Drux und Marian Michalczik haben sich gegen die Essener Abwehr schwergetan, zuletzt auch Juri Knorr, der als eines der größten Talente im deutschen Handball gilt.

Drei Leistungsträger fehlen in der Deckung

Dabei hatte es die Essener Deckung gegen Minden ähnlich schwer „aufzublühen“ wie Löwenzahn auf Asphalt. Durch die langwierigen Verletzungen von Jonas Ellwanger, Dennis Szczesny und Laurenz Kluth fielen zuletzt gleich drei wichtige Alternativen weg, weshalb die aktuelle Besetzung kaum Pausen zum Ausruhen bekommt. Seidel, Zechel und Co. wird also eine Menge abverlangt, doch bislang erledigen sie ihre Aufgabe sehr gut.

Dies gilt auch für das Torhüter-Gespann, das in den vergangenen Spielen einen starken Rückhalt bildete. Zuletzt konnte Sebastian Bliß satte 17 Paraden für sich verzeichnen, in den Partien zuvor war es sein Kompagnon Lukas Diedrich, der den Tusem vor zahlreichen Gegentreffern bewahrte.

Im Angriff holpert es und ist noch zu viel Stückwerk

Einzig der Angriff belohnte die guten Leistungen der Abwehr hin und wieder nicht. Bei den bitteren Niederlagen gegen Nordhorn-Lingen (19:22) und den HC Erlangen (24:29) blieben zu viele Chancen auf der Strecke. Das Fundament war stark, doch der Rest blieb Stückwerk.

Sollte es dem Tusem gelingen, auch noch treffsicherer zu werden, wäre der Klassenerhalt durchaus realistisch. Der Sieg gegen Minden könnte ein Auftakt gewesen sein. Nun muss die Entwicklung aber schnellstmöglich voranschreiten.