Mülheim. 2024 möchte Ringer Samuel Bellscheidt an den Olympischen Spielen teilnehmen. Tipps für dieses Ziel holt sich der Mülheimer von einem Weltmeister.
Mit dem Gewicht ist es so eine Sache. Viele hadern beim Blick auf die Waage, doch für Samuel Bellscheidt entwickelte sich genau dieser Aspekt zur Glückssache.
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Beim Ringen werden die Sportler bekanntlich nach Gewichtsklassen unterteilt. Im Falle des Mülheimers die 72-kg-Kategorie.
Dreimal bei der WM auf dem obersten Treppchen
Dort kämpft auch der aktuell wohl bekannteste deutsche Ringer, Frank Stäbler. Der 31-Jährige darf sich dreimaliger Weltmeister nennen und hat die Olympischen Spiele in Tokio fest im Blick. „Dafür braucht er aber auch einen festen Trainingspartner“, erklärt Samuel Bellscheidt, der 2018 bei den sogenannten Kadetten bereits EM-Zweiter und WM-Dritter wurde.
Bei einem Trainingslager im Schwarzwald lernten sich Stäbler und Bellscheidt im vergangenen Jahr kennen. „Der Bundestrainer hat dann entschieden, dass ich mit ihm trainieren soll“, sagt der 19-Jährige nicht ohne Stolz. Anfang des Jahres trainierten die beiden Ringer in Heidelberg bereits zusammen.
Große Ehre für den jungen Mülheimer Ringer
Stäbler war von seinem jungen Sparringspartner offenbar so überzeugt, dass er ihn Anfang März mit in ein Trainingslager nach Belek in die Türkei nahm. „Für mich war das einfach super. Frank Stäbler war in den letzten zehn Jahren der erfolgreichste deutsche Ringer, da konnte ich sehr viel mitnehmen, auch menschlich natürlich“, sagt Bellscheidt.
Zehn Tage lang arbeitete das Duo vor allem am Grundlagenbereich. Auf dem Programm standen abwechselnd zwei Belastungstage und ein Regenerationstag. Die Trainingstage bestanden aus zwei Einheiten: Morgens entweder Läufe am Strand, Partnerübungen oder Krafttraining, abends wurde das Programm auf der Matte abgerufen.
Stäblers Corona-Erkrankung macht Atemtraining notwendig
Neben den beiden Sportlern war ein Trainer, eine Physiotherapeutin und ein Atemcoach mit dabei. Stäbler hatte nach einer Corona-Erkrankung im Herbst mit erheblichen Leistungseinbußen zu kämpfen. „Also war die dritte Einheit vor dem Frühstück ein 45-minütiges Atemtraining, das ging in Richtung Meditation“, berichtet der Mülheimer.
Für den 19-Jährigen, der im vergangenen Jahr sein Abitur an der Waldorfschule gemacht hat, war das Training mit dem Weltmeister ein riesiger Motivationsschub. „Ich habe auch gelernt, wie man sich verkaufen muss“, sagt der junge Ringer.
Mülheimer gehört nun zur Sportfördergruppe der Bundeswehr
Schließlich setzt er in seinem letzten Juniorenjahr fortan erst einmal alles auf die Karte Sport. Seit letztem Jahr gehört er zur Sportfördergruppe der Bundeswehr. Mit Ausnahme einer verkürzten vierwöchigen Grundausbildung ist er als Sportsoldat für das Training freigestellt. „Richtung Winter werde ich aber wahrscheinlich auch ein Fernstudium anfangen“, so der Mülheimer, der vor allem Sozialpädagogik interessant findet.
Stehen keine Wettkämpfe an, verbringt Samuel Bellscheidt die Hälfte des Monats am Bundeswehrstützpunkt in Heidelberg, die andere Hälfte zu Hause in Saarn. Im April ist aber wieder Reisen angesagt: Im kroatischen Porec und in Antalya sind Turniere geplant. Die Ringer haben eine Menge aufzuholen, schließlich fehlt die Wettkampfpraxis aus dem Corona-Jahr 2020.
Heim-WM in Dortmund ist der Jahreshöhepunkt
Höhepunkt in diesem Jahr ist aber ganz klar die Heim-EM der Junioren in Dortmund sowie die WM in Russland im August. Bei beiden Großereignissen will Bellscheidt ganz oben auf dem Treppchen stehen. „Das muss ja das Ziel sein aber es wird auch sehr, sehr schwer werden, das kann ich jetzt schon sagen.“
An Ehrgeiz mangelt es dem Deutschen Meister von 2019 nicht. Sein langfristiges Ziel sind die Olympischen Spiele 2024. Für den Mülheimer geht es dann hoch in die 77-kg-Klasse, weil die 72 kg nicht olympisch sind. „Es gibt natürlich nur super wenig Plätze“, weiß Bellscheidt und allein in Deutschland gibt es noch „vier bis fünf andere richtig Gute.“
Mit wertvollen Tipps im Gepäck wird der Mülheimer sein großes Ziel angehen.