Essen. Essenerinnen verpassen gegen Potsdam ein besseres Ergebnis, weil sie ihre Torchancen nicht nutzen. Trainer Högner mit Hinrunde nicht unzufrieden.

Unglücklich hatte die SGS Essen gerade 1:2 gegen Turbine Potsdam verloren, da wurde es noch einmal laut. Markus Högner, Trainer des Essener Frauenfußball-Bundesligisten, war mächtig geladen und stellte seinen Kollegen gegenüber, Sofian Chahed, zur Rede. Die Szene vor dem Ausgleichtreffer der Gäste hatte ihn geradezu erzürnt.

Essens Kirsten Nesse hatte den Ball ins Aus gespielt, um für Kapitänin Irini Ioannidou eine Behandlung zu ermöglichen. Doch Potsdam gab die Kugel nicht zurück. Stattdessen griffen die Gäste an und holten einen Eckball heraus, der zum Ausgleich führte. Und offenbar hatte Chahed seine Mannschaft von der Seitenlinie aus genau dazu angewiesen. „Ich finde, das war kein Fair Play und keine gute Aktion von Potsdam“, kritisierte Högner. „Nach dem Spiel sind dann die Emotionen etwas hochgekocht. Aber jetzt ist auch gut. Ich möchte kein Fass mehr aufmachen.“

SGS Essen schwächelt bei gegnerischem Eckball

Natürlich weiß er auch, dass seine Elf bei diesem Eckball besser verteidigen musste. Allerdings spielte auch Schiedsrichterin Franziska Wildfeuer in dieser Situation eine nicht unerhebliche Rolle. Denn Essens Ioannidou war nach einem recht eindeutigen Foul der eingewechselten Chmielinski liegengeblieben. Das Foul ahndete die Unparteiische aber nicht. „Klare Sache“, findet Högner. Und so wurde der folgende Ausgleich in seiner Entstehung auch von der Unparteiischen Wildfeuer beeinflusst.

Irini Ioannidou von der SGS Essen kommt nicht zum Abschluss.
Irini Ioannidou von der SGS Essen kommt nicht zum Abschluss. © Unbekannt | Michael Gohl

Allerdings wären die Gäste bei einer fehlerfreien Leistung des Schiedsrichtergespanns wahrscheinlich schon früher zum Ausgleich gekommen. Denn unmittelbar nach dem Essener Führungstor hätte Wildfeuer den Brandenburgerinnen einen Handelfmeter geben müssen. Selina Ostermeier hatte den Ball klar mit dem Arm gespielt. Aber auch da blieb die Pfeife der unglücklichen Spielleiterin stumm.

Trainer Högner beklagt mangelnde Torausbeute

An ihr wollte Högner die Niederlage aber nicht festmachen. „Wir müssen aus unseren Chancen einfach mehr Tore machen. Dass Potsdam bei Standards immer für ein Tor gut ist, wussten wir.“ Diesmal sogar für zwei, denn dem 1:2 ging ein Freistoß voraus, bei dem Essens Torfrau Stina Johannes zu zögerlich aus dem Kasten kam. „Damit haben wir uns um die Ernte gebracht. Denn einen Punkt hätten wir schon verdient gehabt“, befand Högner.

So aber bleibt die SGS gegen Teams aus der oberen Tabellendrittel ohne Punktgewinn, was aber bei der Bewertung der Hinrunde keine große Rolle spielt. Schließlich befinden sich die Essenerinnen in einem Jahr des Übergangs. „Wir haben unsere Pflicht erfüllt, und man hat gesehen, dass sich viele Spielerinnen im Laufe der Saison gesteigert haben“, sagt Högner, der nicht ohne Bauchschmerzen in diese Spielzeit gegangen war. Einerseits hatte die SGS etliche Leistungsträgerinnen verloren und befand sich mit zwölf Neuzugängen in einem Umbruch. Andererseits hing auch dem Trainer noch die unglückliche Niederlage im DFB-Pokalfinale gegen Wolfsburg nach. „Das hat man auch den etablierten Spielerinnen angemerkt. Da musst du den Schalter erstmal wieder umlegen.“

Carlotta Wamser ist belebendes Element

Dazu kam noch das, so Högner, „krasse Auftaktprogramm“ mit den Gegnern Wolfsburg und Frankfurt. „Das hat uns direkt unter Druck gesetzt. Aber wir haben erst gegen Werder Bremen, später auch gegen Meppen und Sand gut darauf reagiert.“ Auch, weil sich die Defensive immer mehr stabilisierte. Nina Räcke und Selina Ostermeier haben sich in der Innenverteidigung etabliert, und Carlotta Wamser trat offensiv als belebendes Element in Erscheinung, auch wenn sie ein, zwei Tore mehr hätte machen können. „Sie ist sehr konstant und hat enorm viel gearbeitet. Und wir dürfen nicht vergessen, dass sie beim Saisonstart erst 16 war“, erklärt Högner.

Aber nicht nur die Neuen haben sich gesteigert, auch Spielerinnen wie Jacqueline Klasen und Jana Feldkamp haben durchaus einen Schritt nach vorne hin zur Führungsspielerin gemacht. „Es war mir klar, dass sie in ihre neuen Rollen reinwachsen werden, weil wir viele Alphatiere aus der Vorsaison verloren haben.“ Nur gegen die Top-Klubs hat es eben noch nicht zu Zählbarem gereicht. Aber das könnte sich am kommenden Sonntag beim Rückrundenstart ändern. Allerdings erwartet die SGS gegen den VfL Wolfsburg mit die schwierigste aller Aufgaben.