Essen. Mit sieben Punkten aus sieben Spielen hat man das erste angestrebte Zwischenziel erreicht. Erfreuliche Entwicklung bei den neuen Talenten.
Fast sieben Minuten Nachspielzeit musste die SGS Essen überstehen, ehe die Punkteteilung gegen Bayer Leverkusen feststand. Und Markus Högner, Trainer des Frauenfußball-Bundesligisten, war mit dem 0:0 doch sehr zufrieden: „Es war wichtig, dass wir zu Null gespielt haben. Wir müssen weiter in kleinen Schritten denken.“ Das erste Zwischenziel hat seine Mannschaft damit erreicht: Mit sieben Punkten aus sieben Spielen haben sich die Essenerinnen vom Tabellenkeller bereits absetzen können.
Trotz eines anspruchsvollen Auftaktprogramms. Denn Wolfsburg, Bayern München, Eintracht Frankfurt und die TSG Hoffenheim hat die SGS schon hinter sich. „Natürlich hofft man, in diesen Spielen eine Überraschung zu landen. Aber ich habe schon gedacht: Wenn es böse kommt, stehst du direkt unten drin“, sagt Högner. Allerdings hielt seine junge Mannschaft dem Druck vor allem in den wichtigen Partien gegen die Aufsteiger Werder Bremen und SV Meppen stand und fuhr ihre bisherigen zwei Saisonsiege ein. „Damit liegen wir voll im Soll, haben aber noch einen langen Prozess vor uns“, erklärt Essens Trainer.
Dreiwöchige Pause in der Bundesliga
Was er meint, ist klar. Schließlich hat die SGS vor Saisonbeginn in einer beispiellosen Dimension gestandene Spielerinnen verloren und auf der Gegenseite vor allem unerfahrene Talente verpflichtet, die perspektivisch an die Eliteliga herangeführt werden sollen. „Das haben wir auch schon ganz gut geschafft“, erklärt Högner mit Blick auf Nina Räcke, Selina Ostermeier, Carlotta Wamser und Jill Baijings, die sich bereits in seine erste Elf gespielt haben. Antonia Baaß nahm eine ähnliche Entwicklung, ehe sie durch eine Sprunggelenks-Verletzung ausgebremst wurde.
Die nun dreiwöchige Pause in der Liga spielt ihr bei der Genesung sicher in die Karten. Denn bis es am 8. November zum SC Sand geht, rechnet Högner wieder mit der 20-Jährigen. Bei einem Schwachpunkt der SGS wird sie mit ihren 1,64 Meter aber kaum Abhilfe leisten können: Der Anfälligkeit bei hohen Bällen. Erstaunlich laut schimpfte Högner gegen Leverkusen nach unnötigen Eckbällen und Freistößen für den Gegner. Die Gefahr vor dem eigenen Tor war vorprogrammiert. „Das ist ein Thema bei uns. Auch, weil wir gute Kopfballspielerinnen vor der Saison verloren haben“, gesteht er.
SGS-Spielerinnen haben Lufthoheit eingebüßt
Lea Schüller, Lena Oberdorf, Nina Brüggemann und vor allem Marina Hegering haben der SGS in der vorigen Spielzeit noch gegen viele Mannschaft eine Lufthoheit beschert. Die ist nun futsch. Dabei fehlt es nicht nur an Körpergröße, sondern mitunter auch an Willen. Elisa Senß war gegen Leverkusen erneut ein Gegenbeispiel. Mit ihren 1,61 Meter konnte sie gegen die 26 Zentimeter größere Milena Nikolic eigentlich kaum etwas ausrichten, aber die Angreiferin zumindest soweit stören, dass keine große Gefahr entstand. Torfrau Stina Johannes kann ihre Vorderleute aber bei hohen Bällen durchaus noch besser unterstützen.
Allerdings gab es gegen Leverkusen noch ein größeres Thema als die gegnerischen Standards. Es war eine Aktion wenige Minuten vor dem Ende: Die eingewechselte Kirsten Nesse lieferte sich einen verbissenen Zweikampf mit Leverkusens Dora Zeller, der für beide auf dem Hosenboden endete. Dann aber traf Zeller die Essenerin wohl mit dem Knie im Gesicht. Nesse spielte noch zu Ende, ehe sie umgehend ins Krankenhaus gebracht wurde, wo man sie mit einer Gehirnerschütterung auch gleich stationär aufnahm.
Keine Entschuldigung derLeverkusenerin Zeller
Ob Absicht hinter der Aktion von Zeller steckte, ist schwer zu beurteilen. Schwach ist ganz sicher ihr Verhalten danach: Statt einer Geste der Entschuldigung, schlich sich die 25-Jährige davon. Dass weder Schiedsrichterin Franziska Wildfeuer noch ihre Assistentin die vermeintliche Tätlichkeit bemerkten, ist ihnen nicht vorzuwerfen. Ihre Blicke gingen zum Ball, schließlich wurde der Angriff fortgesetzt. Eine vierte Offizielle wäre sicher hilfreich gewesen. So aber kann der DFB immerhin im Nachgang noch Ermittlungen einleiten.