Dortmund. Läufer sind nie um Ausreden verlegen, wenn sie lieber im Warmen sitzen wollen. Doch eines steht fest: Schnee ist kein Grund, zu Hause zu bleiben.
Wer sich für den Laufsport als die Leibesertüchtigung seiner Wahl entschieden hat, hat dies vermutlich mit dem Wissen getan, dass es kaum einen freiluftigeren Freiluftsport gibt als die Lauferei. Wälder sind nun mal in der Regel draußen. Ebenso Felder, Straßen, Seen - eben alles, was sich als Laufrevier eignet. Trotzdem sind wir Läufer äußerst erfinderisch, wenn es darum geht, das Wetter als Begründung heranzuziehen, warum wir ausgerechnet heute nicht laufen können.
Ich bin ja auch so, speziell im Sommer. Ich bin einfach kein Sommerläufer, bei hohen Temperaturen macht sich das Gewicht, dass ich im Hüftbereich mit mir herumschleppe, zu stark bemerkbar. Im Sommer kenne ich jede "Begründung" (also eigentlich: Ausrede) von "zu heiß" über "zu schwül" bis "nee, wir wollten doch grillen". Mein Freund ist der Winter. Ich liebe es, bei Kälte zu laufen.
Zu kalt, zu glatt - Ausreden lasse ich nicht gelten
Komischerweise bin ich mit dieser Vorliebe relativ allein. Vorwände wie "die Luft ist zu kalt zum Atmen" fege ich weg und erkläre, dass man doch nur ein dünnes Tuch vor Mund und Nase binden müsse. Die generelle Aussage, es sei viel zu kalt, erwidere ich mit dem Hinweis, dass man sich gegen Kälte ganz gut mit Kleidung schützen kann. Und dann kommt als letztes Killerargument: "Auf Schnee kann ich nicht laufen."
Schon mal mit Schuhen probiert? Also, ich meine, ich laufe ja grundsätzlich mit Schuhen. Und im Schnee zu laufen ist jetzt nicht unbedingt anders als durch Matsch zu rennen. Man muss halt den Schritt anpassen. Schnee ist nicht das perfekte Geläuf, um sich einen raumgreifenden Schritt anzutrainieren. Schnee verlangt kleinere, präzise Schritte - und etwas Mut. Natürlich sollten die Schuhe Profil haben. Ich bin mit meinen normalen Straßen-ASICS immer bestens zurecht gekommen. Bei meinem vergangenen Lauf im verschneiten Dortmunder Wald habe ich meine neuen Trailschuhe getragen und hatte noch etwas besseren Halt.
Wer wirklich Angst vor winterlichen Rutschpartien hat, kann auf gestreute Wege zurückgreifen. Das ist aber nicht schön, weil Salz und/oder Granulat hässliche Geräusche beim Drüberlaufen machen. Außerdem neigen Bürgersteige zum Vereisen - und da helfen dann auch beste Schuhe nicht.
Heiße Dusche als Belohnung
Das schönste winterliche Laufrevier ist der Wald. Auf verschneiten Wald-, Reit- und Feldwegen läuft es sich wunderbar! Und wenn die Schuhe knöcheltief in den Schnee sinken - einfach mit sicherem Tritt weiterlaufen. Eine unberührte Schneedecke weckt Pioniergeist.
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Entgegenkommende Läufer blinzeln sich anerkennend zu, ein Lächeln würde man ja hinter dem Multifunktionstuch auch nicht sehen. Winterläufer sind ganz hart und stolz auf jeden Schritt. Die Oberschenkel werden ungeübte Läufer dafür zwar hassen, sind aber umso dankbarer, wenn nach dem Schneelauf eine heiße Dusche, Badewanne oder gar Sauna als Belohnung winkt.
Also, wenn ihr zögert, ob ihr bei Schnee auf die Piste sollt, kann ich nur empfehlen: Raus! Es gibt kein Wetter, sondern nur Bedingungen. Und an die kann man sich anpassen.