Dortmund. Für mich als Läufer ist jeder Sonntag wie Silvester: Für die kommende Woche schmiede ich Pläne und strotze nur so vor guter Vorsätze. Doch dann kommt die Realität in Gestalt des Terminkalenders und fährt mir in die Parade. Am Ende reicht es dann nur für eine Mini-Einheit – wenn überhaupt.

Kennt ihr das? Der Lauf am Samstag war klasse! Und weil's so schön war, folgte am Sonntag noch eine längere Einheit. Die war auch super. Gerade jetzt in der dunklen und kühlen Jahreszeit nutzt man als Läufer jede Gelegenheit, bei Tageslicht auf die Piste zu kommen. Außerdem zeigte sich dieser November zu Beginn ja von seiner schönsten Seite.

Beschwingt von den absolvierten superguten 15 Kilometern habe ich auch an diesem Sonntag gleich große Pläne geschmiedet. Nicht unbedingt für Montag – irgendwann muss man ja mal regenerieren. Aber für Dienstag. Ach nee, da spielt Borussia und ich "muss" ins Stadion. Also wohl eher Mittwoch und ganz bestimmt Donnerstag, gleich nach der Arbeit. Das sind also zwei Einheiten in dieser Woche und am Wochenende kann ich mich dann endlich mal wieder an die Halbmarathondistanz wagen. Ich sprühe vor läuferischem Tatendrang.

Blutgrätsche vom Terminkalender

Doch dann, nach dem Duschen, kommt in schöner Regelmäßigkeit die Blutgrätsche des Terminkalenders. Der Dienstag fiel von vornherein wegen Stadion flach. Am Mittwoch hatte der Zug Verspätung (ich bin Pendler und genieße das Leben sozusagen in vollen Zügen) und als ich endlich zu Hause war, war es mir zu kalt, zu dunkel, zu blöd. Die Woche schon halb um und ich habe meine Laufschuhe noch nicht einmal angesehen.

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Dazu kommt, dass ich zum Laufen Muße brauche. Ich mag es nicht, schon vor dem Start unter Zeitdruck zu stehen und während des ganzen Laufs daran denken zu müssen, pünktlich wieder zu Hause zu sein. Ich laufe gerne plan- und ziellos, ohne Zwang und Druck. Daher bin ich ganz schlecht darin, einen flotten Lauf mal eben zwischen zwei Termine zu quetschen.

Mit Laufklamotten ins Arbeitszimmer

Donnerstag, Bahnstreik. Was für viele eine Qual ist, ist meine Chance! Ich arbeite von zu Hause aus und renne sofort los, sobald ich meinen Rechner heruntergefahren habe. Sofort! Am besten setze ich mich schon in Laufklamotten ins Arbeitszimmer.

Aber nicht doch! Meine bessere Hälfte hat am Abend noch einen Termin. Vorher soll es noch Abendessen geben. Da will man ja dann auch nicht fehlen. Vertagen wir den Lauf also auf Freitagnachmittag. Da klappt das bestimmt. Oder ist das überhaupt sinnvoll, so einen Tag, bevor ich am Samstagmorgen einen Trailrunning-Kurs machen will?

Samstag? Trailrunning? Mööööp! Der Terminkalender kommt schon wieder angerauscht, mit beiden Füßen nach vorne und offener Sohle. Samstagvormittag bin ich offenbar zu Hause unabkömmlich, weil die bessere Hälfte ihr Recht auf Privatleben in Anspruch nehmen will. Samstagnachmittag droht ein Familiengeburtstag und Samstagabend ist auch schon verplant. Sonntag? Aber nein, auch schon komplett voll, unter anderem wieder mit Stadion.

Wenn ich nicht zum Laufen komme, dann wenigstens zum Essen

Es ist zermürbend. Eine ganze Woche ohne Lauf. Besserung ist nicht in Sicht. Wie soll ich jemals wieder fit für einen Marathon werden? Dabei habe ich doch Pläne! Naja, nächste Woche wird sich bestimmt ein Zeitfenster für einen Lauf finden lassen. Das wäre wichtig, weil ich im Falle verpasster Trainingseinheiten gerne auf eine sehr kontraproduktive Übersprungshandlung ausweiche: essen gehen.

Laufen mit vollem Termin- und Familienkalender – wie macht ihr das?