Essen. Oliver Kahn legt als ZDF-Experte bei der Fußball-Weltmeisterschaft seine Finger in offene Wunden. Der Mann am Mikrofon spielt eine ganz starke Weltmeisterschaft - Per Mertesacker und die Kollegen von der deutschen Nationalelf haben noch Steigerungspotenzial.
Während Deutschlands Abwehrchef Per Mertesacker nicht einsehen wollte, dass es an dem mühsam erarbeiteten Achtelfinal-Erfolg gegen Algerien auch etwas zu kritisieren gab, demonstrierte sein früherer Mitspieler Oliver Kahn deutlich, dass er die Seiten gewechselt hat: Der ehemalige Weltklassetorwart wehrt mit seinen Fingern keine Bälle mehr ab, sondern er legt sie in offene Wunden.
ZDF konfrontiert Kahn mit Bildern von der WM 2002
Den deutschen Kringeldrehern im offensiven Mittelfeld (Götze, Özil, bisweilen auch Kroos) spricht der ZDF-Experte die Durchschlagskraft ab: „Wenn du zu viele solcher Spieler hast, dann kommst du nicht dahin, wo du hin willst.“ Und er bezweifelt stark, dass Joachim Löw ein harmonisches Mannschaftsgefüge zusammengestellt haben könnte: „Die Mischung stimmt nicht.“
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Wenn Kahn früher im Kampfmodus eine Uhr anschaute, blieb die vor Schreck stehen. Sein Stichwortgeber Oliver Welke aber muss nicht befürchten, dass ihm der Partner mit dem gestreckten Fuß vor die Brust springt oder die Beißerchen an den Hals drückt. Nach dem Ausraster von Luis Suárez nimmt sich der personifizierte Alptraum von Heiko Herrlich selbst auf die Schippe: „Das ist ein Verhalten, das man sonst nur von Tieren kennt.“
Sein neuer Arbeitgeber konfrontiert ihn auch mit den Bildern von der WM 2002, mit seinem Patzer im Finale gegen Brasilien. „Ich sehe das immer wieder gerne“, sagt Kahn und fragt lachend: „Wo waren da die Abwehrspieler?“ Dieser Mann am Mikro spielt ein ganz starkes Turnier. Mertesacker und Kollegen hätten da noch Steigerungspotenzial.