Essen. Das Fußball-System Tiki-Taka steht bei der WM in Brasilien vor dem Absturz, doch gerade in dieser Phase hat sich die deutsche Mannschaft diesem Modell konsequent verschrieben. Gegen Ghana rettete ausgerechnet ein klassischer Stürmer die Löw-Elf. Ein Kommentar
Es sieht so aus, als stehe ein Fußball-System vor dem Absturz. Es ist das Modell Tiki-Taka. Drei Beispiele, die das belegen:
Erstens: Spanien, Erfinder dieser Taktik, ist in der WM-Vorrunde sang- und klanglos rausgeflogen.
Zweitens: Der FC Barcelona, der das System auf Vereinsebene perfektioniert hatte, erlebte eine Saison ohne Titel.
Drittens: Die Bayern, die Tiki-Taka kopiert haben, wechselten zuletzt bei Rückständen einen Brecher als Mittelstürmer ein. Claudio Pizarro oder Mario Mandzukic waren dann meistens in der Lage, einen Rückstand noch in einen Vorsprung zu verwandeln. Bayern siegte, und wieder war Tiki-Taka kurzfristig gerettet.
Systeme im Fußball ändern sich
Aber Systeme im Fußball ändern sich, frag’ nach bei den verschwundenen Liberos. Ärgerlich nur, dass die deutsche Nationalelf gerade in einer Abschwung-Phase beginnt, alles auf Tiki-Taka zu setzen.
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Zudem ist es ein Trend gegen die eigene Tradition, denn Mittelstürmer hatte das Team genug: Von Uwe Seeler über Gerd Müller bis hin zu Rudi Völler. Doch Bundestrainer Joachim Löw hat den Torjägern kaum eine Chance gegeben. Der Leverkusener Stefan Kießling oder der angeschlagene Mario Gomez, kein Thema. Löw hat nur einen echten Stürmer im Kader: Miroslav Klose.
Und kaum lag Deutschland erstmals bei der WM hinten, waren die Götzes und Özils mit ihrem Tiki-Taka-Latein am Ende. Mittelstürmer Klose kam rein, und ein paar Sekunden später – rumms – stand es 2:2.
Natürlich hat Löw die Option, es im weiteren Turnierverlauf öfter mit Klose zu versuchen. Nur: Klose ist allein auf seinem Posten, er hat Rückenschmerzen, und er ist schon 36 Jahre alt. Keine guten Aussichten.