Düsseldorf. . Ex-Fortuna-Profi Robert Palikuca staunte nicht schlecht, als ihm Kroatiens Nationalcoach kürzlich ein Versöhnungsgeschenk schickte. Am Donnerstag Abend geht es zum WM-Start gegen Gastgeber Brasilien

Für eine Aussöhnung ist es nie zu spät. Auch dann nicht, wenn sie lange neun Jahre auf sich warten lässt. Robert Palikuca staunte nicht schlecht, als vor einem Monat der Paketbote bei ihm klingelte. Das an den ehemaligen Fortuna-Profi adressierte Päckchen hatte keinen Absender. Spätestens nach dem Öffnen wusste der 36-Jährige jedoch sofort, wer ihm da ein von der kroatischen Nationalmannschaft signiertes Trikot geschickt hatte.

„Ich wusste sofort, was es mit dem Trikot auf sich hatte“, grinste Palikuca, für den mit der vermeintlich geheimnisvollen Paketpost ein neun Jahre alter Disput ein Ende fand. Als der Innenverteidiger 2005 noch in Diensten des FC St. Pauli im Achtelfinale um den DFB-Pokal gegen Hertha BSC kickte, kam es zu einem Zusammenprall mit Herthaner Niko Kovac.

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„Ich bin ihm damals voll reingegrätscht, eine unglückliche Situation“, erinnert sich Palikuca, „Kovac war damals Kapitän der kroatischen Nationalmannschaft. Ich habe mich sofort bei ihm entschuldigt, doch er hat direkt abgewunken.“ Es folgte ein verbaler Austausch von Nettigkeiten in der Landessprache. „Nach dem Spiel habe ich Niko Kovac um sein Trikot gebeten, doch er war immer noch beleidigt.“ Vielleicht, weil ausgerechnet Palikuca die Kiezkicker in der 109. Spielminute der Verlängerung zum 4:3-Sieg köpfte?

Trikottausch nach neun Jahren

Neun Jahre später wurde der versöhnliche Trikottausch auf postalischem Weg vollendet. Die Zeiten haben sich geändert. Während Palikuca nach vier Jahren bei der Fortuna seine Profi-Schuhe 2010 gegen einen Posten im Marketing des Zweitligisten eintauschte, steht Niko Kovac, der Gefoulte von damals, am Donnerstag Abend vor dem Höhepunkt seiner Karriere. An der Seite seines Bruders Robert führt er Kroatiens Fußballer als Nationaltrainer zum Eröffnungsspiel der Weltmeisterschaft gegen Gastgeber Brasilien.

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„Wir sind ein sport- und fußballverrücktes, aber auch ein sehr armes Land. Wir leben von großen Emotionen und deshalb träumen auch viele Menschen in meiner Heimat vom Titelgewinn“, so Palikuca, der die Chancen seiner Landesfarben etwas realistischer einschätzt. „Wir haben eine der schwersten Gruppen erwischt. Allerdings könnte es von Vorteil sein, gleich im Eröffnungsspiel auf Brasilien zu treffen, die gehörig unter Druck stehen.“

Die Sehnsucht nach Erfolg ist nach den zuletzt mageren kroatischen WM-Jahren groß. 2002 und 2006 war in der Vorrunde Endstation. Die letzte WM in Südafrika fand sogar ohne kroatische Beteiligung statt. „Die Menschen zehren noch immer von unserem dritten Platz 1998, als wir sogar Deutschland mit 3:0 aus dem Turnier geworfen haben.“

Fifa-WM 2014Die Mannschaft um Superstar und Mittelfeld-Motor Luka Modric von Real Madrid lebt von ihren Emotionen. „Bei den Kroaten“, so Palikuca, „wird es nie einen Streit um WM-Prämien geben, „dafür identifizieren sich die Spieler zu sehr mit ihrem Land. Sie würden auch verletzt noch spielen.“

Für die Familie Palikuca wird es heute so oder so ein Feiertag. Mit Ehefrau Sabine stößt er auf den zehnten Hochzeitstag an. Zudem wird Töchterchen Paula neun Jahre alt. Fehlt eigentlich nur noch ein kroatischer Sieg. Und die Frage nach dem Trikot von Niko Kovac. „Das hat in meinem Büro bei der Fortuna einen Ehrenplatz erhalten“, so Palikuca, „niemand darf es anfassen!“

Voraussichtliche Aufstellungen Brasilien - Kroatien 

Brasilien: 12 César - 2 Alves, 4 Luiz, 3 Silva, 6 Marcelo - 17 Luiz Gustavo, 8 Paulinho - 7 Hulk, 11 Oscar, 10 Neymar - 9 Fred

Kroatien: 1 Pletikosa - 11 Srna, 5 Corluka, 13 Schildenfeld, 2 Vrsaljko - 10 Modric, 7 Rakitic, 20 Kovacic, 4 Perisic, 22 Eduardo - 18 Olic

Es fehlen: Mandzukic (gesperrt), Pranjic (Knöchelverletzung)

Schiedsrichter: Nishimura (Japan)