Praia do Forte. Die beiden Ex-Bundesliga-Profis Niko und Robert Kovac führen Kroatien ins Eröffnungsspiel gegen Gastgeber Brasilien. Vor acht Monaten waren die beiden noch für die kroatische U21 zuständig, ehe Verbandspräsident Davor Suker sie beförderte.
Mit der Ruhe ist es im malerischen Küstenort Praia do Forte längst vorbei. Seitdem die kroatische Nationalmannschaft an der Atlantikküste im Bundesstaat Bahia angekommen ist, wächst der Rummel, je näher das große Ereignis heranrückt, passend zum Namen des Hotels Tivoli. Und mitten im Visier der Kameras steht der gebürtige Berliner Niko Kovac.
Wundersame Reise
Als zweimaliger WM-Teilnehmer und langjähriger Bundesligaprofi zählt er beileibe nicht zu den Novizen im Fußballgeschäft, aber ein derartiges Ballyhoo hat selbst er noch nicht erlebt. „Eine große Ehre“ sei es, das Eröffnungsspiel der WM gegen den Rekordweltmeister Brasilien zu bestreiten, schwärmt der kroatische Chefcoach. „Zwei, drei Milliarden Menschen schauen zu. Das ist schon etwas Außergewöhnliches.“ Niko Kovac (42) und sein zwei Jahre jüngerer Bruder Robert (40), der ihm als Co-Trainer zur Seite steht, müssen sich vorkommen wie auf einer wundersamen Reise.
Wenn an diesem Donnerstag (22 Uhr MESZ) in Sao Paulo der WM-Anpfiff ertönt, ist es gerade einmal acht Monate her, dass Kovac & Kovac nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit auf der Bank der kroatischen U 21 im Stadio Comunale Cornaredo von Lugano saßen. Der Nachwuchs gewann damals im Oktober 2013 mit 2:0 gegen die Schweiz, was eher eine Randnotiz war. Weitreichendere Auswirkungen auf das Leben der beiden Ex-Profis hatte das 0:2 der A-Mannschaft einen Tag später in Schottland zum Abschluss der Gruppenphase.
Spätestens da reifte bei Verbandspräsident Davor Suker, dem WM-Helden von 1998 und Albtraum des deutschen Nationalverteidigers Christian Wörns, der Entschluss, den glücklosen Trainer Igor Stimac durch die Kovac-Brüder zu ersetzen. Das Duo führte das kriselnde Team um Luka Modric in den Playoffs gegen Island zur WM – als Lohn gab es einen Vertrag bis 2016.
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So erlebt die Fußballwelt zum Auftakt der Endrunde nun ein Brüderpaar auf der Trainerbank. Ein Vorgang, den es so in der WM-Geschichte auch noch nicht gab. In der Bundesliga hatten im Jahre 2001 Friedhelm und Wolfgang Funkel mal zusammen Hansa Rostock trainiert, das Unterfangen scheiterte aber.
Lösung schon im Kopf
Das soll der Kovac-Connection nicht passieren, auch wenn der Erfahrungsschatz der beiden im Trainerbereich noch überschaubar ist. Niko Kovac arbeitete drei Jahre im Nachwuchsbereich und als Co-Trainer bei Red Bull Salzburg. Anfang 2013 übernahm er bei der kroatischen U 21 erstmals die Chefrolle. Und nun geht es zum Auftakt gleich gegen Brasilien – kein Nachteil, glaubt der Chefcoach, der mit vielen Spielern noch auf dem Platz gestanden hat. „Der Druck ist für Brasilien enorm. Das ganze Land fordert doch den Sieg ein“, sagt Kovac. Und er habe schon eine Lösung für das Spiel gegen die Selecao im Kopf . . .