Santo André. Joachim Löw lässt nichts unversucht, um seine Spieler an die erwarteten Bedingungen im WM-Auftaktspiel gegen Portugal zu gewöhnen. Der Gegner stimmte sich mit einem 5:1 gegen Irland auf die große Aufgabe ein. Brasilien fiebert derweil dem ersten Anstoß entgegen.
Die erwartete Hitzeschlacht zum WM-Auftakt gegen Portugal spielte Bundestrainer Joachim Löw schon einmal als Echtzeit-Probe durch. Erstmals in den Tagen von Brasilien passte das deutsche Team am Mittwoch den Tagesablauf komplett an die erste Turnier-Anstoßzeit um 13.00 Uhr Ortszeit an. "Die Mannschaft wird mit einer sehr guten Einstellung die Bedingungen annehmen", versprach Kapitän Philipp Lahm für die letzten Vorbereitungstage und das Match gegen Weltfußballer Cristiano Ronaldo und Co. am Montag in Salvador. Der 30 Jahre alte Münchner und sein Clubkollege Thomas Müller gehen mit neuen Bayern-Verträgen in die WM. Lahm verlängerte bis 2018, Müller sogar bis 2019 beim deutschen Rekordmeister.
Portugals Superstar Ronaldo ist wieder fit
Vereinskollege Manuel Neuer könnte gegen Portugal wieder zwischen den Pfosten stehen. Der Nationaltorhüter kehrte nach seiner Schulterverletzung am Mittwoch ins Mannschaftstraining der DFB-Auswahl zurück. Neuer sei "auf einem richtig guten Weg", berichtete Torwarttrainer Andreas Köpke im WM-Camp in Santo André. Nach seiner im DFB-Pokalfinale Mitte Mai erlittenen Blessur seien Neuer und die Teamführung "absichtlich kein überhöhtes Risiko eingegangen". Wenn Neuer am Montag im deutschen WM-Auftaktspiel gegen Portugal auflaufen sollte, werde er zu 100 Prozent belastbar sein, sagte Köpke und fügte hinzu: "Daran wird er sich auch messen lassen."
Vom Trainer bis zum Physiotherapeuten, vom Sportpsychologen bis zum Koch, vom Zeugwart bis zum Arzt - alle mussten in Santo André zusammen mit den Spielern den WM-Ernstfall proben. "Es ist eine gute Idee, auch mal zu den Spielzeiten zu trainieren", erklärte Teamarzt Tim Meyer die medizinische Sicht. Denn auch das sogenannte Anschwitzen muss viel eher stattfinden als bei Partien mit gewohnten Anstoßzeiten. "Es ist schon ein anderer Rhythmus. Ich habe das in England erfahren", berichtete Nationalspieler André Schürrle. Dazu kommen in Brasilien hohe Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit.
Entsprechend wird der Bundestrainer die Startelf gegen die Portugiesen aufstellen, die ihren letzten Test in New Jersey/USA mit dem genesenen Superstar Cristiano Ronaldo gegen Irland mit 5:1 gewannen. Dabei zerstreute der Weltfußballer mit zwei Torvorlagen alle Zweifel, dass er den Auftakt gegen Deutschland am Montag aufgrund seiner Knie- und Oberschenkelprobleme verpassen könnte.
Fußball-Fieber in Brasilien steigt
"Ronaldo hat ein gutes Spiel gemacht. Vor allem, wenn man bedenkt, dass er davor zwei Wochen lang nicht spielen konnte", sagte Trainer Paulo Bento. "Es ist gut, dass er zurück ist." Weiterer Lichtblick im Stadion der New York Jets war der Ex-Bremer Hugo Almeida als zweifacher Torschütze. Auch Fabio Coentrao von Real Madrid traf doppelt, der Wolfsburger Bundesliga-Profi Vieirinha rundete den klaren Erfolg ab.
Im Land des WM-Gastgebers stieg das Fußball-Fieber 24 Stunden vor dem Eröffnungsspiel gegen Kroatien weiter an. "Unsere Fans können sicher sein: 23 Krieger werden sich für die Seleção zerreißen und wollen den Titel holen", versicherte Stürmerstar Neymar. Der 22-Jährige vom FC Barcelona macht sich keine großen Sorgen über die riesige Erwartungshaltung im eigenen Land. Die Kroaten wissen um die nervliche Belastung des Gegners und wollen sie sich zunutze machen. "Brasilien ist Favorit und muss als Gastgeber den Titel holen. Der Druck ist immens. Diesen Druck kann man nicht messen, den werden die Spieler nie mehr in ihrem Leben haben", sagte Trainer Niko Kovac.
Einen Tag vor dem ersten Anpfiff verteidigte Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff die Ausrichtung der WM in ihrem Land vehement und warf den Kritikern Schwarzmalerei vor. "Von diesem Donnerstag an werden die Augen und Herzen der Welt auf Brasilien gerichtet sein, um die größte Weltmeisterschaft der Geschichte zu begleiten", sagte sie in einer landesweit ausgestrahlten Rundfunkansprache. Die WM sei ein Turnier für den Frieden, das Miteinander und die Toleranz sowie gegen Rassismus, Gewalt und Vorurteile. (dpa)