Proteste im Gastgeberland Brasilien gegen die Geldverschwendung bei der WM, Korruptionsvorwürfe und Posten-Gerangel beim Welt-Fußballverband Fifa. Kurz vor der Eröffnung kracht es an vielen Ecken und Kanten. Der Fußball hält das aus. Noch. Ein Kommentar

Fußball-Romantik ist wunderbar, aber die Romantik verkommt langsam aber sicher zu einer Angelegenheit für Nostalgiker. Mittlerweile geht es im Fußball hauptsächlich um Geld. Um jede Menge Geld.

Aus diesem Grund ist der Weltfußball-Verband Fifa mit seiner Weltmeisterschaft schon in die USA gegangen, hat Japan und Südkorea besucht. Man nennt das: Neue Märkte erschließen. Der jüngste Witz der Fifa wird seine Pointe allerdings erst in der Zukunft richtig entfalten: Die WM 2022 in einem Backofen namens Katar. Immerhin: Es ist der wahrscheinlich reichste Backofen der Welt.

Mitten in diesen skurrilen Rahmen hinein erschien die Vergabe der WM 2014 nach Brasilien wie eine Offenbarung. Das größte Fußball-Turnier der Welt in einem fußballverrückten Land. Besser geht nicht, dachte man zunächst.

Vielzahl von schlechten Nachrichten können Fußball nicht zerstören

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Falsch gedacht, Brasilien hat als Gastgeberland kaum einen Fehler ausgelassen. Die Regierung hat es tatsächlich geschafft, eine begeisterte Fußball-Nation zu einem großen Teil gegen die WM aufzubringen. Sündhaft teure Stadien, Großmannssucht, Ausgrenzung der Armen: Irgendwann reichte es, und die Proteste nehmen schon lange kein Ende mehr.

In diese Gemengelage hinein mischt sich nun auch noch die Fifa mit ihren Machtkämpfen um die mögliche Wiederwahl ihres Präsidenten Joseph S. Blatter und mit diversen Korruptionsvorwürfen. Wer die Fußball-Funktionäre schon länger beobachtet, den wundert das Theater nicht mehr. Das eigentlich Erstaunliche an der Vielzahl schlechter Nachrichten ist: Sie alle reichen nicht, um den Fußball zu zerstören.

Am Donnerstag beginnt die WM mit dem Eröffnungsspiel zwischen Brasilien und Kroatien, überall auf der Welt werden die Fans zuschauen. Doch irgendwann ist die WM mit ihrer Begeisterung vorbei, die Korruptionsvorwürfe müssen geklärt werden, und irgendwann stellt sich dann die Frage: Wie lange ist der Fußball eigentlich noch stark genug, um das alles auszuhalten?