Bogota. . Der kolumbianische Torjäger Radamel Falcao vom AS Monaco ist am Kreuzband verletzt, will aber unbedingt bei der Weltmeisterschaft in Brasilien spielen. Daran sind auch viele Sponsoren interessiert. Einer der wenigen, die sich über seinen Ausfall freuen würden, spielt künftig beim BVB.

Am vergangenen Wochenende fanden in Kolumbien Präsidentschaftswahlen statt, aber viel mehr als den TV-Debatten der Politiker folgten die Menschen den Nachrichten aus dem Trainingslager der kolumbianischen Fußball-Nationalmannschaft. Wie geht es Falcao? Trainiert er? Was macht das Knie? Hält es? Ganz Kolumbien hängt an einem Kreuzband.

Radamel Falcao, 28 Jahre, ist der beste Stürmer Kolumbiens und einer der besten Angreifer der Welt. Seit dem 22. Januar ist er am Kreuzband im linken Knie verletzt und versucht seither, gegen die Gesetze der Medizin bis zum ersten WM-Spiel am 14. Juni gegen Griechenland fit zu werden. An dem Mittelstürmer hängen alle Hoffnungen des südamerikanischen Landes bei der ersten WM-Teilnahme nach 16 Jahren Abstinenz. Mit neun Treffern in 13 Spielen hat Falcao sein Land in der Qualifikation nach Brasilien geschossen. Kolumbien wurde hinter Argentinien Zweiter in der Südamerika-Qualifikation.

Der Stürmerstar schweigt

Der Ausfall des Angreifers des AS Monaco wäre für Kolumbien das, was eine Verletzung Lionel Messis für Argentinien wäre: Eine nationale Tragödie, Grund für kollektive Depression. Falcao ist der beste Spieler, der emotionale Führer, derjenige, den die Gegner fürchten. Kolumbiens erste Teilnahme bei einer WM seit 1998 schiene damit zum Scheitern verurteilt, wenn man die Stimmung im Land wahrnimmt. „Falcao ist das Symbol Kolumbiens, er wäre nicht zu ersetzen. Es wäre tragisch“, sagte James Mosquera, leidenschaftlicher Fußball-Anhänger.

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In den Sportgeschäften und an den Straßenständen von Bogotá verkaufen sich in diesen Tagen vor allem die Trikots mit der Nummer 9 und dem Namenszug Falcao am besten. „Ich kaufe seins, damit er vielleicht doch noch mitfährt“, beschwört Andrés Torres, als er das neue WM-Leibchen der Kolumbianer ersteht.

Aber wie es um die Gesundung des verletzten Knies wirklich steht, weiß keiner. Mal sagen seine Ärzte, er könne es bis nach Brasilien schaffen. Dann meldet die französische Sportzeitung „L’Équipe“, der Kolumbianer verkünde bald sein Aus. Es vergeht kein Tag ohne Gerüchte, Interviews oder neue Nachrichten zum Knie der Nation.

Er verdient 63.000 Dollar pro Tag

Das Wochenmagazin „Semana“ schreibt nur noch von der „Telenovela Falcao“, wenn es um die mögliche WM-Teilnahme des Stürmers geht. Falcao selbst schweigt und ist erst einmal mit ins Trainingslager der Kolumbianer nach Argentinien gefahren. Nationalcoach José Pekerman hat bis zum 2. Juni Zeit, sein endgültiges WM-Aufgebot zu benennen. Und er wird für Falcao so lange einen Platz freihalten.

Vielleicht zögern alle Beteiligten die Entscheidung auch deshalb hinaus, weil hinter Falcao millionenschwere Interessen stehen. Der Kolumbianer, der vor einem Jahr für 79 Millionen Dollar von Atlético Madrid nach Monaco gewechselt ist, verdient dort täglich 63.000 Dollar. Und der russische Magnat und Klubeigentümer Dimitri Riobolowlew sähe es gar nicht gerne, wenn seine teure Investition ohne vollständig genesen zu sein in Brasilien eine neue Verletzung riskiert.

Auf der anderen Seite haben die vielen Werbepartner des Kolumbianers ein vitales Interesse daran, dass er in Brasilien aufläuft. Falcao ist das Gesicht von unter anderem Puma, Samsung, Gillette, Gatorade und den Schweizer Edeluhren Hublot. Mit allen Werbeverträgen streicht der Fußball-Profi im Jahr noch einmal gut zehn Millionen Dollar ein. Würde er nicht an der WM teilnehmen, müssten nicht nur die Werbepartner Verluste einkalkulieren, sondern der Spieler auch. Um 50 Prozent würden Falcaos Werbeeinnahmen schmelzen, schätzen Experten.

Wenn Falcao tatsächlich zu Hause bleiben muss, freut sich wohl nur ein Kolumbianer: Adrián Ramos. Der frühere Herthaner und neue Dortmunder ist als Ersatzmann für das nationale Idol auserkoren.