San Francisco. Der kalte Wind blies Jürgen Klinsmann fast 90 Minuten lang unaufhörlich ins Gesicht, immer wieder kniff der US-Nationaltrainer bei den starken Böen die Augen zusammen.
Der 2:0-Sieg im ersten WM-Testspiel in San Francisco gegen Berti Vogts' Aserbaidschaner war eher eine Windlotterie als ein aufschlussreicher Probelauf. Dennoch zeigte sich Klinsmann happy. "Wir sind eigentlich sehr zufrieden, haben zwei harte Trainingswochen hinter uns und wollten sehen, wie die Jungs drauf sind und das umsetzen, was wir uns im Training angeeignet haben", sagte Klinsmann der Nachrichtenagentur dpa. 21 Tage vor dem WM-Auftaktspiel gegen Ghana hatte sich der einstige Bundestrainer bewusst einen Gegner ausgesucht, der "nicht zu den Top Ten gehört", damit sich seine Spieler Selbstbewusstsein für die kommenden Aufgaben holen können.
Und Aserbaidschan, Nummer 85 der Welt, spielte die Rolle des Sparringspartners bravourös. Der Außenseiter deckte die eine oder andere Schwäche im US-Team auf. In der Defensive blieben Abspielfehler der Innenverteidiger Matt Besler und Geoff Cameron ohne Folgen. Im Spielaufbau um den eifrigen Ex-Schalker Jermaine Jones fehlte noch die Genauigkeit und auf der rechten Seite dem Hoffenheimer Fabian Johnson bei seinen Vorstößen die Bindung. "Wir haben uns anfangs schwergetan, der Wind war tückisch. In der zweiten Halbzeit haben wir es dann besser gemacht und trotz des Windes sogar nach Standardsituationen getroffen", resümierte Johnson.
Der eingewechselte Mix Diskerud erlöste in der 75. Minute Klinsmann und die 24 688 Fans, als er einen zuvor auf der Linie geblockten Schuss von Michael Bradley ins Netz drückte. "Es war wichtig, dass die Mannschaft trotz der äußeren Umstände Wege findet, ein Tor zu machen. Und dann haben sie noch eins nachgelegt, von daher war's gut", so Klinsmann. In der 81. Minute köpfte der völlig frei stehende Aron Johannsson einen Eckball von Brad Davis mühelos zum 2:0 ein. "Die Mannschaft ist natürlich noch in der Vorbereitung, man merkt aber schon, mit welcher Power sie spielt. Wenn man die Amerikaner spielen lässt, sind sie sehr gefährlich", betonte Vogts.
Der 67-Jährige hatte sich vor der Partie auf dem Weg zu den Trainerbänken ausführlich mit Klinsmann unterhalten - und es werden demnächst noch intensivere Gespräche folgen. Vogts fungiert als Sonderberater für das US-Team. In dieser Funktion sitzt er unter anderem am Sonntag in Mönchengladbach beim Testspiel der deutschen Mannschaft gegen Kamerun auf der Tribüne. Die Amerikaner spielen dann in Harrison/New Jersey gegen die Türkei. Das Team wird in der Weltrangliste auf Position 39 geführt - und ein weitaus schwierigerer Gegner für die USA sein. Aber genau so will es Klinsmann. Je näher die WM rückt, desto höher die Hürden, damit die Amerikaner dann in Brasilien gegen "die drei dicken Brocken" Ghana, Portugal und Deutschland bestehen können.