Paris. Das hatten die Fußballer der französischen Nationalelf lange nicht mehr erlebt: Beim 4:0-Kantersieg gegen Norwegen im ersten WM-Testspiel gegen Norwegen hallte in den Schlussminuten “La Marseillaise“ von den Rängen des Pariser Stade de France.
Viele der 75 000 Fans standen am Dienstagabend auf und sangen die Nationalhymne mit stolzgeschwellter Brust. Die Fiasko-WM 2010 in Südafrika scheint - wenn nicht vergessen - zumindest verdaut. "Les Bleus", die ohne Bayern-Star Franck Ribéry und drei weitere Stammkräfte antraten, haben wieder Kredit. Und Moral.
"Wir haben die Begeisterung auf den Rängen mitbekommen, das tut sehr gut", sagte Spielmacher Mathieu Valbuena nach dem Abpfiff. Aber nicht nur die Fans waren hin und weg. Auch die Medien überschlugen sich mit Lob. Während einige von "Samba-Fußball" und "Offensiv-Orgie" schrieben, jubelte die Sportzeitung "L'Équipe" groß auf Seite eins: "Das macht Lust!".
Erst am Montag hatte Trainer Didier Deschamps seine Schützlinge dazu aufgefordert, "die Flamme am Kochen zu halten". Seine Spieler hielten sich an die Marschroute und machten da weiter, wo sie zuletzt bei den letzten beiden überzeugenden Leistungen aufgehört hatte: Dem 3:0 im Qualifikations-Playoff-Rückspiel gegen die Ukraine nach der 0:2-Pleite im Hinspiel sowie dem 2:0-Triumph im Freundschaftsduell gegen die Niederlande.
19 Tage vor dem WM-Debüt gegen Honduras in Porto Alegre (15. Juni) präsentierten sich die Franzosen spielstark, schon ganz "brasilianisch" also. Dabei fehlten neben dem leicht angeschlagenen Ribéry weitere Stammspieler wie Torwart Hugo Lloris von Tottenham Hotspur sowie Innenverteidiger Raphael Varane und Stürmer Karim Benzema, die am vergangenen Samstag mit Real Madrid die Champions League gewonnen hatten. Für das Schützenfest sorgten Paul Pogba (15.), Olivier Giroud (51., 69.) und Loic Rémy (67.).
"Für ein erstes Testspiel war das nicht schlecht. Heute war kollektive Kraft und Lust zu sehen, in WM-Form sind wir aber noch nicht", kommentierte Deschamps. Die Skandinavier, die bei der WM nicht dabei sind und zuletzt nur eines von sechs Freundschaftsspielen hatten gewinnen können, waren derweil klar unterlegen. Bei den Hausherren glänzten vor allem zwei Mitteldspieler: Routinier Valbuena (29), der zu dreien der vier Tore auflegte, und der junge "Motor" Paul Pogba (21).
Zudem dürfte Sturmersatzmann Giroud mit seinem zweiten Länderspiel-Doppelpack doch einige Sorgenfalten bei Benzema hinterlassen haben. Und nicht nur bei ihm. Wohl Richtung der Vorrundengegner Honduras, Schweiz und Ecuador sagte der Arsenal-Profi nach dem Abpfiff lächelnd: "Wenn wir auch die beiden restlichen Testspiele (am Sonntag in Nizza gegen Paraguay sowie gegen Jamaika am 8. Juni in Lille) gewinnen, werden wir mit viel Selbstvertrauen nach Brasilien fahren."