Bochum. Es läuft derzeit beim VfL Bochum, das kann man auch an der Verletztenliste ablesen. Dort steht nämlich: nichts. Alle 21 Feldspieler und drei Torhüter nahmen am Dienstagnachmittag die Trainingswoche in Angriff, kommenden Montag wird es dann wieder ernst gegen Union Berlin.
Es ist rund acht Monate her, als Hans-Peter Villis auf der Weihnachtsfeier des VfL Bochum mit allen Profis von Feierstimmung so weit entfernt war wie der Zweitligist vom Aufstieg in die 1. Liga. Der Aufsichtsrats-Vorsitzende soll die Mannschaft ordentlich zusammengefaltet haben. Etwa darüber sinniert haben, ob der gepflegte Rasen vielleicht zu gut sei für die Herren Spieler aus Bochum. 0:4 hatten sie kurz zuvor verloren im letzten Heimspiel des Jahres. Gegen: Union Berlin. Am Montag (20.15 Uhr) gibt es ein Wiedersehen.
Solch miese Laune kann man sich im und um den Verein derzeit kaum vorstellen, so scheint es jedenfalls. Allein das zeigt einmal mehr die Schnelllebigkeit des Geschäfts. Auch Peter Neururer, „damals“ wie heute der Trainer, erinnert gerade in diesen Zeiten, in denen es „natürlich richtig Spaß macht“ zu arbeiten, zu trainieren, zu spielen beim VfL, gerne mal an den Sommer 2013. In Union Berlin hatte der VfL zum Auftakt der Vorsaison 2:1 gewonnen, danach ein gutes Heimspiel gezeigt beim 1:1 gegen Dresden, die Stimmung war: gut. Dazu kam ein Pokalsieg, wenn auch nur in Bahlingen. Unterm Strich: vier Punkte, 2. Runde.
Genau wie jetzt. „Wir lassen uns nicht blenden“, sagt deshalb Neururer - und blickt zufrieden auf den Trainingsplatz. Der ist prall gefüllt, alle 21 Feldspieler mischen mit plus Gastspieler Stephen Sama, der für eine Verpflichtung vorerst kein Thema ist („Er macht das ordentlich, aber man merkt ihm seine Verletzungspause an“, so Neururer). Auch Selim Gündüz („Ich bin wieder fit“) spurtet munter über den Rasen.
Neururer lobt Cwielong
Neururer lässt die Startelf der letzten Wochen plus Marco Terrazzino gegen die Reservisten ran, je zwei Spieler üben im Wechsel an der Koordination. Zum B-Team gehört aktuell Piotr Cwielong, der „einen sehr guten Eindruck“ mache, lobt der Trainer. „Er hat das, was er wegen seiner Verletzung in der Vorbereitung verpasst hat, wieder aufgeholt.“ Änderungen in der Startelf wird es aber nicht geben.
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Und es gibt ja Unterschiede zum Vorjahr, gravierende sogar, guter Start hin oder her. Von einem „anderen Gesicht“ spricht Sportvorstand Christian Hochstätter, was das Tempo und der Abschluss angeht. Und Neururer sagt: „Ich glaube, diese Mannschaft kann gar nicht anders auftreten als in der Art und Weise wie gegen Fürth und Stuttgart“. Also: spielfreudig und mit voller Kraft voraus. Dazu mit einem Selbstbewusstsein, das Union unter dem neuen Trainer Norbert Düwel noch fehlt. Im Pokal fand Berlin in Heidenheim erst nach dem späten 1:2 statt, das Aus verhindern konnte man nicht mehr. In der Liga gab’s ein 0:0 beim Karlsruher SC (0:0) und ein 1:1 gegen Düsseldorf.
Gute Stimmung liest sich anders.
- VFL DROHT NOCH ÄRGER VOM FINANZAMT
Dem VfL droht Ärger vom Finanzamt. Mindestens 500 000 Euro muss der Verein nach WAZ-Informationen bei entsprechendem Urteil nachzahlen.
Die Ermittlungen, die noch laufen, drehen sich nach WAZ-Informationen auch um den Steuerfall „Raymond Kalla“. Der Ex-Spieler des VfL war Anfang 2008 wegen Steuerhinterziehung - es ging um Schwarzgeld-Zahlungen während seiner Zeit beim VfL - verurteilt worden.