Bochum. . Der VfL Bochum wirft den Bundesligisten VfB Stuttgart mit 2:0 aus dem Pokal. Das Publikum steht wieder hinter der Mannschaft. Und mit Simon Terodde haben die Bochumer wieder einen richtigen Torjäger. Hioffnungen auf bessere Zeiten machen sich breit.
Zu behaupten, dass sich nur noch gebeugt durchs Leben bewegende Herren mit ein wenig verbliebenem Resthaar an die letzte ausgelassene Humba an der Castroper Straße erinnern können, wäre eine Übertreibung, wenn nicht sogar üble Nachrede. Aber eine so gute Stimmung wie am Samstag herrschte gewiss schon lange nicht mehr im rewirpower-Stadion. Die 20 000 Bochumer unter den 23 000 im Stadion konnten sich gar nicht satt sehen an den Darbietungen der VfL-Profis, die im Stile einer Zweitliga-Spitzenmannschaft einen die Form noch suchenden Erstligisten aus allen Pokalträumen rissen. Der VfB Stuttgart, mit Meistertrainer Armin Veh auf der Kommandobrücke zu neuen Ufern strebend, hatte bei der 0:2-Niederlage in Bochum wenig zu bestellen und musste den nationalen Pokalwettbewerb bereits nach 90 Minuten abschreiben.
Für VfL-Trainer Peter Neururer war das, was sich derzeit auf Bochums Straßen und auf den Rängen des Stadions abspielt, bemerkenswerter als dieser Erfolg. Vage Hoffnungen auf sportlich bessere Zeiten gab es ja alle Jahre wieder mal, aber jetzt scheint man eine Mannschaft gefunden zu haben, hinter der sich die Fans versammeln können, weil sie mannschaftliche Geschlossenheit und individuelles Können auf einem ansehnlichen Niveau vereint – jedenfalls bislang. „Wichtig ist, dass wir unser Publikum wieder mit ins Boot geholt haben“, sagte Neururer, der ganz genau spürt, dass die Unterstützung durch die Anhänger in heiklen Situationen den Unterschied ausmachen kann.
2:0 war wie ein Tor aus dem Lehrbuch
Man hat in Bochum offenbar Lehren aus der letzten Saison gezogen und sich viel mehr Mühe bei der Personalrekrutierung gemacht als ein Jahr zuvor. „Bislang hatten wir aufgrund fehlender Schnelligkeit nicht die Möglichkeit, mit Kontern zu glänzen – jetzt haben wir sie“, sagte Neururer. Das Tor zum 2:0, erzielt direkt nach dem Anpfiff der zweiten Halbzeit und so etwas wie ein früher Genickschlag für Stuttgart, hätte einem Lehrbuch für gekonntes Umschaltspiel entstammen können. Von einem „überragend gespielten Konter“ sprach sogar Armin Veh, dessen Sechs-Millionen-Einkauf Filip Kostic noch die Bindung zum Spiel seiner Nebenleute fehlte.
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Veh bemühte sich um Sachlichkeit, schluckte und spielte seine Enttäuschung über das frühe Pokal-Aus hinunter. „Beunruhigt“, so der gebürtige Augsburger, sei er nach dem Fehlstart in die Spielzeit zwar nicht, aber, so mahnte er, „wir müssen an bestimmten Dingen arbeiten und dürfen nicht den Kopf verlieren“. Er hätte noch hinzufügen können: wie gerade hier in Bochum, wo der VfB nach rund einer Stunde beinahe richtig abgeschossen wurde.
Neururers Glücksgriff
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Das geschah jedoch zu Vehs Erleichterung nicht, es blieb bei den beiden Treffern von Bochums neuem „Superhelden“ Simon Terodde. Der Mann aus Bocholt, der dem VfL dank einer glücklichen Fügung ins Netz gegangen war, erzielte im dritten Pflichtspiel bereits seine Tore vier und fünf für den neuen Klub. Und Peter Neururer kommentierte zufrieden: „Da haben wir aber Glück gehabt, dass er mir das damals in Duisburg nicht übel genommen hat.“ Als MSV-Trainer hatte Neururer dem jungen Angreifer einst empfohlen, wegen Chancenlosigkeit sein Glück woanders zu suchen. Terodde wechselte nach Köln, später dann zu Union Berlin, wo er trotz gültigen Vertrags nach einer mäßigen Saison plötzlich nicht mehr erwünscht war – und das Bochumer Angebot annahm. Es gibt schlimmere Schicksale.