Bochum.. Die alten Macher sind verstorben oder werden verabschiedet. Es ändert sich viel beim VfL: Nach Ansgar Schwenken werden sich auch andere demnächst von der Castroper Straße verabschieden – freiwillig und unfreiwillig. Sportlich bleibt es aber beim Überlebenskampf in Liga zwei.
Es war ein Bild mit Symbolkraft: Rouwen Schröder und Martin Meichelbeck im vertrauensvollen Gespräch mit Ansgar Schwenken, nur einen Schritt davon entfernt die langjährige Seele und gleichermaßen heimliche Kommandantin des VfL Bochum, Christa Ternow. Die Chefsekretärin, von Schwenken nach Erreichen der Pensionsgrenze immer wieder zum Bleiben überredet, ist inzwischen 67 Jahre alt, und wenn Schwenken, der Finanzvorstand des Fußball-Zweitligisten, zum Ende der Saison seinen Schreibtisch leer räumt, wird Christa Ternow bereits weg sein – nach 43 Jahren VfL. Einem neuen Vorstandsmitglied will sie nicht mehr erklären, „wie ein Verein funktioniert“.
Schwenken und Ternow, auch Schröder und Meichelbeck, die ehemaligen Bochumer Spieler und jetzigen Führungskräfte des Tabellenzweiten Greuther Fürth, stehen für einen VfL, den es so bald nicht mehr geben wird. Über Jahre sind in diesem Klub persönliche Beziehungen gewachsen, man arbeitete gerne und gemeinsam für den Klub, auch wenn der sportliche Erfolg sich gelegentlich in engen Grenzen hielt.
Vergangenheit. Effizienter müsse man werden, meint der Aufsichtsrat, die persönlichen Bindungen Schwenkens, der dem VfL Bochum nun rund 20 Jahre verbunden ist, zu den langjährigen Mitarbeitern hält man wohl für unangemessen, wenn es darum geht, Personalkosten zu hinterfragen. Mit Hans-Peter Villis, dem einstigen Vorstand des Energieriesen EnBW, hat inzwischen ein ehemaliger Konzernlenker das Sagen. Ottokar Wüst und Werner Altegoer, die inzwischen verstorbenen Patriarchen der Vergangenheit, haben nur noch Erinnerungswert.
NeururerAngebot oder Misstrauensvotum?
Der aktuelle Chef des Aufsichtsrates habe, sagt er, Schwenken ein „marktgängiges Angebot“ zur Vertragsverlängerung gemacht. Wie marktgängig, mochte er nicht sagen. Jedenfalls wertete Ansgar Schwenken die Offerte eher als Misstrauensvotum. Das Verfahren ist bekannt im Profifußball: So etwas macht man gelegentlich auch mit Spielern, die zwar beim Publikum keinen schlechten Namen haben, aber nach Vertragsende möglichst unauffällig ihre Wege ziehen sollen. Hier und dort wird derzeit behauptet, der VfL Bochum litte bereits wieder Not und würde auch den Planzahlen für die gerade laufende Lizenzierung hinterher hinken.
Dabei würde der Aufsichtsrat, der demnächst zwei neue Mitglieder präsentieren will, liebend gerne mehr Geld in die Mannschaft stecken – auch mittels eines strengen Kostenmanagements. Schwenken aber weist seinerseits darauf hin, dass man mit den Personalkosten im Mittelfeld der Zweiten Bundesliga angesiedelt sei, sportlich aber dieses Niveau nicht halten könne. Vielleicht könnte die Mannschaft ja auch mal „zwei-, dreimal in Folge gewinnen“, so der Finanzvorstand, der die durch den Absturz im TV-Ranking verursachten Verluste nicht durch Einsparungen beim Geschäftsstellen-Personal zu kompensieren vermag – und wohl auch nicht möchte.
Vermutlich wird es nicht beim Abschied von Ansgar Schwenken und Christa Ternow bleiben, auch andere werden sich demnächst von der Castroper Straße verabschieden – freiwillig und unfreiwillig. Stark gefährdet ist inzwischen selbst Peter Neururer. Vor einem Jahr noch war Neururer in fast aussichtsloser Situation der strahlende Held, der die Mannschaft zum Klassenerhalt führte. Heute steht er wieder mit dem Rücken zur Wand, mit einem Team diesmal, auf dessen Zusammenstellung er selbst Einfluss hatte. Den Vergleich mit der Vorsaison mag er indes nicht ziehen. „Noch haben wir es selbst in der Hand“, sagte er vor dem Freitagspiel in Aalen.