Bochum. Die Fans hätten gerne einen neuen Stürmer dazu bekommen in der Winterpause, nun haben sie stattdessen einen Angreifer weniger: Ken Ilsö wollte sich die Zweite Bundesliga und den VfL Bochum, so schildert es Sportvorstand Christian Hochstätter, nicht mehr antun. Ilsö ist bereits weg.

„Ken Ilsö ist am Dienstag auf mich zugekommen, weil er uns verlassen wollte. Ich dachte, das wäre eine Kurzschlussreaktion und riet ihm eine Nacht drüber zu schlafen.“ Geändert hat dieser Rat von Christian Hochstätter allerdings nichts mehr. Ab sofort gehen der VfL Bochum und Ilsö getrennte Wege, der Vertrag mit dem Dänen wurde aufgehoben - offenbar ohne negative wirtschaftlichen Folgen für den Klub. Im Gegenteil: Sollte Ilsö plötzlich doch wieder Spaß am Fußball bekommen und zum Beispiel in Skandinavien oder Russland, wo die Transferlisten noch nicht geschlossen sind, unterkommen, wäre eine Ablösesumme fällig.

Hochstätter war am Donnerstag noch immer die Verwunderung über diese Wendung anzumerken. Da schmeißt ein Spieler im besten Fußballer-Alter, ausgestattet mit einem Kontrakt bis 2015, einfach hin. „So etwas“, sagte der Bochumer Sportvorstand, „erlebe ich zum ersten Mal und ich muss gestehen, dass ich mich schwer tue, es zu verstehen“.

Forderung nach tausendprozentiger Identifikation

Christian Hochstätter und Peter Neururer hatten nach dem schwarzen Freitag mit der 1:2-Heimniederlage gegen den FSV Frankfurt als Höhepunkt am folgenden Samstag die Gretchenfrage gestellt und von den Spielern „tausendprozentige Identifikation verlangt“. Wer dazu nicht bereit sei, den könne man nicht gebrauchen. Eine im Business übliche Droh- und Druckkulisse, die aber in letzter Konsequenz nicht mehr zu bedeuten vermag als die dauerhafte Verbannung auf die Tribüne.

Doch Ilsö, von dem die Bochumer viel mehr erwartet hatten in seinen 16 Einsätzen für den VfL, und dessen Engagement erheblich zu wünschen übrig ließ, mochte diesen Weg nicht mehr mitgehen. Der 27-Jährige teilte Hochstätter mit, dass er sich „schon länger damit beschäftigt“ habe, Bochum „wieder zu verlassen“; er wolle frei sein, sei ein „Abenteurer“ - so gibt der Sportvorstand das Gespräch mit dem Profi, der offenbar kein Profi mehr sein will, wieder. Für die Bochumer Verantwortlichen eine „persönliche Enttäuschung“, aber auch eine Gelegenheit, Nägel mit Köpfen zu machen. Hochstätter: „Wir wollen mit den Leuten arbeiten, die hinter dem Klub stehen. Und wir können keinen gebrauchen, der nur fünfzig Prozent gibt.“

Für eine Alternative ist es zu spät

Dass Ken Ilsö nicht 14 Tage früher, als das Transferfenster in Deutschland noch offen war, auf den VfL zugegangen ist, ärgert die Führungsetage. Denn damals hätte man ja noch die Möglichkeit gehabt, sich eine Alternative für den nun weiter ausgedünnten Angriff zu besorgen. An diesem Samstag wird die ebenfalls gegen den Abstieg kämpfende U23 des VfL (empfängt Viktoria Köln) nun also einmal mehr auf Stürmer Sven Kreyer und überhaupt auf Profileihgaben verzichten müssen, demnächst könnte auch mal der physisch stabile, aber nicht sonderlich treffsichere Regionalliga-Angreifer Moritz Göttel (Peter Neururer: „Ich traue ihm das zu“) als Alternative Profiluft schnuppern.

In Hamburg wird Neururer den Erfolg zwar mit einem anderen, aber nicht mit einem neuen System anstreben. Drei defensive Mittelfeldspieler (voraussichtlich Latza, Jungwirth und Bulut) sollen dem mit allen Freiheiten ausgestatteten Tasaka und den beiden Spitzen Sukuta-Pasu sowie Aydin nicht nur den Rücken frei halten. Sollten Acquistapace (Magen/Darm) und Cwielong (Sprunggelenk) einsatzfähig sein, wird der VfL 20 Spieler mit nach St. Pauli nehmen - alle also, die zur Verfügung stehen. Zusammenhalt ist gefordert.