San Pedro del Pinatar. Den Grundstein fürs Nahziel Klassenerhalt will der VfL Bochum im Trainingslager im spanischen La Manga legen. Doch in den darauf folgenden Saisons soll die Mannschaft von Trainer Peter Neururer wieder höhere Ziele anstreben - ohne kostspielige Transfers, dafür jedoch mit eigenen Talenten.
58 ist Peter Neururer, mischt mit an allen Fronten, das hinterlässt irgendwann seine Spuren. „Ach, halb so wild“, sagt der Trainer des Fußballzweitligisten VfL Bochum bester Laune, in die spanische Mittelmeer-Sonne blinzelnd bei 16 Grad. Neururer humpelt leicht, die Achillessehne schmerzt, eine Folge der Belastung: vom morgendlichen Laufen oder Radfahren mit der Mannschaft noch vor Sonnenaufgang, von einem kleinen Spiel mit Vertretern von Sponsoren, die dem VfL für einen Wochenendtrip gefolgt sind an die Costa Blanca. „Die Mannschaft muss fit sein“, sagt Neururer und lächelt: „nicht ich“.
Die physische Basis wird gerade gelegt im Trainingslager in San Pedro del Pinatar, 70 km südlich von Alicante – für das Projekt „Klassenerhalt so früh wie möglich“, um „Planungssicherheit“ zu haben für die großen Ziele: In ein, zwei Jahren will der VfL anklopfen an das derzeit doch übermächtig groß erscheinende Tor zur 1. Bundesliga.
Ziel ist die Erstklassigkeit
„Mittelmaß ist nicht unser Anspruch“, sagt Hans-Peter Villis (55), als Aufsichtsrats-Vorsitzender seit knapp anderthalb Jahren ambitionierter Chef des VfL. „Unser Ziel ist es, in allen Bereichen erstklassig zu sein“, stellt er in Spanien klar, wo er zahlreiche Gespräche mit Sponsoren führte. Im Gepäck hatte er bereits zwei gute Nachrichten: mit Hauptsponsor Netto ist der Vertrag bis 2015 verlängert, mit Ausrüster Nike sogar bis 2018.
In diesem Jahr, so viel Kleinmut muss dann doch sein, steht zunächst die weitere wirtschaftliche Konsolidierung, der Klassenerhalt an. Das „Konzept“, so Villis, könne nur Schritt für Schritt greifen. Nach dem großen Umbruch im letzten Sommer mit rund 15 Zu- und Abgängen laufen erneut acht Verträge aus.
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Innenverteidiger Patrick Fabian (26), Aufsteiger der Hinrunde und neben Torwart Andreas Luthe eine der Identifikationsfiguren des Klubs, und Onur Bulut, eines der unter 20-jährigen Talente, haben ihre Verträge bereits verlängert. Unter dem Motto „Talentförderverein“ steht das VfL-Projekt; auch, weil die finanziellen Mittel begrenzt sind bei einem Zweitliga-Durchschnittsetat von gut 7 Millionen Euro, bei weiter abzubauenden Schulden (ca. 6,5 Millionen).
VfL Bochum will kein Geld für Transfers ausgeben
Geld für „teure Transfers“, so Villis, gebe es nicht. Ein schmaler Grat, auch wenn die Nachwuchsarbeit zweifellos bereits erstklassig ist. „Unsere tollen jungen Leute müssen wir weiter integrieren“, erklärt Villis. „Mit ein paar erfahrenen Säulen dabei wollen wir nächste Saison weiter nach oben.“
Der Anfang der Verjüngungskur ist längst gemacht, in Rechtsverteidiger Jan Gyamerah drängt nach langer Verletzungspause ein hoffnungsvoller 18-Jähriger ins Team. Und der Norweger Henrik Gulden (18), hochbegabter Mittelfeldjunge mit starkem linken Fuß, soll der nächste Jungprofi werden, der den Durchbruch schaffen kann.
Perfekte Bedingungen
Zunächst aber steht alles unter der Sorge nach dem Ligaerhalt. Drei schlauchende Einheiten stehen auf dem Tagesplan, die „perfekten Trainingsbedingungen“, so Sportvorstand Christian Hochstätter, gelte es zu nutzen. „Wenn wir die 15 Partien auf so einem Level spielen, wie wir hier trainieren können, mache ich mir keine Sorgen.“
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Der heimische Rasen allerdings gilt auch als der Beste der 2. Liga – genutzt hat es oft nur den Gästen. Die Heimbilanz ist der ganz große Schrecken dieser durchwachsenen Saison bisher, das jüngste 0:4 gegen Union Berlin noch nicht verdaut. Zwei Siege gab es nur in den neun Spielen zu Hause, von der anvisierten Heimmacht ist man so weit entfernt wie von der ersten Klasse. Nur dank einer (vor allem auswärts) stabilen Defensive steht der VfL auf Rang elf. Doch mit 23 Punkten hat Bochum in der engen 2. Liga nur zwei Zähler Vorsprung auf den Vorletzten Dresden.
„Ich dachte, wir wären schon einen Schritt weiter“, sagt Marcel Maltritz, der routinierte Verteidiger, selbstkritisch. Gleich der Auftakt am 7. Februar gegen den FSV Frankfurt ist da nicht nur für Peter Neururer schon „das erste Endspiel“. Es ist: ein Heimspiel.