Bochum. . Bochum beweist in diesen Tagen neues Selbstbewusstsein. Vor dem Zweitligaspiel am Sonntag redet VfL-Trainer Peter Neururer sein Team stark. Für ihn ist es auch ein emotionales Spiel, denn die Geißböcke zu seinen drei Lieblingsklubs.
Das ist typisch Peter Neururer. In Badelatschen steht der Trainer des VfL Bochum in der Kabine nach dem völlig verregneten Training, pitschnass – und verdammt guter Dinge. „Tut mir leid für die Kölner“, sagt der 58-Jährige süffisant. „Sie werden zum Karnevalsauftakt trainieren müssen.“
Das Selbstbewusstsein ist zurück beim Fußball-Zweitligisten VfL Bochum vor dem Heimspiel gegen den unbesiegten Spitzenreiter 1. FC Köln am Sonntag (13.30 Uhr / in unserem Live-Ticker).
FC-Trainer Peter Stöger hat seinen Profis einen trainingsfreien Montag versprochen im Falle des Sieges; der erfolgreichste Wiener in der Domstadt seit Kult-Stürmer Toni Polster will dann auch selbst ein kräftiges Alaaf anstimmen am Elften im Elften. Und nach dem 4:0 gegen Verfolger Union Berlin ist das Selbstwertgefühl der Kölner endgültig zurück in närrischen Höhen. „Genau das ist unsere Chance“, sagt Neururer, der einst in Köln wohnte und in den 90er-Jahren Coach seines „dritten Lieblingsklubs“ war neben Schalke und hinter Bochum, versteht sich. „Es ist ein besonders emotionales Spiel für mich, aber jetzt zählt nur der VfL“, sagt der selbst ernannte Nostalgiker. „Wir sind Außenseiter – einer mit ganz großen Chancen.“
Auch Hochstätter ist optimistisch
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Christian Hochstätter, der Sportvorstand, legt mit dem Tonfall der größten anzunehmenden Überzeugung noch einen drauf: „Als VfL Bochum sind wir wer. Es gibt doch nichts Geileres, als sonntags da rauszugehen und die wegzutun.“
Ganz schön viel gute Laune, ganz schön viel Optimismus für einen Mittelmaß-Klub knapp vor einem Abstiegsplatz, der erst ein einziges von sechs Heimspielen in dieser Saison gewonnen hat. Dem Anspruch, zu Hause „eine Macht“ zu werden, hinkt der VfL hinterher, das weiß auch Neururer: „Da haben wir etwas gutzumachen.“
Dass dennoch wieder „eine Stimmung vorherrscht, die nicht unserem Tabellenstand entspricht“, basiert vor allem auf dem 0:0 gegen Kaiserslautern und dem 1:0 in Cottbus nach zuvor vier Liga-Pleiten. Dieser erste Erfolg seit Mitte September hat die Zweifel weggegrätscht bei den zuletzt defensiver auftretenden Bochumern, die gegen Köln in unveränderter Startelf antreten dürften. Und die gegen spielstärkere Teams der Liga bisher stets punkteten – anders als gegen die Kampftruppen aus Sandhausen oder Aue.
Der Blick zurück als Mutmacher
Als Mutmacher dient auch ein Blick zurück: Anfang Mai ließ der VfL den Kölner Aufstiegstraum platzen, bescherte sich den Klassenerhalt, und Neururer wurde nach dem 2:1 gefeiert wie ein Messias mit Schnauzbart. In Bochum; bei dem Verein, mit dem er zurück will auf die große Bühne, auf der er sich am Sonntag wieder wähnt für einen Akt. „Bochum gegen Köln“, sagt Neururer vor dem Spiel, das dank tausender FC-Fans bereits fast ausverkauft ist: „Das ist absolut gefühlte Bundesliga.“