Bochum. Richard Sukuta-Pasu hat oft gespielt, aber nicht getroffen - und war trotzdem nie verzweifelt. Nach seinen Toren in den Auswärtsspielen bei Erzgebirge Aue und Energie Cottbus ist der Stürmer obenauf und endgültig angekommen beim VfL Bochum. Ein Porträt.
„Mister T“, verrät Richard Sukuta-Pasu lachend, steht zurzeit hoch im Kurs in der Hitliste seiner Spitznamen. Wen wundert’s: Sein stolzer Bart wächst und wächst, und Sukuta-Pasu wird mehr und mehr zum Draufgänger, auf dem Platz. In Bochums „A-Team“ jedenfalls ist der Wuppertaler Junge schon lange - richtig angekommen aber, gerade bei vielen Fans, ist er als Stürmer erst jetzt. Weil er endlich entscheidend getroffen hat.
Sukuta-Pasu wird wahlweise "Mister T", "SuPa", "Scooter" oder einfach nur "Richiie" gerufen
In Aue, bei seinem zehnten Liga-Einsatz von Beginn an, hat er das 1:0 gemacht, sein erstes Saisontor, genutzt hat es am Ende nichts. Aber in Cottbus war sein 1:0 drei Punkte wert - und noch viel mehr für die gesamte Stimmung im und um den Klub. „Ich wusste, dass es irgendwann klappt, wenn ich weiter hart arbeite“, sagt der bescheiden rüberkommende 23-Jährige.
Sukuta-Pasu, der fröhliche Typ, der wahlweise auch „SuPa“, „Scooter“ oder einfach nur „Richiie“ gerufen wird, ist ein ehrlicher Malocher, der zwischen Spaß in der Kabine und Ernst auf dem Trainingsplatz differenzieren kann. Ein Typ, wie er zum VfL passt - nicht von ungefähr hielt Trainer Peter Neururer stets an ihm fest. Keinem anderen gönnte er, gönnte die Mannschaft mehr das Erfolgserlebnis als Sukuta-Pasu, weil er defensiv rackert, weil er stets tut und macht - und oft auch nicht schlecht spielte.
Nur das Tor traf er nicht.
Vertrag in Kaiserslautern läuft bis 2015
Richard Sukuta-Pasu ist vom 1. FC Kaiserslautern ausgeliehen für ein Jahr, sein Vertrag in der Pfalz läuft bis 2015. „Ich fühle mich hier wohl“, sagt er auf die Frage, ob er sich eine längere Zeit im Revier vorstellen könne.
Geboren und aufgewachsen in Wuppertal, wo die meisten seiner Freunde wohnen, spielte er von der E-Jugend bis zu den Profis bei Bayer Leverkusen („Eine Top-Ausbildung“). Danach ging es für den ehemaligen DFB-U-21-Nationalspieler, teils auf Leihbasis, nach St. Pauli, Kaiserslautern und in der Vorsaison zu Sturm Graz. „Das sollte ein Sprungbrett sein“, sagt er - mit Erfolg: 12 Tore in knapp 30 Spielen waren der Durchbruch.
Natürlich: Das lange Warten aufs Erfolgserlebnis hinterließ Spuren, es gab Hohn vom Boulevard, Spott von Anhängern, Neururer schonte ihn ein einziges Mal, beim 0:1 gegen Ingolstadt.
Und Sukuta-Pasu kehrte gestärkt zurück. Gezweifelt habe er nie, verzweifelt sei er schon gar nicht gewesen. Das Vertrauen von Trainer, Vorstand, Mannschaft („Der Zusammenhalt im Team zeichnet diesen Verein aus“) und der Glaube an seine Arbeit hätten ihn gestärkt. „Es nutzt nichts, sich verrückt zu machen“, sagt er. Den Spaß an seinem Job, dem Fußball, habe er nie verloren.
Sukuta-Pasu, dessen Eltern einst aus dem Krieg im Kongo flohen und dessen Vater sein wichtigster Helfer ist in allen Lebenslagen, ist ein bodenständiger Mensch, der „nebenbei“ seine Ausbildung als Sport- und Fitness-Kaufmann abgeschlossen hat („Das war meinen Eltern sehr wichtig“), der über den Fußballrand hinaus blicken kann: „Es ist doch verständlich, wenn Fans ihre Emotionen rauslassen. Aber es gibt eben Höhen und Tiefen im Leben, das gehört dazu.“ Und dass er seinen Beruf „ausüben darf“, sagt der 1,90m-Mann ganz weich, dafür sei er „dankbar. Es gibt so viele Menschen auf der Welt, denen es nicht so gut geht.“
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Bei Rückschlägen nicht gleich aufzugeben, sondern „Gas zu geben“ im Training, im Spiel, das ist seine Einstellung. Sukuta-Pasu ist sicher kein Feinfuß, keiner mit der Bewegungs-Ästhetik eines Balletttänzers, aber er weiß, was möglich, was machbar ist: „Ich habe ja nicht schlecht gespielt, hatte immer meine Chancen. Es war eine Frage der Zeit, wann der Knoten platzt.“
Die letzten beiden VfL-Tore gingen auf das Konto von Sukuta-Pasu
Die letzten beiden VfL-Tore gingen auf das Konto des bulligen Unruhestifters in vorderster Front, als Alleinunterhalter vor Ken Ilsö. So ist es auch gegen Köln (Sonntag, 13.30 Uhr, live in unserem Ticker) zu erwarten: „Der FC hat eine starke Mannschaft“, sagt Sukuta-Pasu. „Aber es wird Zeit für deren erste Niederlage, definitiv.“
Und dann, nach erledigter Arbeit, ist es ihm „egal“, wie der passionierte Tänzer sagt, was aufgelegt wird in der Kabine. „Ob afrikanische Beats, HipHop, Rap oder auch Helene Fischer“, sagt er lachend: „Ich tanze auf alles - hauptsache, der Rhythmus stimmt.“
VfL erkämpft 1:0-Sieg