Bochum. Mit Michael Esser im Tor, Patrick Fabian in der Abwehr und Florian Jungwirth im defensiven Mittelfeld will Fußball-Zweitligist VfL Bochum im Heimspiel gegen den FC Ingolstadt wieder zurück zu alter Stärke finden. Stürmer Richard Sukuta-Pasu droht die Bank.

Von Wiedergutmachung will Peter Neururer erst gar nichts wissen. „Die Punkte von Sandhausen sind weg. Jetzt geht es um neue drei Punkte.“ Um „sehr wichtige“, darin herrscht Einigkeit nach zuletzt drei Pflichtspiel-Niederlagen in gut einer Woche. Auch wenn Sportvorstand Christian Hochstätter und der Trainer noch einmal betonten, dass man nur in Sandhausen versagt habe. In Frankfurt, bei einem Europa-League-Teilnehmer, so Neururer in bisher nicht gehörter Verteidigungs-Manier, dürfe der VfL Bochum auch mal verlieren. Und gegen Aalen, so Hochstätter, habe man vielleicht sogar das beste Saisonspiel bisher abgeliefert: „So müssen wir wieder spielen, nur mit einem anderen Ergebnis.“

VfL-Chefs wollen Sandhausen-Kick zum "einmaligen" Aussetzer erklären

Auch Neururer erinnert nach einer Woche der Kritik, sowohl interner (von ihm und anderen VfL-Verantwortlichen selbst) sowie externer (Medien und Anhänger) gerne an die Leistung und Stimmung in den bisher vier Heimspielen, nicht nur gegen Paderborn (4:2). Gegen Dresden (1:1), St. Pauli (2:2) und Aalen (1:2) stimmte der Ertrag nicht, aber es gab Applaus für Einsatz, für Spielfreude. Bisher, so Hochstätter, habe man das Publikum daheim noch nicht enttäuscht, und nach dem „einzigen“ Aussetzer in Sandhausen rechnet er daher nicht mit Ungemach: „Die Unterstützung wird da sein.“

Die VfL-Chefs sind also bemüht, vor dem zweifellos überaus bedeutsamen Spiel gegen das Schlusslicht Ingolstadt (Sonntag, 13.30 Uhr, live in unserem Ticker) den Sandhausen-Kick zum „einmaligen“ (Neururer) Aussetzer zu erklären und den Blick auf die Stärken zu richten. Was gut gehen kann - wenn es am Sonntag gut geht. Den Druck will man dem Team aber nicht nehmen: „Die Mannschaft ist gefordert, die Antwort zu geben“, so Neururer, der unter der Woche ja vom „Ende des Wohlfühlstübchens VfL“ gesprochen hatte.

Hasenhüttl kommt - Noch coacht Henke den FCI

Vor einem „gerade in dieser Situation verdammt schweren Gegner“ warnt VfL-Coach Peter Neururer, als er noch nicht wusste, dass der neue Trainer feststeht - was die Lage nicht einfacher macht. Ralph Hasenhüttl, zuletzt beim VfR Aalen recht erfolgreich, wird den so ambitionierten wie tief abgestürzten FC Ingolstadt übernehmen, erklärte der FCI gestern Nachmittag. Am Montag - einen Tag nach dem Auftritt in Bochum. Beim Spiel im rewirpower-Stadion übernimmt noch der bisherige Co-Trainer Michael Henke den Job. Vor Henkes (56) Können, so Neururer (58), der mit ihm die Trainerlehrgänge an der Sporthochschule absolvierte, habe er Respekt. Zum anderen verfüge Ingolstadt über starke Einzelspieler. Caiuby, Danny da Costa, Pascal Groß oder Torwart Ramazan Öczan zum Beispiel.

Zuletzt gab es ein - verdientes - 1:2 gegen St. Pauli, das Marco Kurz mal wieder vorzeitig den Job kostete. Ein teures Unterfangen, sein Vertrag galt bis 2016. Einmal Henke, dann Hasenhüttl sollen das Team zurück in die Spur bringen, nachdem es nur gegen Bielefeld (3:2) und in Dresden punkten konnte. „Jeder weiß nun, wo die Reise hingeht“, sagt Sportdirektor Thomas Linke. „Unser Fokus gilt daher ausschließlich dem wichtigen Spiel beim VfL Bochum.“

Dabei werden wie gehabt Andre Mijatovic und Hartmann fehlen, ansonsten sind die „Schanzer“ komplett - und kommen ja mit guten Erinnerungen ins Revier. Einem 4:1 im Debüt-Pflichtspiel 2010 folgte ein 1:0-Sieg und zuletzt ein 1:1, auch zu Hause ist die Bilanz positiv (zwei Siege, eine Niederlage beim 3:5).

Warnung genug für den VfL.

Dabei wird er seine Startelf auf mehreren Positionen ändern - beginnend mit der Nummer eins. Das sei „gar kein Problem“, so Neururer. Mit Michael Esser, für den Rot-gesperrten und an der Schulter verletzten Andreas Luthe im Tor, habe man einen „sehr guten“ Torwart, der dem Kapitän kaum nachsteht in der Leistung, wenn überhaupt. Der 25-Jährige, der eine Ruhe ausstrahlt wie ein Buddhist im Kloster, aber im entscheidenden Moment voll da ist, bewies vor allem in der heiklen Phase der Vorsaison Klasse: 3:0 in Dresden, 4:0 gegen Paderborn, 3:0 im Pokal gegen München 1860. Nach der Winterpause kehrte Luthe dennoch ins Tor zurück, erst im letzten, unbedeutenden Spiel, dem 1:2 gegen Union Berlin, riss Essers Serie. Mit dem gehaltenen Elfmeter führte er sich in Sandhausen gleich wieder gut ein.

Auch vor dem Keeper wird sich einiges tun personell. Florian Jungwirth und Patrick Fabian haben ihre Verletzungen überstanden, sie kehren in die Startelf zurück. „Mit Patti erwarte ich mehr Stabilität in der Viererkette“, so Neururer, der diese ansonsten nicht ändern will: Der zuletzt indisponierte Jonas Acquistapace, der als Innenverteidiger seit Wochen „fremdgeht“ sozusagen, soll erneut die linke Bahn bekleiden.

Ins Mittelfeldzentrum, das „kompakter stehen muss“ als in Sandhausen (Neururer), kehrt Jungwirth zurück neben Danny Latza, Adnan Zahirovic muss auf die Bank. Klar ist auch, dass Yusuke Tasaka nur Reservist ist: Wegen eines Trauerfalls in der Familie ist er erst am Samstag aus Japan zurückgekehrt.

Wer die Offensive bildet, wollte Neururer nicht verraten, zu rechnen ist mit Ken Ilsö, der keinesfalls auf dem Flügel spielen wird wie in Düsseldorf. Sukuta-Pasu droht dann die Bank. Und Christian Tiffert könnte für Tasaka ins Team rücken.

So könnten Bochum und Ingolstadt spielen

VfL Bochum: Esser - Freier, Maltritz, Fabian, Acquistapace - Tiffert, Jungwirth, Latza, Cwielong - Ilsö, Aydin.

Ersatz: Brune, Eyjolfsson (Chaftar), Zahirovic, Bulut, Tasaka, Kreyer, Sukuta-Pasu

FC Ingolstadt: Özcan - da Costa, Gunesch, Matip, Danilo - Cohen, Groß - Eigler, Buchner, Caiuby - P. Hofmann