Sandhausen. Nach einer viel zu schwachen Leistung unterliegt der VfL Bochum dem SV Sandhausen verdient mit 0:1. Zu allem Überfluss sah Torhüter Andreas Luthe nach einem Foul im Strafraum die Rote Karte. Sein Ersatzmann Michael Esser wäre um ein Haar zum Held des Spiels geworden.
„Wir hatten auch keinen Punkt verdient“, gestand Christian Tiffert, wenigstens da herrschte Geschlossenheit im Lager des VfL Bochum. Zwei Sekunden vor dem Ende der Nachspielzeit hatte der gerade eingewechselte Nicky Adler den Bochumern den Knock-Out verpasst. Achenbach durfte links flanken, Adler in der Mitte frei einnetzen.
Mangelnde Cleverness warf Trainer Peter Neururer seinen Spielern vor, ohne das 0:1 schönreden zu wollen: „Die Niederlage war verdient“, sagte Neururer angefressen. „Außer Luthe und Freier hatte keiner Normalform.“ Aber an einem Tag, an dem „nichts geht“ (Sportvorstand Christian Hochstätter), müsse man dann wenigstens ein 0:0 retten.
Michael Esser hätte der Mann des Tages sein können
Dabei hätte nicht Adler, sondern Michael Esser der Mann des Tages sein können. 73. Minute: Andreas Luthe versucht, die Fehler von Acquistapace und Kollegen wettzumachen, die Ranisav Jovanovic durch den Strafraum tänzeln ließen – dummerweise mit gestrecktem Bein. Rote Karte, vermutlich zwei Spiele Sperre – und Elfmeter für Sandhausen.
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Sein Ersatz Esser, genannt „Bruno“, baut sich im Kasten auf, Jovanovic schießt in die rechte Ecke – und Esser hält! Doch statt Jubelpose hinterher nur Tristesse.
Neururer änderte seine Elf nur auf einer Position, Innenverteidiger Holmar Eyjolfsson kam für Patrick Fabian (Knieprobleme). Bis zum Spiel gegen Ingolstadt soll Fabian wieder fit sein. Rechtzeitig gesund meldete sich nach seinem grippalen Infekt am Freitag Jonas Acquistapace, der seinen zuletzt gewohnten Platz als Linksverteidiger einnahm.
Sandhausen agierte mit Herz und taktischer Disziplin
Sandhausen setzte personell auf eine verstärkte Offensive: Kult-Torjäger Frank Löning stürmte erstmals seit Wochen von Beginn an, mit dem gesetzten Ex-Duisburger Ranisav Jovanovic. An der Grundausrichtung, zunächst tief zu stehen, änderte das nichts.
Warum auch? Sandhausen, das ist Fußballprovinz mit einem 12.000-Zuschauer-Stadion. Von der Haupttribüne sieht man den „Sky“-Fernsehturm, ein paar leere Stehplätze und viel Wald. Und man hört – nur Gästefans. So lang kein Tor für die Heimmannschaft fällt.
Aber man hat im Schatten Heidelbergs eine Mannschaft, die mit Herz, mit taktischer Disziplin und auch mit Härte technische Schwächen wettmacht. Heraus kam eine erste Halbzeit, in der Sandhausen hervorragend attackierte, zustellte – und der Führung trotz aller technischer Schwächen näher war als der erbarmungslos schwache VfL.
Ein Patzer nach dem anderen
Nach einer frühen Freistoß-Chance von Tasaka (3.) sah man von der so hoch gelobten Spielstärke des VfL gar nichts. Zaghaft, zögerlich agierte man, ließ sich von Sandhausen immer mehr den Schneid abkaufen, leistete sich einen Patzer nach dem anderen. Egal, ob vorne, wo Mirkan Aydin alle Bälle versprangen und Richard Sukuta-Pasu offenbar jegliches Selbstvertrauen verloren hat, oder in der 90 Minuten lang indiskutablen Defensive.
Bochum verliert mit 0:1
Marcel Maltritz agierte ebenso schlampig wie Eyjolfsson, der komplett überfordert war. Acquistapace war selten eng beim Mann, gottlob wussten Julian Schauerte oder Manuel Stiefler wenig mit ihrer Freiheit anzufangen. Und im Mittelfeld reihte sich Ballverlust an Ballverlust, Cwielong, Tasaka, Zahirovic, auch Latza tauchten ab.
Wenigstens war auf Luthe Verlass, als es der SVS zum ersten schönen Angriff samt Abschluss schaffte: Erst rettete er gegen Löning, im Nachschuss gegen Stiefler (34.). Zuvor hatte Schiedsrichter Ittrich in dem zerstückelten Spiel zu Recht ein Abseitstor des SVS nicht anerkannt, danach köpfte Stiefler knapp daneben – Acquistapace war am Boden kleben geblieben.
Die Halbzeitansprache war kurz und knackig
Die Halbzeit-Ansprache von Peter Neururer fiel kurz und knackig aus, die Bochumer kehrten Minuten vor dem Wiederanpfiff auf den Platz zurück – nun mit Christian Tiffert für Zahirovic, in der 59. Minute kam Ken Ilsö für Sukuta-Pasu. Mit Ilsö lief es etwas besser.
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Die Partie nahm nun an Fahrt auf, es gab mehr Chancen – vor allem für Sandhausen. Zweimal scheiterte Löning an Luthe, einmal freistehend (50./55.). Auf der anderen Seite köpfte Cwielong drüber und Tasakas Schuss aus acht Metern lenkte Torwart Riemann, der zuvor selbst „vorbereitet“ hatte, noch über die Latte (66.).
In Unterzahl, nach Essers Glanztat beim Elfmeter, hielt Bochum sogar stärker dagegen als lange Zeit zuvor, hatte nach Klasse-Pass von Ilsö eine gute Konterchance – Slawo Freier vergab. 0:0, manche zog es schon fast heim – dann kam Adler. Und der VfL ist nach neun Spieltagen hart gelandet.
