Hamburg. . Am Freitag kehrt Marc Rzatkowski erstmals seit seinem Wechsel zum FC St. Pauli ins Stadion an der Castroper Straße zurück. Der gebürtige Bochumer tritt dort mit seinem neuen Verein gegen den VfL Bochum an und freut sich auf das Duell mit Slawo Freier. Pfiffe erwartete der Offensivspieler nicht.

Seit dem dritten Lebensjahr spielt Marc Rzatkowski Fußball. Die meiste Zeit davon in Bochum; erst beim SV Langendreer 04, mit acht Jahren dann holten ihn die Scouts des VfL in die F-Jugend des Profiklubs. Der nur 1,71m große Offensivspieler durchlief alle Jugendmannschaften und schaffte den schweren Weg zu den Profis. In der vergangenen Saison war Rzatkowski einer der wichtigen Spieler für den Klassenerhalt des VfL, doch schon frühzeitig entschied sich der Youngster, die Castroper Straße in Richtung Hamburg zu verlassen, um beim Kiezklub FC St. Pauli den nächsten Schritt zu machen. Am Freitag tritt Rzatkowski zum ersten Mal als Nicht-Bochumer im Rewirpowerstadion an (20.30 Uhr/live bei uns im Ticker). Wir haben mit dem Offensivmann gesprochen.

Hallo Herr Rzatkowski. So lange ist es noch nicht her: Wie haben Sie Ihre letzten beiden VfL-Heimspiele gegen Köln und gegen den FC St. Pauli an der Castroper Straße in Erinnerung?

Marc Rzatkowski: Meine Erinnerungen an die zwei letzten Heimspiele sind sehr positiv, denn wir haben beide gewonnen. Außerdem war in diesen Spielen das Stadion sehr gut gefüllt und damit war es natürlich eine tolle Atmosphäre.

Sie hatten mit vier Assists in den letzten fünf VfL-Partien enormen Anteil, dass Bochum nicht abgestiegen ist. War das Ihr Abschiedsgeschenk für Ihren Jugendklub?

Rzatkowski: Das kann man so nicht sagen. Ich habe einfach bis zum letzten Spiel alles für den Verein gegeben. Ich wollte der Mannschaft helfen und ich denke, das habe ich ganz gut hinbekommen.

Sie haben die tolle Atmosphäre angesprochen. Wie schwer fiel es Ihnen, nach dieser Euphoriewelle den Verein und auch die Stadt zu verlassen?

Rzatkowski: Es war schön, dass zum Schluss noch einmal so eine Euphorie da war! Das war besonders für den Verein. Ich hatte mich aber bereits sehr frühzeitig für St. Pauli entschieden und ich bin froh hier zu sein!

Unter anderem haben Sie damit argumentiert, dass Ihr Entwicklungspotenzial bei St. Pauli größer ist als er beim VfL.

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Rzatkowski: Ich glaube, dass wir hier mit Rachid Azzouzi einen erfahrenen Sportdirektor haben, der schon mit Fürth aufgestiegen ist. Außerdem habe ich inzwischen auch selber gesehen, dass wir eine gute Mannschaft mit Potential haben, in die Spieler zum größten Teil längerfristig an den Verein gebunden sind und da kann man natürlich etwas aufbauen. Da möchte ich gerne ein Teil von sein.

Das sind Sie und am Freitag spielen Sie zum ersten Mal mit ihren neuen Verein in Bochum. Welche Tipps haben Sie Ihrem Trainer Michael Frontzeck gegeben?

Rzatkowski: Eigentlich noch nicht so viele, weil ja sehr viele neue Spieler bei Bochum in der Startformation sind. Außerdem braucht Michael Frontzeck für das Spiel nicht unbedingt meine Tipps.

Wenn wir bei dem Trainer sind. Wo unterscheiden sich Frontzeck und Peter Neururer und wo sehen Sie Parallelen?

Rzatkowski: Eine Parallele ist auf jeden Fall, dass sie beide sehr gut motivieren können. Im Training ist der Unterschied, dass der Peter Neururer auch öfters mal lauter wird und Michael Frontzeck jemand ist, der viel beobachtet und analysiert.

Beobachten Sie den VfL aus der Ferne? Was sagen Sie zu dem Saisonstart Ihres alten Vereins?

Rzatkowski: Der war, so wie bei uns auch, eher mittelmäßig. Vier Punkte aus drei Spielen. Aber ich kann die Mannschaft, wie gesagt, sehr schlecht einschätzen, weil da Spieler dabei sind, die ich nicht kenne. Aber ich denke, dass die Mannschaften in der 2. Liga sehr eng beieinander sind, sodass es immer auf Nuancen ankommt.

Der Saisonstart für St. Pauli war, wie Sie sagen, "eher mittelmäßig". Wohin führt der Weg der Kiezkicker?

Rzatkowski: Wir haben ebenfalls viele neue Spieler. Da ist es klar, dass nicht von heute auf morgen alle Automatismen greifen. Wir haben schon viele gute Ansätze gesehen, brauchen aber noch Zeit und ich bin davon überzeugt, dass es Schritt für Schritt besser wird. Wir müssen sehen, dass wir Konstanz in unsere Leistung bringen und dann auch die nötigen Punkte holen.

Rzatkowski freut sich auf das Duell mit VfL-Spieler Freier 
Jubel kurz vor dem Klassenerhalt: Christoph Kramer (r), Michael Delura (hinten) und Marc Rzatkowski jubeln vor den Bochumer Fans.
Jubel kurz vor dem Klassenerhalt: Christoph Kramer (r), Michael Delura (hinten) und Marc Rzatkowski jubeln vor den Bochumer Fans. © imago

In Hamburg werden Sie als Spaßfußballer beschrieben, der ein Spiel im Alleingang entscheiden kann. Man hält große Stücke auf Sie in der Hansestadt.

Rzatkowski: Ich habe davon jetzt noch nicht so viel mitbekommen. Wenn das aber so ist, dann ehrt mich die Wertschätzung natürlich. Im Endeffekt achte ich aber auch nicht so sehr darauf, was im Umfeld über mich gesagt wird, sondern ich versuche, konsequent meinen Weg zu gehen. Ich weiß, wo ich mich verbessern muss und da gibt es noch einiges. Daran arbeite ich hart, denn es gibt noch viel Luft nach oben.

Sie haben eine Luftveränderung hinter sich. Wie haben Sie sich in Hamburg eingelebt?

Rzatkowski: Es ist ganz gut, dass ich inzwischen eine Wohnung gefunden habe. In seinen eigenen vier Wänden zu leben, ist auf jeden Fall besser, als im Hotel. Es wurde mir auch sehr einfach gemacht, mich in die Mannschaft einzuleben. Das ist super!

Wie wünschen Sie sich, im ehemaligen Ruhrstadion empfangen zu werden? Pfiffe wären überraschend.

Rzatkowski: Das ist eine gute Frage. Ich weiß gar nicht, wie ich’s mir wünsche. Ich lasse mich da überraschen, was da auf mich zukommt. Ich möchte einfach auf den Platz gehen und gut sein. Und erfolgreich. Pfiffe würden mich schon überraschen, aber sie würden mich auch nicht runterziehen.

Weil auch viele Ihrer Freunde im Stadion sein werden. Wie viele Karten haben Sie für die Partie bestellt?

Peter Neururer mit blau-weißen Haaren beim VfL-Training

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    Rzatkowski: Ich weiß nicht mehr genau, wie viele es letztlich sind. So vier bis fünf für die Familie und dann kommen eben noch Freunde hinzu.

    Einige Freunde haben Sie am Freitag sicherlich auch noch in der gegnerischen Mannschaft. Mit welchen VfL-Spielern haben Sie denn noch Kontakt und im Vorfeld der Partie über die Begegnung gesprochen?

    Rzatkowski: Ganz am Anfang, als die Spiele terminiert wurden, habe ich mit dem Slawo Freier kurz gesprochen und geschrieben, dass wir schon am vierten Spieltag aufeinandertreffen. Da ist er noch davon ausgegangen, dass ich über links komme. Vielleicht geh ich ja da im Spiel auch mal lang, so dass ich direkt gegen ihn spiele. Aber jetzt im Vorfeld habe ich mit niemandem gesprochen. Ich freue mich einfach nur auf das Spiel.

    Wo endet Ihr neuer Verein am Ende der Saison und wo findet man den VfL wieder?

    Rzatkowski: Was Bochum macht, kann ich schlecht beeinflussen, außer natürlich in den zwei Spielen, in denen wir auf sie treffen. Ich kann es auch schlecht einschätzen, aber ich wünsche ihnen natürlich alles Gute. Trotzdem würde ich in der Saison schon gerne vor Bochum bleiben. Wie bereits Anfang der Saison gesagt wurde, ist es unser Ziel unter die Top 25 in Deutschland zu kommen und ich denke, als Mannschaft sind wir stark genug besetzt, um das auch schaffen zu können. Alles Weitere wird man sehen.