Bochum. Vier Spiele, vier Siege - Peter Neururer hat den VfL wieder ans rettende Ufer geführt. Vor allem das ausführliche Trainieren von Freistößen und Ecken macht sich bezahlt: Wie bereits gegen Sandhausen sorgten gegen den 1. FC Köln Tore nach Standards dafür, dass sich das Bochumer Blatt im Klassenkampf gewendet hat.
"Wir haben diese Woche ungefähr 500 Freistöße und 500 Ecken trainiert", schnaufte VfL-Kapitän Andreas Luthe mit einem Lächeln. Den Spielern mögen die vielen Standard-Übungseinheiten zwar aus den Ohren rauskommen, doch nicht nur der Bochumer Torwart hat erkannt, dass Peter Neururer mit diesem Rezept dem VfL Bochum wieder auf die Beine gebracht hat. "Und wir machen so beide Tore" gegen Köln, Endstand 2:1.
Bereits am Spieltag zuvor sorgte ein Kopfballtor von "Magic Malte" Maltritz nach einem Freistoß für die Entscheidung in Sandhausen. Die Bilanz von Rückkehrer Neururer: Vier Spiele, vier Siege, und nur ein Gegentor. Im Moment kann kein Team in der Zweiten Liga eine bessere Form als der VfL vorweisen. "Das ist schön, dass das im Spiel klappt", zeigte sich Luthe glücklich. "Im Training geht uns das zwischendurch schon auf die Nerven. Am Wochenende passt es dann - und das ist wichtig."
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Standards Neururers "Waffe, die Spiele entscheidet"
Peter Neururer kündigte bereits an, dass sich seine Mannschaft auf eine weitere Woche intensives Standardtraining einstellen kann. "Zu Recht. Ich habe immer gesagt, und das sollten sich die großen Fußballphilosophen hinter die Ohren schreiben: Wenn zwei Mannschaften mit dem gleichen Niveau gegeneinander spielen, wird man feststellen, dass man Spielsituationen verändern und beeinflussen kann, aber eines nicht: Standardsituationen. Ein ruhig liegender Ball, der Gegner darf nicht eingreifen. Wenn die Standards vernünftig gespielt werden, sind sie eine Waffe und das Ding, was normalerweise Spiele entscheidet."
Das mussten die "Geißböcke" am Samstag am eigenen Leib erfahren. "Wir haben zwei Standardsituationen nicht gut verteidigt, deswegen haben wir heute mit 1:2 verloren", analysierte Köln-Coach Holger Stanislawski, der sich nach der Niederlage auf ein weiteres Jahr im Unterhaus einstellen muss. FC-Verteidiger Dominic Maroh sagte, dass sich die Domstädter auf die Standardstärke der Bochumer eingestellt hatten und deshalb Freistoßsituationen in der eigenen Platzhälfte vermeiden wollten, aber dass die perfekte Ausführung der Ecken und Freistöße den FC vor Probleme stellte.
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"Die Zuordnung der Standards war bisher eigentlich eine unserer Stärken in dieser Saison. Wir hatten eine klare Zuordnung gehabt, und es waren zwei Männer da. Jeder Spieler hat seinen Mann, eigentlich kann man das gut verteidigen, aber der erste Standard war beispielsweise richtig gut geschlagen. Das war so ein Ball, wo man nicht weiß, ob der Torwart rauskommen soll oder nicht. Beim zweiten sind wir nicht aufmerksam genug und wurden dann bestraft."
"Wir haben noch nichts erreicht"
"Wir hatten glückliche Momente, Standards, die aber einstudiert sind", so Neururer, der bereits während früherer Amtszeiten an der Castroper Straße großen Erfolg mit diesem Rezept hatte. "Man weiß, wenn man uns beim Training sieht, dass wir Standardsituationen speziell trainieren. Weil es eben auch das Leichteste zum trainieren ist. Wir haben durch die beiden Standardsituationen das Ding noch umgebogen" und auch gegen den nächsten Gegner FSV Frankfurt will der 58-Jährige diese "Waffe" einsetzen.
VfL Bochum besiegt Köln
Obwohl der VfL nun vier Punkte Vorsprung auf Aue und Dresden hat, will Neururer noch nicht durchschnaufen. "Ich bin insgesamt mit dem Ergebnis total zufrieden, auch mit der Entwicklung. Aber ich hebe noch einmal den Zeigefinger: Wir haben noch nichts erreicht. Es werden immer weniger Spiele und wir stecken deshalb weiterhin in einer sehr brisanten Situation.“ Doch der VfL hat das richtige Mittel zur richtigen Zeit gefunden.