Bochum. Einen Tag vor dem Heimspiel gegen den FC St. Pauli hat VfL-Trainer Peter Neururer Kevin Scheidhauer und Sören Bertram in die U23 abkommandiert - wegen fehlender Leistungsbereitschaft. Will der VfL die Lizenz für die kommende Zweitliga-Saison bekommen, muss er voraussichtlich bis Ende Mai eine Million Euro aufbringen.

„Nicht euphorisch, aber gut“, so beschrieb Peter Neururer vor ein paar Tagen die Stimmungslage innerhalb der Mannschaft. Dass der VfL-Trainer selbst die zuvor im Kellergeschoss angesiedelte Stimmung rund um den Klub in wenigen Tagen mindestens bis auf die Höhe der 1. Etage treiben konnte, sollte nicht darüber hinweg täuschen, dass er konsequent sein kann. Zu spüren bekommt das gerade Kevin Scheidhauer. Der 20-jährige Angreifer „bleibt vorerst bei der U23“, so Neururer. Das habe etwas „mit seinem Verhalten zu tun“ und er wolle ein „Zeichen setzen“, damit sei das Thema aber auch „erledigt“.

Scheidhauer und Bertram waren im Testspiel der U23 am Mittwoch gegen den FC Brünninghausen zur Halbzeit ausgewechselt worden, hatten ihre Sachen gepackt und waren gegangen. Das entspricht nicht dem, was Peter Neururer unter „Leistungsbereitschaft, die ich sehen will“, versteht. Womit derzeit ein Profi-Trio - Scheidhauer, Bertram, Brügmann - unter der Führung von U23-Trainer Iraklis Metaxas trainiert. Wer von ihnen am Samstag in Wuppertal spielen wird, sei Metaxas überlassen, so Neururer. Heißt: Sie stehen unter Beobachtung und dürfen nur dann an den Ball, wenn sie sich auch anstrengen.

So viele Zuschauer wie noch nie in der laufenden Saison

Die Punkte muss der Talentschuppen des VfL allerdings weitgehend ohne Unterstützung einzusammeln versuchen, während die Profis am Freitag (18 Uhr, im Live-Ticker) im rewirpower-Stadion so viele Fans im Rücken haben werden wie noch nie in dieser Spielzeit. „Mit dem Sieg in Cottbus wird für uns die Atmosphäre im Stadion eine ganz andere sein“, sagte St. Paulis Trainer Michael Frontzeck.

Während sich also die Kulisse deutlich unterscheiden wird von der in den bisherigen Heimspielen, will Neururer der Mannschaft vertrauen, die in Cottbus mit Hilfe der fußballerischen Grundtugenden den Negativtrend zu brechen vermochte. „Wenn es so weiter läuft, gibt es keine Veranlassung, etwas zu ändern“, hatte er bereits vor Tagen gesagt. Lediglich die eine bereits angesprochene Personalie ist zu erwähnen: Für Kevin Scheidhauer rutscht Holmar Eyjolfsson in den Kader. Damit bleibt Nika Gelashvili außen vor. Eyjolfsson ist zwar Abwehrspieler, aber den Verlust einer offensiven Alternative auf der Reservebank könne man, so Neururer, mit Faton Toski ausgleichen: „Der hat toll trainiert.“

Bleibt der VfL im Tabellenkeller, fließt weniger Fernsehgeld

Sportlich kann der VfL bereits heute seine heikle Lage verbessern, wirtschaftlich benötigt er weitere Erfolgserlebnisse. Die Lizenz für die kommende Zweitliga-Spielzeit hat man unter Bedingungen und mit Auflagen bekommen. Entscheidend sind dabei die Bedingungen, die bis Ende Mai erfüllt sein müssen. Konkret: Der VfL muss etwa eine Million Euro zusätzlich aufbringen, wenn er auf dem aktuellen Tabellenrang 15 durchs Ziel geht. Denn dann fällt er im TV-Ranking auf Platz 12 zurück, die Planzahlen im Lizenzierungsantrag sehen aber Rang neun vor und entsprechende Zuwendungen aus dem Fernsehvertrag.

Gewänne die Mannschaft die restlichen fünf Spiele, dann wäre sogar noch Rang acht im TV-Ranking möglich, sagt Ansgar Schwenken, der Finanzvorstand. Weil man sich darauf aber nicht verlassen kann, habe man bereits ein paar „Ideen im Partner-Netzwerk“ entwickelt. Im Falle eines Abstiegs jedoch müsse neu gerechnet werden, weil die meisten Verträge dann keine Gültigkeit mehr hätten. Schwenken: „Da ist ein bisschen mehr Arbeit zu leisten.“