Essen. . Der neue Trainer Peter Neururer hat den VfL Bochum wieder in die Spur gebracht. Es herrscht Aufbruchstimmung im Zweitliga-Abstiegskampf. Vor dem Spiel gegen St. Pauli an diesem Freitag war er Gast unserer Sportredaktion - zum Interview über seinen neuen alten Arbeitgeber.

Vor zwei Wochen schien der VfL Bochum bereits mausetot zu sein: Das Heimspiel gegen den direkten Konkurrenten Aue endete 0:3, die Aussicht auf den Klassenerhalt in der Zweiten Liga war düster. Und nun: Aufbruchstimmung nach dem 2:0-Sieg in Cottbus, bereits 24.000 Karten sind für das wegweisende Spiel an diesem Freitag gegen den FC St. Pauli (18 Uhr/im Live-Ticker) verkauft worden. Hat tatsächlich allein der neue Trainer Peter Neururer diese Wende bewirkt? „Nein“, behauptete der 57-Jährige, als er am Donnerstagmittag unsere Sportredaktion besuchte.

Beim 0:3 gegen Aue präsentierte sich die Mannschaft desaströs. Was macht Sie so optimistisch, dass denselben Spielern jetzt doch noch der Klassenerhalt gelingt?

Peter Neururer: Ich habe etwa zehn bis zwölf VfL-Spiele in dieser Saison gesehen, das gegen Aue hatte nichts Endgültiges. Da schlummert einiges an Potenzial, das sich kurzfristig zusammenfügen lässt. Und wenn man dann noch meine Person und meine Verbindung zum VfL kennt, dann lässt sich eben auch die Stimmung beeinflussen. Fünf Spiele lang muss das jetzt noch zu halten sein.

Kann denn die Stimmung so vieles bewirken?

Neururer: Sie kann für ein Heimatgefühl im eigenen Stadion sorgen. Plötzlich sind alle wieder da. Der Verein hat den Slogan vorgegeben: „Wir bleiben drin! Aber nur mit dir!“ Wenn wir als Einheit auftreten, können wir etwas erreichen. Mit einem Erfolgserlebnis gegen St. Pauli kann das Gefühl entstehen, dass wir wieder eine fußballerische Gemeinschaft sind. Dass man sich nicht schämen muss, zum VfL zu gehen. Dieses Wir-Gefühl kann man mitnehmen. In die nächsten Spiele und auch in die nächste Saison.

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Mit Peter Neururer?

Neururer: Erst einmal wollen wir die Klasse halten, und dann muss man Gespräche führen. Ich kann es mir allerdings vorstellen. Langfristig gehören wir in die erste Bundesliga, die Nische zwischen Dortmund und Schalke ist groß genug. Davon jetzt zu spinnen, wäre aber totaler Quatsch. Jetzt müssen wir erst einmal Zusammenhalt demonstrieren.

Wie oft dachten Sie nach Ihrer Entlassung vor drei Jahren in Duisburg, dass Ihre Trainerkarriere vorbei sein könnte?

Neururer: Ich hatte regelmäßig gute Angebote, aber nach all dem, was mir in Duisburg passiert ist, hatte ich mir geschworen: Die zahlen bis zum letzten Tag. Dann gab es einen Zeitpunkt, an dem aus der Bundesliga und von den für mich interessanten Zweitligaklubs kein Angebot mehr kam. Durch das Buch, das ich zusammen mit einem Journalisten geschrieben habe, und den Job als Experte bei Sport1 haben die Leute wohl geglaubt: Der hat abgeschlossen. Dann kam auch noch der Herzinfarkt dazu, so dass der Eindruck entstand: Der Neururer passt da gar nicht mehr hin.

Bis sich der VfL meldete...

Neururer: In einer solchen misslichen Lage braucht man einen Trainer, der die Strukturen, das Umfeld, die Mannschaft und die Situation kennt. Als der VfL mich angerufen hat, habe ich nicht lange überlegt. Ich glaube, dass ich helfen kann. Ich nehme den Druck von der Mannschaft, sie kann sich auf den Fußball konzentrieren. Die vielen Leute kommen aber nicht wegen mir.

Bitte?

Neururer: Nein, es gibt auch einige, die gesagt haben: Bloß nicht den Neururer! Die kommen jetzt aber auch. Und zwar wegen der Situation des VfL.

Warum Peter Neururer nur in Bochum längere Zeit arbeiten konnte 

Es gibt auch diesen Eindruck von Peter Neururer: Wenn er länger bleibt, überdreht er irgendwann.

Neururer: Wer behauptet das? Leute, die mit mir noch kein Wort gesprochen haben und meine Arbeit nicht beurteilen können.

Aber über eine längere Strecke konnten Sie bisher nur beim VfL Bochum arbeiten.

Neururer: Richtig, und warum?

Wegen des Vertrauens?

Neururer: Genau. Ich konnte beim VfL so sein, wie ich bin.

Wie sind Sie denn?

Neururer: Ich versuche, Glaubwürdigkeit vorzuleben, ich bin Disziplinfanatiker, und ich lebe auch Ehrlichkeit vor – sogar bis zu einem Punkt, an dem sie mir schadet. Und Pünktlichkeit ist mir wichtig. Als ich meine Frau erstmals getroffen habe, hätte sie keine zwei Minuten zu spät kommen dürfen, dann wäre ich weg gewesen. Dann hätte ich das große Glück meines Lebens verpasst.

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Wie kommen Sie mit all diesen Attributen bei der jüngeren Spielergeneration an?

Neururer: Indem ich beispielsweise in der Trainingslehre auf dem Laufenden bleibe. Aber die Grundebenen wie Pünktlichkeit und Disziplin dürfen nie verlassen werden.

Die jungen Profis von heute sind sehr gut ausgebildet, wirken aber auch geschliffen. Haben Sie es als Trainer deshalb heute leichter?

Neururer: Nein. An den Extremtypen konnte man sich ja auch reiben. Wenn man die in den Griff bekam, hatte das Signalwirkung. Früher haben die Spieler aber auch mehr miteinander kommuniziert. Heute rennen sie mit ihren dicken Kopfhörern herum. Ich habe deshalb entschieden: Weg mit den Dingern, und in Kabine und Mannschaftsbus sind auch die Handys aus. Jetzt sitzen die Jungs wieder zusammen und reden miteinander. Das ist in unserer Lage ganz wichtig.

Redaktionsbesuch von Neururer

Das Foto vom Donnerstag den 18.04.2013 zeigt den Trainer des VfL Bochum Peter Neururer im Interview in der WAZ Sportredaktion. Foto: Kai Kitschenberg/WAZFotoPool
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