Stuttgart. Fußball-Zweitligist VfL Bochum hat die Pokal-Sensation verpasst. Beim Bundesligisten VfB Stuttgart unterlag der Revierklub im Viertelfinale des DFB-Pokals am Mittwochabend mit 0:2 (0:1). Die Treffer des Abends erzielten Christian Gentner (18.) und Vedad Ibisevic (81.).

Die Bochumer Anhänger wollten sich ihren Pokalspaß nicht ganz nehmen lassen an diesem kalten Abend der Ernüchterung. Tapfer hielten die 2700 Mitgereisten ihre Schals hoch, spendeten den erschöpften Verlierern Beifall, die alles gegeben hatten. Und doch war es zu wenig: Die Zweitliga-Spieler des VfL Bochum gingen mit hängenden Köpfen vom Platz, waren „wahnsinnig enttäuscht“, sagte Trainer Karsten Neitzel.

Denn der VfB Stuttgart zerstörte den Traum vom Pokal-Halbfinale mit einem kühlen, letztlich aber verdienten 2:0. Ein frühes 1:0 und ein spätes Kontertor reichten den selten inspiriert wirkenden Schwaben: So gewinnt ein Europa-League-Achtelfinalist gegen einen Zweitligisten im Abstiegskampf.

Stuttgart übernahm von Beginn an die Initiative gegen Bochum

„Die Jungs haben einen richtig guten Job gemacht“, erklärte Neitzel, legte den Finger aber auch gleich in die Wunde: „Wir sollten nicht mit dem Gefühl schlafen gehen, dass unsere Leistung nicht schlecht war. Uns hat der Punch gefehlt.“ (Nur) im Abschluss zeigte sich der Klassenunterschied.

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„Noch drei Mal Eier zeigen bis zum finalen Ständer“: So drückten Stuttgarter Anhänger ihren Traum auf einem, nun ja, dicken Transparent aus; den vom Pokaltriumph in Berlin, versteht sich. Und Bruno Labbadia, der Trainer der Schwaben, hatte seine Mannschaft gewarnt vor Überheblichkeit, um ein Stück Optimismus zurückzugewinnen beim anspruchsvollen Großstadtklub.

Tatsächlich begannen die Gastgeber so, wie man es von einem Favoriten erwarten darf. Stuttgart übernahm die Initiative, auch wenn sich der VfL mit viel Laufarbeit durchaus erfolgreich mühte, den Druck vom eigenen Tor fernzuhalten. Bochum arbeitete sich aber an einer frühzeitigen Verteidigung ab, der eigene Abschluss blieb dabei auf der Strecke: kein Torschuss in den ersten 45 Minuten.

Nach dem Seitenwechsel drückte der VfL Bochum auf den Ausgleich

Auch der VfB brannte alles andere als ein Feuerwerk ab. Abgezockt und abgeklärt spulte man sein Programm ab – und wartete auf Fehler. Einen davon nutzte Christian Gentner zur frühen Führung: Nach einem Ballverlust von Leon Goretzka konterte sich Stuttgart zügig durchs Zentrum. Ibrahima Traore brachte Christian Gentner in Position. Dessen Schuss aus 20 Metern fälschte der hineingrätschende Holmar Eyjolfsson so unglücklich ab, dass Torwart Andreas Luthe keine Chance blieb.

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1:0 nach 18 Minuten, das spielte dem VfB in die Karten. Hier ein Schuss von Harnik, dort einer von Bako. Magerkost, garniert mit ein paar zarten Pfiffen. Und auch aus dem anfangs lautstarken Bochumer Block, in dem vor dem Anpfiff einige Chaoten mit dem Abfackeln von Pyrotechnik aus der Rolle fielen, war zur Pause nur noch wenig zu hören. Pokalatmosphäre klingt anders.

Nach dem Wechsel aber weckte Bochum alle wieder auf, der VfL drückte auf den Ausgleich, zeigte Mut. Lukas Sinkiewicz per Kopf (48.), der starke Yusuke Tasaka per Distanzschuss und Schlenzer (49./52.) sorgten für Stimmung - und für Hoffnung. Und nachdem VfL-Verteidiger Michael Lumb auf der Linie geklärt hatte gegen einen Harnik-Kopfball (60.), vergab Kevin Scheidhauer die größte Möglichkeit mit einem verunglückten Kopfball (70.).

VfB-Trainer Bruno Labbadia verteilt "Kompliment" an den VfL Bochum

Das war‘s - denn einmal, man ahnte es, wollte der VfB zeigen, wie effektiver Fußball funktioniert: Nach einem Klasse-Konter gegen aufgerückte Bochumer bediente Traore mustergültig Vedad Ibisevic, der aus kurzer Distanz vollstreckte. 2:0. Bochum blieb wieder nur der Trost des Siegers: „Kompliment an Bochum“, sagte Bruno Labbadia, „der VfL hat sich nie aufgegeben, eine tolle Moral.“ Die man schon am Samstag wieder auspacken muss: In Kaiserslautern geht es um wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt.