Bochum. Optimismus und gute Laune sind wieder eingekehrt beim VfL Bochum nach dem 3:0-Pokalerfolg gegen den TSV 1860 München. Nur ist das Fußballjahr jetzt beendet - ausgerechnet jetzt, wo die Tendenz beim Zweitligisten nach drei Siegen in Folge nach oben zeigt.

„Marcel Maltritz Fußball-Gott“. Kürzer und treffender kann man den steten Wandel von Stimmen und Stimmungen im Fußball wohl nicht widergeben. Der Bochumer Innenverteidiger, inzwischen seit mehr als acht Jahren beim VfL, war am Mittwoch Symbol und Hauptfigur einer Art Wiederauferstehung. Den Jubel der Massen hatte sich der 34-Jährige indes verdient, nicht nur wegen seiner zwei Pokal-Tore gegen die „Löwen“ und nicht nur wegen seiner starken Leistung an diesem einen Abend, der die Tristesse der vergangenen Monate vergessen machen wollte.

Einer blieb nüchtern, sachlich, analytisch, als die anderen endlich mal wieder ausgelassen feiern durften. Karsten Neitzels Sichtweise hat nicht unbedingt und schon gar nicht ausschließlich etwas mit Ergebnissen zu tun. Nicht alles war gut, wenn man gewonnen hat, sagt er gerne, und im Umkehrschluss muss dann nicht alles schlecht gewesen sein, nur weil man verloren hat. Was natürlich stimmt. Wie auch Neitzels Vermutung, dass man zurzeit, angesichts von drei Siegen in Folge mit 10:0-Toren trotz der zahlreichen heiklen Momente, nicht unbedingt vom Pech verfolgt werde.

Der Trainer des VfL Bochum sah also auch beim Pokal-Coup gegen den TSV 1860 München Dinge, die „wir verbessern können“, um dann jedoch das Positive herauszuheben: „Wir haben jetzt viermal gezeigt, was möglich ist - und das ist mehr als Platz 15.“ Da war Karsten Neitzels Einordnung wieder, der auch die Partie bei Union Berlin - trotz der unglücklichen Niederlage - ins Fach positiv sortierte. Womit er zweifellos wieder richtig lag.

Kompaktheit ist zurück

Zumal in Berlin bereits die Veränderungen spürbar waren. „Der Schlüssel zum Erfolg war die taktische Umstellung“, sagt Neitzel. Vorher sei die Mannschaft auch viel gelaufen, aber da hätten die Abstände nicht gepasst. Mit zwei „Sechsern“ und etwas tiefer attackierend sei nun der „Weg zum nächsten Zweikampf kürzer“. Damit finde man zu der Kompaktheit zurück, die man benötigt, um erfolgreich sein zu können. Dass man aus dieser Haltung durchaus nach vorne zu spielen versteht, ist auch nicht zu übersehen.

Ein vielverprechender Weg, im neuen Jahr möglichst rasch den Kopf aus der Schlinge zu ziehen, wurde also gefunden. Und wenn dann Yusuke Tasaka, Slawo Freier und vielleicht sogar Michael Delura und Faton Toski wieder zur Verfügung stehen sollten, hat Karsten Neitzel auch wieder mehr Optionen. Von Mirkan Aydin, dessen Spielweise dieser Mannschaft gefehlt hat und der ziemlich schnell wieder zu einer festen Größe geworden ist, ganz zu schweigen.

Kader soll "grundsätzlich" unverändert bleiben

Bleiben noch die Schwachstellen, die nicht so leicht zu beheben sind. „Wir wissen auch, wo es klemmt“, sagt der VfL-Trainer nur, lässt nicht unerwähnt, dass man immer die Augen offen halte und so seine Vorstellungen habe, macht jedoch keine Versprechungen. Im Gegenteil: „Es gibt eine klare Absprache, dass wir grundsätzlich mit diesem Kader starten.“

Das muss zwar nicht das letzte Wort in der Transfer-Angelegenheit gewesen sein, aber diese Vereinbarung bleibt die Geschäftsgrundlage, mit der man umzugehen und auf die man sich einzurichten hat. So wie man auch in der Trainerfrage beizeiten für Klarheit gesorgt hat. Natürlich habe er sich über die für ihn positive Entscheidung „total gefreut“, sagt Neitzel, aber die Kommunikation sei „völlig stressfrei abgelaufen“. Er habe „immer von allen im Verein ein offenes Feedback“ bekommen. Und deshalb sei die Entscheidung, in der Verantwortung bleiben zu dürfen, „nicht ganz so überraschend“ gewesen.