Bochum. Nach dem 3:0 im DFB-Pokal-Achtelfinale gegen 1860 München herrschte beim VfL Bochum Riesenjubel. Zlatko Dedic und zweimal Marcel Maltritz sorgten für den Erfolg vor gut 20 000 Zuschauern. „Diese Mannschaft setzt die Ansagen um“, erklärte VfL-Trainer Karsten Neitzel.
Es lief gerade einmal die fünfte Minute, als die ausverkaufte Ostkurve im Zusammenspiel mit Block A auch den Rest im Stadion aufforderte, „aufzusteh’n“ für den VfL. Zum ersten, aber längst nicht zum letzten Mal an diesem packenden, endlich mal wieder richtig stimmungsvollen Fußballabend in Bochum.
Der gekrönt wurde mit dem Happy-End des Jahres. Die Bochumer rangen im Pokal-Achtelfinale den Ligakonkurrenten TSV 1860 München nieder, der sich lange Zeit in Unterzahl nach Kräften wehrte, ehe Marcel Maltritz mit zwei Kopfballtreffern die Entscheidung fällte.
„Steht auf für den VfL“ dröhnte es nun durchs Rund, später sangen die 20 200 Zuschauer „O wie ist das schön“ - so was hat man lange nicht gehört im heimischen Stadion.
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Bochum drei, München null. Der Sieg fiel etwas zu hoch aus, verdient aber war er allemal. Und so ungeheuer wichtig für diese Mannschaft, für den Verein, für die Stimmung im und um den VfL - für die Fans, die ihr Team nach ihrem letzten Einsatz vor dem heiligen Fest minutenlang feierten. Es war, neben dem Klassenerhalts-Sieg gegen Braunschweig im Sommer, der emotionale Höhepunkt des an trostlosen Momenten reichen Jahres.
Bochum steht im Viertelfinale des DFB-Pokals. Bochum darf sich über ein Millionen-Euro-Plus freuen - und über eine Perspektive über den Abstiegskampf in der 2. Liga hinaus. „Wir verschließen nicht die Augen vor dem, was noch nicht so gut war“, sagte Trainer Karsten Neitzel nach dem Pokal-Triumph. „Aber das Positive wollen wir mitnehmen.“ Etwa die Defensivarbeit: „Ein Extra-Lob an alle Offensiven, die richtig gut nach hinten gearbeitet haben“, erklärte der Coach: „Diese Mannschaft setzt die Ansagen um.“
VfL Bochum war aggressiv, energisch, zielstrebig und kompakt
Und sie hat unübersehbar Selbstvertrauen getankt seit der Umstellung auf das kompaktere System mit Doppelsechs. Neitzel setzte wie erwartet gegen die Löwen auf eine Startelf mit Leon Goretzka neben Christoph Dabrowski im defensiven Zentrum. Mirkan Aydin kam zunächst über die rechte Seite, dann oft über links: Aydin, Marc Rzatkowski und der für den gesperrten Christoph Kramer ins Team zurückgekehrte Alexander Iashvili waren enorm viel unterwegs, tauschten die Positionen, attackierten. Der Einsatz zahlte sich aus: Der VfL war von Beginn an aggressiv, energisch, zielstrebig und kompakt, ließ das stets spielstarke München kaum zur Entfaltung kommen. Dabei versteckte sich 1860 nicht, nahm den Fight an. Im Spiel nach vorne aber wirkten die Gastgeber konsequenter, gefährlicher, zielstrebiger.
So bei den beiden Schlüsselszenen, die den Weg ins Viertelfinale ebneten. Rzatkowski, der nicht nur mit seinen Ecken, sondern auch mit einigen guten Anspielen in die Tiefe für Gefahr sorgte, schickte Iashvili. Innenverteidiger Guillermo Vallori hielt ihm am Trikot fest, als letzter Mann, wenn auch noch weit vor dem eigenen Tor. Eine Notbremse - Rot! Nur drei Minuten später das 1:0: Der erneut starke Goretzka gewann das Kopfballduell gegen Bülow, der gerade eingewechselte Innenverteidiger Schindler konnte den lauffreudigen Zlatko Dedic nicht halten, der vollstreckte ins rechte untere Eck. Sein drittes Pokaltor - das Stadion tobte.
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Doch der Gast steckte längst nicht auf - und der ruhig wirkende Torwart Michael Esser, lange Zeit kaum geprüft dank des konsequent zustellenden VfL mit den stets präsenten „Haudegen“ Dabrowski, Maltritz und Sinkiewicz, war zur Stelle, als er benötigt wurde. Sein toller Reflex gegen Lauths Schuss sicherte die Führung zur Pause.
Nach dem Wechsel kam München mit aller Macht des Möglichen in Unterzahl, gefährlicher aber waren die konternden Bochumer. Teilweise lief der Ball bis zum Abschluss zwar ansehnlich, doch am Ende agierte der VfL nicht konsequent genug, um den Sack zuzumachen: 60-Keeper Gabor Kiraly durfte sich mehrmals auszeichnen. So in der 54. Minute, als nacheinander Goretzka, der völlig frei stehende Dedic und der nimmermüde Aydin scheiterten. Ein Manko, das sich nicht rächen sollte: Lauth scheiterte bei seinem Versuch zum 1:1 (67.).
Maltritz' irre drei Minuten
Und dann kamen Maltritz’ irre drei Minuten. Nach Ecken von Rzatkowski köpfte er den Ball gleich zweimal ins Netz. Erst nach Kopfball-Verlängerung von Sinkiewicz samt Flugeinlage, dann nach Kopfball-Verlängerung von Dabrowski am langen Pfosten. 2:0. 3:0.
Der Rest war Freude pur. Endlich mal wieder.