Regensburg. “Glücklich, aber verdient“, sagte Andreas Bergmann, sei dieser Erfolg gewesen. Ein stimmiges Fazit nach dem hart erkämpften 1:0-Sieg des VfL Bochum bei Jahn Regensburg. Mann des Tages bei den Bochumern war Joker Kevin Scheidhauer, der das goldene Tor erzielte.

VfL-Trainer Andreas Bergmann hatte nach der Heimniederlage gegen Aalen umgebaut. Zwar blieb der angeschlagene Rechtsverteidiger Carsten Rothenbach in der Startelf, dafür musste jedoch Florian Brügmann auf der linken Seite Mounir Chaftar weichen. Aber auch das Spielsystem hatte Bergmann in Regensburg modifiziert. VfL-Talent Leon Goretzka sollte zentral an der Spitze einer Mittelfeld-Raute für mehr Offensiv-Druck und Torgefahr sorgen. Michael Ortega saß auf der Reservebank, Sören Bertram schaffte es als 19. Akteur nicht auf den Aufstellungsbogen. Auf Seiten des SSV Jahn kam der vom 1. FC Nürnberg ausgeliehene Julian Wießmeier nur wenige Tage nach Verpflichtung zu seinem ersten Einsatz.

Bochumer Kramer sprach nach dem 1:0-Sieg von einem Schritt nach vorne

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Der Beginn erinnerte stark an die Partie gegen Aalen, auch wenn Bergmann Jahn "nicht so tief" gestaffelt gesehen hatte wie den VfR eine Woche zuvor. Wie auch immer, der VfL hatte mehr Spielanteile, suchte jedoch den erfolgversprechenden Weg in den gegnerischen Strafraum oft vergeblich. Dennoch sprach Christoph Kramer, als alleiniger "Sechser" vor der Abwehr mit einer starken Partie, von einem "Schritt nach vorne". Dass der "letzte Ball" häufig misslang, lag auch daran, dass Goretzka erfuhr, wie rau die Luft als "Zehner" gegen einen zwar sehr hausbackenen, aber auch eckigen Kontrahenten sein kann, und dass Zlatko Dedic gegen die robuste Jahn-Abwehr immer wieder den Kürzeren zog. Die Oberpfälzer dagegen versuchten es in der Anfangsphase fast ausschließlich mit langen Bällen, die nur selten ankamen.

Was durchkam, konnte in der Regel Lukas Sinkiewicz bereinigen oder VfL-Schlussmann Andreas Luthe. Er boxte die Hereingabe von Christian Rahn über die Latte und hatte in der letzten Szene der ersten Halbzeit Glück, dass Francky Sembolo freistehend in die Wolken ballerte. Das von den Oberpfälzern ausgeliehene Hertha-Talent Marco Djuricin hatte perfekt in die Schnittstelle gespielt. Das hätte das 1:0 für die Hausherren sein können, aber auch der Ausgleichstreffer. Denn einige Zeit zuvor hatte Alexander Iashvili den Ball per Freistoß gefühlvoll in den Jahn-Strafraum gehoben, Dedic brachte das Leder jedoch nicht unter Kontrolle.

VfL Bochum benötigte in der zweiten Hälfte gegen Regensburg erst einen Weckruf

Wer nach dem Seitenwechsel einen VfL erwartet hatte, der mit mehr Schwung die Partie in die richtige Richtung zu lenken versuchte, sah sich getäuscht. Die spielerisch deutlich limitierten Regensburger nahmen nun zeitweise das Heft in die Hand, auf Seiten der Bochumer reihte sich Ballverlust an Ballverlust, Fehlpass an Fehlpass. "Zeitweise ist immer noch die Angst vor dem Verlieren da", kommentierte Sportvorstand Jens Todt diese Phase der Unordnung. Die Partie mutete nun an wie der verzweifelte Kampf zweier Abstiegskandidaten um einen Funken Hoffnung. Zunächst mit Vorteilen für die Gastgeber. Nur Luthes Fußabwehr war es zu verdanken, dass es anfangs der zweiten Halbzeit beim 0.0 blieb. Jahn-Debütant Julian Wießmeier scheiterte am VfL-Schlussmann.

Ein Weckruf für die Bochumer, die nun ihrerseits Nutzen aus den etwas forscheren Offensivbemühungen der Oberpfälzer zu schlagen versuchten. Mehr Raum hatte sofort ein höheres Tempo zur Folge - und Tormöglichkeiten. Aber Rzatkowski entschied sich nach Yusuke Tasakas Flanke für einen Kopfball, anstatt den Ball freistehend zu verarbeiten - kein Problem für Regensburgs Torwart-Oldie Michael Hofmann; und Goretzka scheiterte wenig später - in Szene gesetzt von Iashvili - ebenfalls an Hofmann. Schwacher Trost: Die bis dahin zerfahrene und klassearme Begegnung hatte inzwischen deutlich an Spannung gewonnen.

Späte Rote Karte gegen Regensburger Philipp Ziereis

Dann hatten die Gäste doppeltes Glück. Jahn-Kapitän Andreas Laurito verfehlte per Kopf das Bochumer Tor nach einer Ecke nur um Zentimeter, während das Timing auf der anderen Seite stimmte. Der eingewechselte Slawo Freier spielte Rothenbach auf der rechten Seite frei, und dessen Flanke erwischte der ebenfalls eingewechselte Kevin Scheidhauer optimal mit der Stirn; über Hofmann hinweg senkte sich der Ball ins Netz. Es war der erste Treffer des vom VfL Wolfsburg ausgeliehenen Stürmers - und es war die Entscheidung in Regensburg.

Noch einmal musste Luthe eingreifen und gegen Sembolo den Ausgleich verhindern. Dann ertönte der Schlusspfiff, den Philipp Ziereis nicht mehr auf dem Rasen mitbekam. Er hatte gegen Marc Rzatkowski nachgetreten und folgerichtig Rot gesehen.

Die Bochumer freuen sich nun, mit sechs Punkten im Rücken, auf zwei spielfreie Wochen, in denen sie die Entwicklung der Mannschaft vorantreiben wollen. Aber auch die Begegnung in Regensburg sei wichtig gewesen, sagte Jens Todt: "Enge Spiele, die wir gewinnen, brauchen wir."