Bochum. Auftakt nach Maß: Fußball-Zweitligist VfL Bochum hat das erste Spiel der neuen Saison gewonnen. Trotz zwischenzeitlichem 0:1-Rückstand im Spiel gegen Dynamo Dresden, siegte das Team von Trainer Andreas Bergmann mit 2:1. Das entscheidende Tor erzielte Paul Freier.

Selten einmal war vor dem Beginn einer neuen Saison die Unsicherheit so groß gewesen: Was darf man vom VfL erwarten, was der weitgehend umgebauten Mannschaft von Trainer Andreas Bergmann zutrauen - nach einer, wie Sportvorstand Todt einräumte, „rumpeligen Vorbereitung“? Für eine eindeutige Antwort ist es nach dem ersten Spieltag zwar noch zu früh, aber das Gefühl, dass der VfL diese schwierige Spielzeit vielleicht doch wider Erwarten gut überstehen könnte, verdichtet sich nach dem 2:1 (0:1)-Auftaktsieg gegen Dynamo Dresden.

Bergmann hatte die erwartete Formation auf den Rasen des rewirpower-Stadions gestellt - mit dem erst 17 Jahre alten Profi-Debütanten Leon Goretzka, mit dem japanischen Neuling Yusuke Tasaka und mit dem Offensiv-Duo Zlatko Dedic/Alexander Iashvili. Zentral vor der Abwehr sollten die beiden Christophs - Dabrowski und Kramer - die Spezialität der Dresdener, das blitzschnelle Spiel in die Spitze, verhindern. Und das Ganze sollte vor allem „angstfrei“, so Bergmanns größter Wunsch, geschehen. Was nicht bedeutete, dass der VfL mit offenem Visier antrat gegen eine Mannschaft, die die in der vergangenen Saison sehr erfolgreich auf die Fehler der Gegner gewartet hatte.

1:0-Führung der Dresdener zur Pause sehr schmeichelhaft

Die Struktur stimmte auf Seiten der Gastgeber, auch wenn kein Fußball-Feuerwerk serviert wurde. Die Dresdener, die immer noch nach einem Nachfolger für Dedic suchen, vertrauten auf ihre starke Defensive und nahmen anfangs kaum teil an diesem Spiel, der VfL versuchte diszipliniert Druck zu entwickeln und kam vor allem über seine Standards zu Möglichkeiten. Aber Marcel Maltritz hatte mit seinem Linksschuss ebenso wenig Glück wie Lukas Sinkiewicz mit seinem Kopfball.

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Die Bochumer kontrollierten und bestimmten die Partie, ohne für große Aufregung vor dem Tor der Gäste sorgen zu können. Zumal Dedic den von Sinkiewicz per Kopf vor das Dynamo-Gehäuse gespielten Ball knapp verpasste. Ein 0:0 zum Seitenwechsel wäre schon etwas schmeichelhaft für die passiven Sachsen gewesen, die 1:0-Führung war es allemal. Eine einzige Unaufmerksamkeit der Hausherren genügte Dynamo, um sich eine komfortable Ausgangsposition für den zweiten Durchgang zu verschaffen. Florian Brügmann und Yusuke Tasaka gingen nicht konsequent genug zur Sache, Sinkiewicz war herausgerückt und Maltritz hatte sich nicht verschoben - da war der Weg frei für Mickael Pote. Der Dresdener Angreifer nutzte diese Freiheit und überwand VfL-Schlussmann Andreas Luthe.

Bochumer Jungstar Leon Goretzka leitete per Kopf die Wende ein

Angesichts der defensiven Stabilität der Gäste konnte den VfL-Fans Böses schwanen. Aber vielleicht überrascht die Bochumer Mannschaft ja in den kommenden Wochen und Monaten so manchen Pessimisten. Zumindest kam sie schwungvoll, angriffslustig und unbeeindruckt vom Rückstand auf den Rasen zurück. Zlatko Dedic hätte nach Tasakas schönem Pass in die Tiefe alsbald den Ausgleich erzielen können, der Slowene scheiterte aber an Dynamo-Schlussmann Benjamin Kirsten.

Hätte Dedic, gerade erst aus Dresden zurückgekehrt, getroffen, wäre das eine schöne Geschichte gewesen, aber allenfalls halb so gut wie die von Leon Goretzka. Bei der U17-Europameisterschaft hatte der Kapitän der DFB-Auswahl zwei Kopfballtore erzielt, anschließend aber offenherzig bekannt, dass das Kopfball-Spiel nicht zu seinen Stärken zähle. Und jetzt das. Da schraubt sich Bochums Jüngster, erst kürzlich mit der Fritz-Walter-Medaille dekoriert, bei dem x-ten Freistoß des überragenden Alexander Iashvili in die Höhe, überspringt die starke Dresdener Innenverteidigung und köpft zum 1:1 ein. Was für ein Profi-Debüt.

Paul Freier sorgt für die Entscheidung und lässt VfL-Fans jubeln

Nun gewann die Partie an Rasanz. Der VfL drückte, beflügelt vom ersten Saisontor, aufs Tempo, im Dresdener Strafraum spielten sich mitunter haarsträubende Szenen ab - immer waren Iashvili und Tasaka beteiligt. Aber weder Dedic noch dem Japaner war das Glück im Abschluss hold. Und auf der anderen Seite forderten die Gäste nach Sinkiewicz’ rustikalem Einsatz gegen Pote Elfmeter - erfolglos. Die anfängliche Zurückhaltung war einem offenen Schlagabtausch gewichen, mit Vorteilen für den VfL, aber auch mit vergebenen Möglichkeiten. Christoph Kramer bevorzugte den Abschluss anstelle des Abspiels, Kirsten parierte.

Und dann rappelte es doch noch einmal im Dresdener Kasten. Iashvili, der Mann nicht nur für die Standards, brachte den 13. Eckball in den Dynamo-Strafraum, der eingewechselte Slawo Freier sprintete in den Lauf des Balles und versenkte ihn im Netz - die Mehrzahl der 16000 im rewirpower-Stadion war schier aus dem Häuschen. Vermutlich dachten alle in diesem Moment so wie Andreas Bergmann: „Es ist einfach ein gutes Gefühl, ein Spiel gedreht zu haben.“ Und es ist ein nicht minder gutes Gefühl, mit einem verdienten Erfolg in die neue Saison zu starten.