Bochum. Der VfL Bochum will es wieder mal los werden: dieses unsägliche Graue-Maus-Image, das den Verein seit Jahrzehnten umweht wie der Duft von Kölnisch Wasser ältere Damen beim Fünf-Uhr-Tee.
Zunächst wurde das neue VfL-Trikot schon vor dem ersten Waschgang auf schmutzig getrimmt: Ein verwaschenes Blau sickert nun über weiße Streifen. Damit aber nicht genug: Bei der Vorstellung des neuen Zwirns tanzten die Bochumer Spieler den martialischen Haka-Kriegstanz, mit dem das neueeländische Rugby-Nationalteam traditionell seine Gegner einschüchtert. Obgleich der eine oder andere Bochumer dabei ähnlich hüftsteif wirkte wie ein bulgarischer Gewichtheber als Balletttänzer, kommt die Botschaft an: Der VfL stellt fortan der Graumäusigkeit ein kultiges Malocher-Image entgegen und will zugleich einen alten Mythos wiederbeleben.
Die Unabsteigbaren werden
„Wir wollen wieder die Unabsteigbaren werden, die wir einmal waren”, sagt Bochums Sportvorstand Thomas Ernst – von 1971 bis 1993 war der Klub ununterbrochen im Oberhaus. Könnte wieder klappen: Immerhin war der VfL Bochum eine der erfolgreichsten Mannschaften der vergangenen Bundesliga-Saison. Ein Scherz? Keineswegs! Diese – zugegeben kühne – These lässt sich mit einigen Zahlen belegen: Borussia Mönchengladbach, der Auftaktgegner im Heimspiel der Ruhrstädter am Sonntag (15.30 Uhr), gab inklusive der Wintereinkäufe rund 15 Millionen Euro aus für frisches Spieler-Personal. Der VfL investierte 1,5 Millionen. Trotz dieses auffälligen Unterschieds in der Finanzausstattung sind die Zielsetzungen beider Klubs nahezu identisch. „Für uns geht es auch in diesem Jahr in erster Linie um den Klassenerhalt”, sagt Thomas Ernst. Nichts anderes formulieren die Gladbacher. Doch obwohl das Budget der Bochumer so hoch ist wie der Etat der Werbeabteilung einiger Konkurrenzklubs, wurde etwas Interessantes geschafft: drei Klassenerhalte in Folge. Mit einem Trainer: Marcel Koller. Er ist im fünften Jahr an der Castroper Straße und startet zum vierten Mal nacheinander in eine Erstligasaison. Ähnliches haben zuvor in Bochum nur Heinz Höher und Rolf Schafstall geschafft.
Gedankt wird es dem Schweizer nicht. Lieferte der VfL miese Ergebnisse, und davon gab es viele, hieß es sofort: Weg mit ihm! Die Fans lechzen wohl mehr nach Glanz und Glamour. Vielleicht hilft ja das neue Ausweichtrikot ein wenig: Es ist rosa.