Bochum. Gewonnen, nicht mehr, nicht weniger. Nach dem 1:0-Pflichtsieg im Pokal beim Viertligisten SF Lotte will und muss der VfL Bochum am Sonntag beim Bundesliga-Auftakt gegen Borussia Mönchengladbach zulegen in fast allen Bereichen.

Mainz ist raus (Trainer inklusive), Hannover ist raus. Köln mühte sich bei einem Fünftligistern, Bayern hielt bei einem Sechtsligisten 50 Minuten ein 0:0. Und der Auftritt des VfL beim unnötig zittrigen 1:0 in Lotte, er passte da gut ins Bild dieser ersten DFB-Pokal-Hauptrunde. Eine Torlos-Halbzeit zum Vergessen, eine stärkere zweite mit reichlich Luft nach oben. Pflicht erfüllt in Lotte. Mehr nicht.

Klar ist aber auch: Der Saisonauftakt am kommenden Sonntag (15.30 Uhr) gegen Borussia Mönchengladbach, dessen Leistung beim Zweitligisten FSV Frankfurt (2:1) zu den besseren der Erstligisten zählte, läuft unter völlig anderen Vorzeichen. Und geht es nach VfL-Trainer Marcel Koller, werden die Bochumer in nahezu allen Bereichen zulegen (müssen): an Entschlossenheit, Aggressivität, Chancenverwertung, Tempo. „Das Umschalten hat in der ersten Halbzeit nicht so geklappt wie gewünscht, wir müssen schneller nach vorne spielen”, sagte Koller, der darauf sein Hauptaugenmerk richten will im Training dieser Woche.

Pflicht erfüllt in Lotte

In der Tat. Sowohl von den defensiven Außen (Pfertzel, Fuchs) als auch von den Mittelfeld-Spielern (Imhof, Dabrowski, Azaouagh, Epalle) gingen lange Zeit viel zu wenige, geschweige denn zügige Impulse nach vorne aus. Wobei vor allem Publikumsliebling Joel Epalle, von den trotz Regens und Schauer-Fußballs in der ersten Hälfte bestens aufgelegten VfL-Fans pausenlos gefeiert, und auch Azaouagh dann im zweiten Durchgang deutlich mehr Spielfreude an den Tag legten. Christian Fuchs indes, der ebenso wie der nicht immer souveräne Anthar Yahia nach „kleineren Schlägen” gestern mit dem Training aussetzte („eine reine Vorsichtsmaßnahme”, so Koller), braucht sicher noch einige Kraftübungen und harte Pflichtspiele, um mit mehr Muskelmasse und Spielpraxis wieder mehr Dynamik zu zeigen.

Letztlich lag es auch an dem noch nicht zu 100 Prozent perfekten Zustand des Linksverteidigers, dass Rechtsverteidiger Matias Concha erst gar nicht zum Kader zählte: Koller wollte in Philipp Bönig einen Fuchs-Ersatz auf der Bank haben. Dazu: ein weiterer (Innen-)Verteidiger, zwei (eher offensive) Mittelfeldspieler, zwei Stürmer. „Ich wollte nicht drei Verteidiger mitnehmen”, erklärte der Coach. Concha, als Startspieler gehandelt, musste da die Tribünen-Nominierung ebenso schlucken wie Dennis Grote und Andreas Johansson. „Alle drei hätten auch spielen können”, versicherte Koller, dass diese Entscheidungen kein Signal für die Ewigkeit sein sollen. Nichtmal für die nahe Zukunft, für Sonntag.

Diego Fernandes dagegen muss sich damit abfinden, dauerhaft zuzugucken: Philipp Heerwagen ist die Nummer eins, „darüber diskutieren wir jetzt nicht nach jedem Spiel”, stellte Koller nochmal klar. Der Keeper zeigte in Lotte „drei, vier sehr gute Aktionen”, aber auch noch Schwächen: bei hohen Bällen, bei der Spieleröffnung. „Mit Ball am Fuß muss er konzentrierter sein”, so Koller, der von den fußballerischen Fähigkeiten Heerwagens überzeugt ist: „Er ist beidfüßig, er hat's ja drauf.”