Bochum. . Vermutlich mit einer Raute und Doppelspitze (Ginczek/Gelashvili) will VfL-Trainer Andreas Bergmann die Bochumer im Spiel gegen München zurück in die Erfolgsspur bringen.

Eines wollte Sportvorstand Jens Todt mal ungefragt loswerden zu Beginn der üblichen Pressekonferenz vor einem Zweitliga-Spiel. „Jedem im Verein - Aufsichtsrat, Vorstand, Mitarbeitern, Trainern, Mannnschaft - ist der Ernst der Lage absolut bewusst.“

Eigentlich ja eine Selbstverständlichkeit, die offenbar nochmal betont werden musste vom Vorstand des Vereins, bei dem es nun „um die Existenz geht in den nächsten vier Spielen“, so Todt. „Es gibt hier niemanden, der das auf die leichte Schulter nimmt.“

So weit die Selbsteinschätzungen und Appelle, die sich, nicht zum ersten Mal, auch an die Fans richteten, den Klub bei allem Frust zu unterstützen. Geplant sind beim Heimspiel gegen den TSV 1860 München am Sonntag (13.30 Uhr/live im DerWesten-Ticker) von Teilen der Anhänger aber, wie man hört, Formen des Protestes. Man wird sehen.

„Viele Einzelgespräche“

Vorstand, Aufsichtsrat, die Trainer haben „viele Einzelgespräche“ geführt. Der eine Spieler, so Bergmann, müsse vielleicht noch etwas „geweckt“ werden, dem anderen, zum Beispiel Nika Gelashvili, müsse man indes „Hemmungen nehmen“: Angst und Verunsicherung gewinnen selten Spiele. Ein „Spagat“. Der Trainer muss einerseits die Leistung in Aachen scharf kritisieren: „Das ging gar nicht.“ Andererseits darf er seinen gesunden Schäfchen nicht nur das Fell über die Ohren ziehen, bis sie nichts mehr sehen in der Dunkelheit: „Bei aller Problematik: Wir müssen den Spielern auch vermitteln, dass sie es können, Substanz haben.“

Einer, der diese „Substanz“ spielerisch mitbringt, ist Takashi Inui. „Er macht mental einen guten Eindruck“, sagt Bergmann, der mit Hilfe des Dolmetschers dem Japaner noch einmal vermittelt habe, „wie wichtig er für uns ist“. Womit wir beim System, beim Personal für die Partie gegen die Löwen wären. Der Trainer nahm Inuis schwachen Auftritt in Aachen auch auf seine Kappe, weil er ihm im missratenen 4-2-3-1 - das Zusammenspiel von Kramer und Sinkiewicz auf der Doppelsechs funktionierte ebenfalls nicht - auf dem linken Flügel seine „Wucht“, seine Freiheiten, Laufstärke nahm.

In den Spielen zuvor hatte er „so viele Ballkontakte und Sprints wie kaum ein anderer Spieler der gesamten Liga“, sagt Bergmann. Inui soll seine Stärken, seine Drehungen, Pässe, Abschlüsse wieder im Zentrum, auf der „Zehn“ ausleben in der ja vom Trainer wochenlang favorisierten Raute. (Auch) deshalb plant Bergmann wohl - sofern nichts mehr dazwischenkommt - erstmals seit Wochen wieder mit einer echten „Doppelspitze“: mit Daniel Ginczek und Gelashvili. Auf der Bank müsste dann Hans Kyei, Stürmer der Reserve, Platz nehmen, der ebenso wie VfL-II-Linksverteidiger Jannik Stevens seit gestern bei den Profis mittrainiert und - aufgrund der vielen Ausfälle - wohl in den Kader rückt.

Kopplin quält sich für den VfL

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Federico übernimmt dann die rechte Halbposition, die linke ist vakant: Christoph Dabrowski, zuletzt wegen Formschwäche nur auf der Bank, konnte zwar gestern trainieren (Pferdekuss im Oberschenkel). Kevin Vogt aber steht wieder voll im Saft und damit wohl vor dem Comeback, womöglich auf der Sechs. Christoph Kramer könnte dann auf der linken Seite agieren. Lukas Sinkiewicz merkte man die Belastung nach lange Pause in der zweiten KSC-Hälfte und in Aachen deutlich an.

Größte Sorgen machen die Außenbahnen hinten. Links fallen Toski (verletzt) und Bönig (gesperrt) aus. Läuft es gut, spielen Björn Kopplin links und Slawo Freier rechts (in der Mitte sind Maltritz und Acquistapace erste Wahl, Eyjolfsson steht parat). Freier fuhr gestern mit einer Knöchel-Prellung zum Arzt, der aber Entwarnung gab: Er soll heute wieder trainieren können. Auch Matias Concha plagten Probleme in der Wadenmuskulatur.

Kopplin quält sich seit Wochen mit einer Schambein-Entzündung herum, muss spätestens nach der Saison operiert werden. Heute will er ins Mannschaftstraining zurückkehren, will „alles versuchen. Das wäre wichtig für uns“, sagt Bergmann. Todt stärkte dem viel kritisierten 22-Jährigen, dessen Vertrag ausläuft, den Rücken: „Er hat kein Angebot von uns, seit Wochen Beschwerden, verschiebt die OP. Es ist richtig gut, wie er sich für den Verein einsetzt.“