Bochum. . Mit Sorge verfolgt der ehemalige Bochumer Oberbürgermeister und jetzige Aufsichtsratschef des VfL Bochum Ernst-Otto Stüber die schwachen Leistungen des VfL in der zweiten Bundesliga. Wenn der VfL in die dritte Liga absteigt, wäre das ein Fiasko, sagte er im Gespräch mit der WAZ.

„Auf dem Platz geschieht zur Zeit Grässliches“, sagt Ernst-Otto Stüber bekümmert. Der Aufsichtsratschef des VfL Bochum verfolgt mit tiefer Sorge, wie mutlos der traditionsreiche Verein in den Abstiegsstrudel trudelt. Geht es schief, drohen einschneidende Maßnahmen wegen der dann drastisch wegbrechenden Einnahmen. Stüber offen: „Die dritte Liga wäre für den VfL ein Fiasko, ein Desaster.“

Noch im Februar zeigten sich die VfL-Vorstände Jens Todt und Ansgar Schwenken zuversichtlich, in der kommenden Saison 7,5 Millionen Euro für den Profi-Etat bereitstellen zu können. Doch nach einem Sturz in die dritte Liga - für den VfL das erste Mal - müsste neu gerechnet werden.

Verträge und Einnahmen würden wegbrechen

„Dann müssen alle Werbe- und Sponsorenverträge neu verhandelt werden, das ist das Dramatische an der Geschichte“, erläutert Stüber. So gelte etwa der Sponsorenvertrag mit den Bochumer Stadtwerken nur für die erste und zweite Liga (anfangs in der ersten Liga 1,5 Millionen Euro jährlich, in der zweiten Liga reduziert auf 900 000 Euro), aber nicht mehr für die dritte Liga.

Die Haupteinnahmen des VfL sprudeln aus dem Verkauf der Eintrittskarten, aus Fernsehgeldern und aus den Sponsoren- und Werbeverträgen. Dritte Liga - da würden sämtliche Einnahmen, Mitgliedsbeiträge vielleicht ausgenommen, in einer unseligen Allianz wegbrechen: „Die Zuschauerzahlen gehen zurück, die Fernsehgelder gehen zurück.“ Stüber nennt ein TV-Beispiel: „Der 9. Platz in der 2. Liga bedeutet schon 500.000 Euro mehr“.

Dritte Liga - da müssten alle Kostenfaktoren auf den Prüfstand - bis hin zu den um die rund vierzig Arbeitsplätzen, die der VfL zur Zeit unterhält. Hinzu komme die „Gefahr, in der dritten Liga noch weiter abzusacken“, warnt Stüber.

Niemand stellt die "Trainer-Frage"

Dass trotz der prekären Lage offenbar niemand die „Trainer-Frage“ stellt, erklärt er so: „Der Trainer ist doch erst im September gekommen. Er hat die Mannschaft vorgefunden wie sie ist. Was soll er denn tun? Er kann nur versuchen, die Mannschaft aufzubauen und fit zu machen.“

Wer trägt denn Schuld am Dilemma? - „Man fragt sich warum und wieso, da gibt es aber keine Erklärung.“ Allenfalls der Hinweis auf die aktuelle „Seuchensaison“, in der der VfL so viele nachhaltig Verletzte zu beklagen hat.

VfL habe großen Wert für die Stadt

Dritte Liga - das wäre nicht nur ein wirtschaftliches Desaster für den VfL, sondern auch ein herber Verlust für Bochum, wobei es nicht nur um das Image gehe. Stüber: „Ich bin nach wie vor zutiefst überzeugt, dass der VfL für die Stadt einen großen Wert hat, auch aus sozialen Gründen.“ Da wären etwa 420 junge Fußballer, deren Ausbildung man fördere. Und die Partnerschaften mit vielen Schulen.

Dritte Liga - am besten wäre, es komme nicht dazu. Und so ruft der Aufsichtsratschef und frühere Bochumer Oberbürgermeister zu einer neuen Aufbruchstimmung auf, wenn es jetzt gegen die Münchener Löwen geht: „Wir müssen das am Sonntag packen. Wir müssen zusammenstehen und zeigen: Wir sind wer und wir können es!“