Bochum. . Jens Todt, Sportvorstand des VfL Bochum, glaubt fest an den Klassenerhalt - und äußert sich im Interview auch zum Trainer und zum Worst-Case 3. Liga.

Herr Todt, steigt der VfL Bochum ab?

Jens Todt: Nein. Wir sind in einer schwierigen Lage. Aber wir werden die nötigen Punkte holen.

Woher die Zuversicht nach dieser Leistung in Aachen, nach zwei Punkten aus den letzten acht Spielen?

Todt: Wir sind mittendrin im Abstiegskampf. Das hat jetzt jeder begriffen. Einen so blutleeren Auftritt wie in der ersten Halbzeit in Aachen wird die Mannschaft nicht mehr zeigen.

Nochmal: Woher die Zuversicht - war der Ernst der Lage vorher nicht bekannt?

Todt: Das will ich niemandem unterstellen. Aber trotz der schlechten Ergebnisse der letzten Wochen waren und sind wir in der Tabelle Zehnter. Da liegt der Gedanke im Unterbewusstsein nahe: Wir stehen ja im Mittelfeld, uns kann nichts passieren! Allerspätestens jetzt ist jedem klar, dass wir um die Existenz kämpfen.

Welche Anzeichen gibt es dafür, anders gefragt: Welche Maßnahmen sollen zu dieser Einsicht führen?

Auch interessant

Todt: In der Halbzeit in Aachen hat es in der Kabine ordentlich gescheppert, auch gestern Morgen gab es vom Trainer eine deutliche Ansprache. Jeder hat verstanden, worum es geht. Jeder muss jetzt alles andere - das Private, seine Unzufriedenheit vielleicht, vertragliche Dinge - beiseite schieben und alles geben für den Verein. Populistische Maßnahmen wie Straftraining wird es bei uns aber nicht geben, das wäre kontraproduktiv. Wir haben viele angeschlagene Spieler, die Mannschaft geht in der englischen Woche auf dem Zahnfleisch.

Die Trainerfrage stellt sich beim VfL Bochum "überhaupt nicht"

Steht der Trainer zur Debatte?

Todt: Nein, die Trainerfrage stellt sich bei uns überhaupt nicht. Mit der Arbeit des Trainerteams sind wir hochzufrieden. Wir haben vor dem Spiel in Aachen auch einige Partien sehr unglücklich verloren. Wir haben eine unglaubliche Verletztenmisere. Und wir haben eine Mannschaft, die nach Rückschlägen instabiler ist als andere in dieser Liga. Das war in der gesamten Saison so. Jetzt haben wir zum zweiten Mal eine wirklich sehr brenzlige Situation zu meistern - nach acht Spielen waren wir Tabellenletzter. Und ich bin davon überzeugt, dass wir es wieder schaffen. Natürlich sind wir auch auf die Unterstützung der Fans angewiesen, die uns in den letzten Wochen trotz der negativen Ergebnisse phantastisch den Rücken gestärkt haben. In erster Linie ist allerdings die Mannschaft gefordert.

Und wenn nicht jeder mitzieht? Personelle Alternativen gibt es kaum - wegen der Verletzten, auch wegen der Winterabgänge, insbesondere von Chong Tese und Matthias Ostrzolek. Ein Fehler?

Todt: Natürlich hätten wir die beiden, gerade in dieser Situation jetzt, gerne im Kader. Zusätzliche Optionen sind immer gut. Aber man kann sich prinzipiell nicht achtfach absichern, schon gar nicht der VfL Bochum. Wir haben wirschaftliche Zwänge, die bei den Entscheidungen eine wichtige Rolle spielen.

Stichwort Finanzen - der Absturz in die 3. Liga wäre, so Aufsichtsrats-Chef Ernst-Otto Stüber, ein „Fiasko“. Das gilt wohl auch für die Mannschaft. Gibt es Profis beim VfL, deren Verträge für die 3. Liga gelten wüden?

Todt: Grundsätzlich führen wir keine öffentliche Diskussion über die 3. Liga. Aber ich kann sagen, dass wir für einen großen Teil des Kaders die Option ziehen könnten, dass der Vertrag auch für die 3. Liga gilt.