Bochum. . Nach mehr als einem Jahr Rehabilitation will Matias Concha im neuen Jahr wieder angreifen. Sein erstes Ziel: Beim Trainingslager des VfL Bochum in der Türkei will der 31-jährige Rechtsverteidiger dabei sein.
Nein, ein Schauer laufe ihm nicht mehr über den Rücken, wenn Matias Concha an dieses dumpfe Krachen denkt. Gemeint ist das Foul von Macchambes Younga-Mouhani im Zweitliga-Spiel bei Union Berlin, am Nikolaus-Tag 2010. Schmerzen hatte er damals keine. Geschrien habe er „nur“, weil er den Anblick seines gebrochenen Schien- und Wadenbeins kaum ertragen konnte. „So funktioniert Adrenalin“, sagt der Schwede heute, der nun schon mehr als ein Jahr Rehabilitation hinter sich - und das Comeback allmählich wieder vor sich hat.
Schlimmer Tritt war für Conach wie ein Schock
„Ich war wie ein Baby“, blickt Concha kurz zurück auf die Zeit nach der umgehend durchgeführten Operation. „Ich lag wehrlos im Bett“, sagt Concha - und so klein ein Baby ist, so kleine Ziele setzte sich auch Concha: „Ich musste positiv und lediglich von Tag zu Tag denken.“
Natürlich hat er sich Gedanken gemacht, wie es weiter geht, wie schnell es weiter geht. Und ob es überhaupt noch weiter geht? „Ich war es doch gewohnt, jeden Tag die Fußballschuhe anzuziehen“, sagt er. Der Rechtsverteidiger hatte sich gerade in die Stamm-Elf zurückgespielt, war nach eigener Aussage technisch und taktisch richtig gut drauf. Dann kamen der Tritt, der Schock, die OP. „Ich habe gelernt, dass alles sehr schnell gehen, sich innerhalb von zwei Sekunden ändern kann“, erklärt er nachdenklich: „Gesundheit ist alles.“
Genesungsprozess stockte bei Concha
Positiv denken. Ein Wort, das der 31-Jährige dabei oft verwendet: Fortschritt. Am Anfang läuft es auch ganz gut. Nach sechs, sieben Wochen an Krücken kann Concha allmählich wieder normal laufen. „Was macht ein Baby nach einiger Zeit? Es krabbelt, kann irgendwann gehen, ist aber noch ziemlich wacklig auf den Beinen. Das ist ja nicht nur ein Beinbruch: Du hast Muskelschwund, verlierst Sehnenstabilität“, erklärt Concha den mühsamen Weg zurück in den Spitzensport. Immerhin konnte er bereits wieder Auto fahren. Als „sehr gutes Gefühl“ empfand Concha dieses Gesamtpaket der Unabhängigkeit: „Ich dachte: Boa, jetzt geht’s los.“
Pustekuchen - es gab Rückschläge.
„Das Joggen war mein nächstes Ziel – doch bis dahin hat es unglaublich lange gedauert.“ Der „Fortschritt“ stockte gehörig – und wir schreiben gerade einmal den Februar 2011. „Für den Kopf ist das eine Katastrophe“, sagt er und schüttelt mit dem Kopf.
Auch mit dem Gewicht hat Concha nun, der nach eigener Aussage „nie ein schlanker Typ“ war, Probleme. Während die eigene Mannschaft um den Bundesliga-Aufstieg kämpft und ihn knapp verpasst, muss sich der Schwede mit Problemen herum schlagen, die vor dem 6. Dezember 2010 noch so weit weg schienen - die Reha-Halle wird zu Conchas Wahlheimat. „Es war oft schwer, dahin zu gehen“, sagt er offen. Schließlich hatte er bis in den Oktober hinein Schmerzen - jeden Tag, jede Nacht: „Ich wundere mich, dass ich das mental so stark durchgehalten habe.“
Irgendwann ging der Schmerz
Der Wendepunkt - irgendwann im Oktober. Concha weiß selbst nicht mehr, wann genau sich der Schmerz verabschiedete. Im September konnte der VfL-Profi gerade einmal drei Minuten am Stück joggen - jetzt ging er 40, 45 Minuten und mehr „auf Tour“. Erschien der Weg zurück auf den Rasen wenige Wochen zuvor noch wie ein Kampf gegen Windmühlen, war er nun greifbar. Und Concha rennt inzwischen, so viel er kann. Als wolle er das versäumte Ein-Jahres-Pensum auf einen Schlag nachholen. Sprint um Sprint, bergauf und bergab – und zwischendurch hüpft der Schwede mit dem Medizinball durch die Reha-Halle. Macht weiter Kraftraining, Stabilitäts-Übungen.
Kader 2011/2012
Jetzt, wo der Schmerz weg ist, erntet Concha die Früchte seiner harten Reha, bei der er jeden Tag bis zu vier Stunden verbrachte. Ende November ein weiterer Lichtblick: der erste „Rasenkontakt“. Schon bald darauf: der erste Ballkontakt. Dann: die erste Flanke. Na klar: Es fehlen noch Explosivität, Schnelligkeit, Elastizität. Von Trainings-Intensivität, gar Spielpraxis ganz zu schweigen. Das Fußgelenk schwillt schon nach wenigen Flanken an, die Gewöhnung fehlt. Und dennoch sagt Concha: „Mein Ziel ist die Rückrunde.“ Im Trainingslager in der Türkei, das der VfL Bochum vom 20. bis 27. Januar in Side absolviert, will er dabei sein - und sich zurückkämpfen. In den Kader. Und vielleicht sogar in die erste Elf.
Matias Concha kam 2007 zum VfL. Der Rechtsverteidiger bestritt bisher 54 Erst- und 10 Zweitliga-Partien für den VfL, ein Tor erzielte er nicht. Die Bochumer erklärten gleich nach seinem Schien- und Wadenbeinbruch, ihn „nicht hängen zu lassen“ - und verlängerten seinen Vertrag um ein Jahr. Im kommenden Sommer 2012 läuft er aus.