Bochum. Videoanalyse wurde sie genannt, die deutliche Aufarbeitung des Bochumer Debakels in Braunschweig. Deshalb begann das Training am Dienstag mit einstündiger Verspätung. Die individuelle Klasse gilt es dringend zu erhöhen, darin ist man sich beim VfL Bochum einig. Allein das Geld fehlt.
Karsten Neitzel ist ein Freund der klaren Worte. Als sich am Dienstag einer der wenigen Zaungäste darüber beklagte, dass man nun schon über eine Stunde auf den Trainingsbeginn habe warten müssen, antwortete der Assistenztrainer des VfL Bochum: „Die Jungs haben eine Stunde lang einen Einlauf gekriegt.“ Sollte wohl heißen: Ihr wollt doch, dass wir was machen. Dann müsst ihr eben mal ein bisschen warten.
„Einlauf“ also. Es war ja jedem klar, dass man, abseits aller diplomatischen Äußerungen für die Öffentlichkeit, die „Mannschaftsleistung“ von Braunschweig nicht einfach so stehen lassen konnte. Denn es ging beim Aufsteiger ja nicht darum, dass hier und da die Qualität fehlte. Es ging und geht, für jung und alt, für erfahren oder unerfahren, um die Basisanforderungen dieses Berufes: Laufbereitschaft, Einsatzbereitschaft, Zweikampfführung, gemeinsame Arbeit gegen den Ball, Fokussierung auf die Aufgabe, gegenseitige Hilfe. Das hat wenig bis nichts mit individueller Klasse zu tun, das ist einfach eine für alle geltende Voraussetzung.
Dem VfL fehlt das Geld
Die individuelle Klasse gilt es gleichwohl dringend zu erhöhen, darin ist man sich beim VfL einig. Allein das Geld fehlt. „Die Kreditlinien“, sagt Finanzvorstand Ansgar Schwenken, „sind ausgeschöpft“, mit der Perspektive eines unattraktiven und Einnahme-armen dritten Zweitligajahres dürfe man auch keine Vorfinanzierung erhoffen. Und das im Pokal erwirtschaftete finanzielle Plus werde wohl von dem in der Rückrunde zu erwartenden Zuschauerschwund wieder aufgezehrt. Damit müsse man rechnen. Wenn dann auch noch einige Raten ausstehen aus dem Transfer von Stanislav Sestak, der längst von MKE Ankaragücü weitergereicht wurde zu Bursaspor, dann bleibt kein Spielraum für mögliche Verpflichtungen.
Es sei denn, ein, zwei Spieler, deren Verträge im Sommer auslaufen, wollen sich frühzeitig umorientieren. Das könnte zum Beispiel für Andreas Johansson reizvoll sein, denn die kommende Saison beginnt in Schweden bereits im April. Fände er im Winter in der Heimat einen Klub, könnte er sich optimal auf die Spielzeit vorbereiten. Jedenfalls hat Sportvorstand Jens Todt mehrfach betont, dass man nur dann in der Lage sei, jemanden zu verpflichten, „wenn wir auch Spieler abgeben können“. „Kostenneutral“, bekräftigt Schwenken, müssten diese Aktivitäten sein.
Todt in Japan
Gleichwohl hat sich Todt vor dem vergangenen Wochenende aufgemacht nach Japan. Denn auch dort ist in wenigen Tagen Saisonschluss, etliche Verträge laufen dann aus. Ein interessanter Markt also, auch und besonders für Habenichtse.
Ob der Bochumer Sportvorstand auch Kosuke Ota, den 24-jährigen Linksverteidiger von Shimizu S-Pulse, das ist der Klub von Shinji Ono, auf seiner Beobachtungsliste hatte, ist nicht bekannt. Wenn ja, hat Todt Pech gehabt. Nachdem er die ersten 31 Ligaspiele durchgespielt hatte, wurde Ota am vergangenen Samstag in Kashima für gerade mal sechs Minuten eingewechselt. Aber am Sonntag gab es ja auch noch was zu gucken - und vielleicht sogar zu sprechen. Takahito Soma (29), ebenfalls linker Außenverteidiger, hat an diesem Tag für Vissel Kobe sogar ein Tor geschossen gegen Jubilo Iwata. Soma spielte zuvor in Cottbus und ist ein Klient von Thomas Kroth und dessen Dortmunder Agentur „Pro Profil“.