Braunschweig. Nach dem 0:4 beim Aufsteiger Eintracht Braunschweig sind alle Hoffnungen auf einen grundsätzlichen Umschwung beim VfL Bochum verflogen. Wehr- und emotionslos fügten sich die Bochumer in die Niederlage.

Andreas Luthe, der sich sonst stets kritischen Fragen stellt, war restlos bedient. Wortlos verschwand der Torwart in den Katakomben des Eintracht-Stadions, das will schon was heißen. Dabei hatte er sich als einziger Bochumer zuvor noch richtig gewehrt gegen Eintracht Braunschweig - das Debakel konnte er allein aber auch nicht verhindern.

0:4. Vieles erinnerte an die Schmach gegen Paderborn vor gut zwei Monaten, dem ersten Spiel nach Friedhelm Funkel. Damals wie heute war klar, was Christoph Dabrowski, auf dem Platz ein Schatten seiner selbst, nach dem Untergang im Regen von Braunschweig so formulierte: „So gewinnt man kein Spiel.“ Und Trainer Andreas Bergmann muss nach zwei bitteren Niederlagen in Folge seine erste Krise bewältigen beim VfL. „Wir werden alle Möglichkeiten, die wir haben, ausschöpfen“, sagte er nur unkonkret - wissend, dass die personellen Alternativen auf entscheidenden Positionen wie den Außenverteidigern weiterhin rar sind. Wobei an diesem „ganz schweren Tag, der sehr weh tut“, so Bergmann, fast die gesamte Mannschaft auseinander gefallen war.

VfL-Fans zündelten vor dem Anpfiff

Vor dem Anpfiff zündelten im VfL-Block unverbesserliche Fans, und als sich die Rauchschwaden noch nicht ganz verzogen hatten, kam Braunschweig durch seinen agilen Kapitän Dennis Kruppke bereits zur ersten Chance - Pfosten. Es war nach 40 Sekunden der Auftakt einer ersten Halbzeit mit einer Eintracht, die ihre jüngsten zwei Heimniederlagen und das 0:3 in Duisburg mit Leidenschaft vergessen machen wollte. Und mit einem VfL, der am Spiel praktisch nicht teilnahm, sich nicht wehrte. Bereits in der Woche war Bergmann im Training laut geworden, der Schlendrian war eingekehrt. Die Fortsetzung, diesmal vor über 20000 Zuschauern, sah er im Eintracht-Stadion.

Der willige Gastgeber, mit den unermüdlichen Boland und Kruppke und mit marschierenden Außenspielern wie Reichel, stürzte die lethargischen Bochumer von einer Peinlichkeit in die nächste. Das frühe 1:0 durch Kumbela nach einer Kombination über die rechte Kopplin-Abwehrseite und das 2:0 nach einer Ecke durch Kruppke per Kopf drückten die Unterlegenheit der Gäste nur unzureichend aus - Boland und Kumbela, die an Luthe scheiterten, hätten das 3:0 machen müssen.

Vom VfL kam nichts: kein Attackieren, kein Nachsetzen, keine Bewegung. Nur Alibi-Fußball - und unfassbare Pass-, Stock- und Stellungsfehler, die man in dieser Häufigkeit selten sieht.

Kopplin und Ostrzolek kann man derzeit eigentlich nicht mehr einsetzen. In der Mitte patzte vor allem Acquistapace, davor leistete sich Dabrowski eklatante Fehler, auch von Inui, Tese, Ginczek, Federico, dieser einst von Namen und Marktwert her exklusiven Offensive, war nichts zu sehen. Ein Schuss von Dabrowski, ein Kopfbällchen von Federico - magere Ausbeute einer desolaten Vorstellung.

Eintracht blieb nach dem Wechsel am Drücker

Nach dem Wechsel blieb die Eintracht am Drücker. Luthe, der Pfosten und Ostrzolek auf der Linie verhinderten noch das 0:3, kurz darauf war es soweit: Behäbig schaltete Bochum um, schnell konterte Braunschweig - und nutzte die 4:3-Überzahl zur Entscheidung durch Mirko Boland (60.). „Braunschweig war konsequenter. Wir hatten nicht den Biss, das Spiel noch zu drehen“, sagte Bergmann. Das 4:0, erneut durch Kruppke, besiegelte diesen trostlosen 1. Advent für den VfL. Bergmann: „Das müssen wir erstmal verdauen und werden dann alles deutlich ansprechen.“