Rostock. . Ein über weite Strecken schwacher VfL Bochum hat etwas glücklich den Einzug in die zweite Runde des DFB-Pokal geschafft. Die Bochumer gewannen mit 7:5 nach Elfmeterschießen bei Hansa Rostock. Maltritz verwandelte den entscheidenden Elfer.

Der VfL Bochum hat die zweite Runde im DFB-Pokal erreicht. Im Duell der Zweitligisten siegte der VfL beim FC Hansa Rostock glücklich mit 5:3 nach Elfmeterschießen. Nach regulärer Spielzeit und Verlängerung hatte es 2:2 gestanden.

Im Elfmeterschießen im strömenden Regen am Samstagabend zeigte der VfL Nervenstärke. Kefkir, eigens dafür in der Schlussminute eingewechselt, traf um 22 Uhr zur ersten Bochumer Führung an diesem Pokalabend, während Rostocks Wiemann an Torwart Andreas Luthe scheiterte. Der VfL-Keeper ahnte die vom Schützen aus gesehen rechte Ecke und parierte den flachen und unplatzierten Schuss souverän. Vorteil VfL - und der Gast nutzte ihn. Aydin, Freier und Federico verwandelten ebenso sicher wie Langen, Lartey und Ziegenbein. Marcel Maltritz machte mit seinem platzierten, harten Elfmeterschuss dann alles klar - 5:3 im Elfmeterschießen. Die Bochumer verließen den Platz als glücklicher Sieger.

VfL-Trainer Funkel lobt die Moral der Bochumer

Erfreut über das Weiterkommen waren Profis, Trainer und Sportvorstand Jens Todt. Funkel lobte auch die Moral des Teams, dass sie nach zwei Rückständen „nie aufgesteckt hat und zurückgekommen ist“. Über fast alles andere freilich sollte man lieber den Mantel des Schweigens hüllen. „Mit der Leistung war ich über 120 Minuten nicht immer zufrieden, wir waren in den Zweikämpfen nicht so präsent und haben Hansa zu viele Chancen gelassen“, sagte Funkel. Jens Todt wurde noch deutlicher: „Das war keine gute Leistung über 120 Minuten, erst am Ende der Verlängerung haben wir es geschafft, Druck aufzubauen und Chancen zu erspielen. Das Beste heute war das Ergebnis“, so Todt.

Trainer Friedhelm Funkel wechselte dabei seine Startelf im Vergleich zum Frankfurt-Spiel auf vier Positionen, wirklich überraschend waren diese Änderungen nach den jüngsten Trainingseinheiten allerdings nicht mehr. Bönig spielte hinten links für Ostrzolek, davor ersetzte Berger Kefkir, im Zentrum sollte Federico (für Vogt) für Kreativität sorgen, und als einzige Spitze durfte Neuzugang Ginczek diesmal von Beginn an ran, Aydin blieb auf der Bank. Am System änderte dies nichts, dagegen stieg der Altersschnitt der Startelf auf rund 28 Jahre (Rostock: 26). Nur Ginczek, Kopplin und Luthe sind noch keine 25 Jahre alt, auf der Bochumer Bank dagegen tummelten sich ausnahmslos 19- bis 24-Jährige.

Bochum spielte pomadig

Für mehr Tempo im Spiel nach vorne, man ahnte es, sorgte diese personelle Rotation nicht, da einigen Akteuren dafür die Grundschnelligkeit schlicht fehlt. Im Gegenteil. Rostock - mit Lartey und Perthel für die nach langer Partynacht suspendierten Semmler und Pannewitz - überließ dem pomadig wirkenden VfL zwar zunächst das (Mittel-)Feld, stand aber defensiv sicher und war nach vorne präsenter, zielstrebiger, spritziger - und gefährlicher. Die Bochumer, die eigentlich nur durch ihre knalligen orangefarbenen Auswärtstrikots Farbe ins Spiel brachten, brauchten bis zur 27. Minute, als Federico mit einem harmlosen Distanzschuss Rostocks jungen Keeper Kevin Müller (20) erstmals wenigstens ins Spiel einbezog. Dabei blieb es bis zur Pause - desolat.

Anders der Aufsteiger, unermüdlich angefeuert von seinen Fans auf der Südtribüne (“Wir wolln Hansa siegen sehn, o wie wär das wunderschön“). Und das, obwohl Rostock seinen Führungsspieler schon nach zehn Minuten verlor: Stürmer-Routinier Marek Mintal musste verletzt vom Platz, für ihn kam Marcel Schied als zweite Spitze im 4-4-2-System neben dem quirligen Mohammed Lartey. So ließ der 24-jährige Lartey Johansson, noch Bochums Bester, und Kopplin mit einer Körpertauschung wie Schüler aussehen, nicht zum letzten Mal. Letztlich drosch Tobias Jänicke, der den mitunter indisponierten Kopplin vor große Probleme stellte, den Ball in den grauen Abendhimmel (22.).

Grobe Schwächen in der VfL-Defensive

Erneut Jänicke scheiterte am Pfosten (32.), ehe es vier Minuten später aber klingelte. Kopplin hob nach einem Pass auf der rechten Seite im Zentrum das Abseits auf, Lartey und Jänicke hatten nur noch Kopplin und Luthe gegen sich. Lartey legte im Strafraum seelenruhig quer, Jänicke schob aus kurzer Distanz locker ein - das verdiente 1:0 (36.). Die Bochumer Defensive offenbarte gegen die schnellen Rostocker das ein ums andere Mal grobe Schwächen - auch im weiteren Verlauf sollte sich dies nicht ändern.

Die rund 250 VfL-Fans unter den 12700 Zuschauern, die zum Teil von Staus oder Bahnverspätungen ohnehin geplagt waren, mussten sich schon fragen, warum sie diese beschwerliche Reise in den hohen Nordosten auf sich genommen hatten. Von ihrem VfL bekamen sie in der ersten Halbzeit praktisch nichts zu sehen. Unordnung prägte das Spiel. Ein gescheiter, geschweige denn zügiger Aufbau fand nicht statt, es gab keine Ideen - und keine Chancen. Von schnellem Umschalten keine Spur, dazu kamen technische Mängel (von Berger, Kopplin, Dabrowski, Maltritz und anderen) und leichte Ballverluste. Die erste Halbzeit war schon starker Tobak. Aber einer mit sehr bitterem Geschmack.

Aydin schoss den Ausgleich

Trainer Funkel reagierte: Mirkan Aydin kam nach der Pause für den erneut sehr schwachen Berger. Federico rückte auf die linke Seite, Aydin ordnete sich neben Stoßstürmer Ginczek, der in Durchgang eins mangels Anspiele völlig in der Luft hing, als zweite Spitze ein. Und das zahlte sich schnell aus: Der VfL, nun um Druck zumindest bemüht und mit mehr Einsatz, kam schon in der 53. Minute mit seiner ersten Chance zum glücklichen Ausgleich. Ginczek behauptete auf Höhe des Elfmeterpunktes den Ball, der eher zufällig zu Aydin kam. Und der 24-Jährige vollstreckte entschlossen aus rund elf Metern.

Doch die Freude währte kaum zwei Minuten. Nachdem Timo Perthel nach einer scharfen Hereingabe von Ziegenbein nur um Zentimeter an der erneuten Hansa-Führung vorbeirutschte, machte es Pavel Kostal kurz danach besser. Nach einer Ecke köpfte der Innenverteidiger aus vier Metern zum 2:1 ein (55.) - Christoph Dabrowski, der wieder keinen guten Tag erwischt hatte, hatte ihn gewähren lassen.

Rostock war wieder da, der VfL agierte bis auf wenige Ausnahmen (Aydin, Johansson) immer noch zu schläfrig und blieb hinten anfällig. Dennoch hätte Dabrowski nach der ersten guten Kombination das 2:2 erzielen können, sein Kopfball nach Kopplins Flanke aber flog über das Tor (64.). Auf der anderen Seite vergab erneut Jänicke, eingesetzt von Lartey, völlig freistehend eine „Hundertprozentige“, als er übers Tor zielte.

Zweitliga-Topspiel gegen Hansa Rostock

Die Zeit rannte dem VfL davon, der Druck stieg nun endlich, Wille und Einsatz stimmten wieder. Und Ginczek, lange unauffällig, machte das, was ihn auszeichnet: Er trifft. Nach einer Flanke von Kopplin aus dem rechten Halbfeld - mit seinem schwächeren linken Fuß geschlagen - köpfte die 20-jährige Dortmunder Leihgabe, in dieser Szene von Rostocks Defensive außer Acht gelassen, aus rund zehn Metern eiskalt zum Ausgleich ein (2:2). Die „Doppelspitze“ hatte sich ausgezahlt.

Es entwickelte sich nun eine kampfbetonte Partie auf Augenhöhe, die in die Verlängerung ging. Der VfL hatte am Ende leichte Vorteile, doch viel Zwingendes sprang auf beiden Seiten dabei nicht mehr heraus. Die beste Chance in der Verlängerung vergab Lukas Sinkiewicz mit einem Kopfball, den Müller glänzend parierte (102.). Im Elfmeterschießen aber war der Hansa-Keeper machtlos gegen die sicheren Bochumer Schützen.

Bereits im nächsten Pflichtspiel am Montag, 8. August, können die Rostocker Revanche nehmen. Dann empfängt Rostock den VfL zum so genannten Zweitliga-Topspiel. Funkel: „Wir müssen uns steigern, wenn wir hier im Ligaspiel punkten wollen.“ Und Todt meinte grundsätzlich: „Wir müssen anders auftreten, wenn wir in der Liga eine gute Rolle spielen wollen.“