Bochum. Die Mannschaft von Trainer Friedhelm Funkel war in Osnabrück mausetot nach 82 Minuten, quicklebendig nach 92 Minuten und hat die Bundesliga immer noch, nein wieder vor Augen.
Der emotionale Stress wird nicht weniger, und mitunter treibt er seltsame Blüten. Wildfremde, stark verschwitzte und gerade noch äußerst frustrierte bis verärgerte Menschen fallen sich auf der Gästetribüne plötzlich gegenseitig in die Arme, in der Radiokabine werden unter heftigen Schmerzen, anders sind diese Töne nicht zu deuten, neue Fußball-Götter geboren und alte wiedergeboren, und über die Laufbahn tobt ein nicht mehr ganz junger Trainer, der schon alles und noch viel mehr erlebt hat in seinem langen Berufsleben.
„So sieht man mich selten“, sagt dieser Trainer einen Tag später; einen Tag nachdem der VfL Bochum innerhalb weniger Sekunden seine ureigene Version der Auferstehung hingelegt hat - in Osnabrück. Mausetot nach 82 Minuten, quicklebendig nach 92 Minuten, die Bundesliga immer noch, nein wieder vor Augen.
Manch’ einer mag die Lobeshymnen des ansonsten eher nüchternen Zeitgenossen Friedhelm Funkel angesichts der sportlichen Leistung für übertrieben halten, aber Funkel ist ja nicht so aus sich herausgegangen, weil er überragenden Fußball gesehen hat, sondern weil er eine Mannschaft würdigen will, die „an sich glaubt“, die mental und auch „physisch stark“ genug ist zurückzukommen, wenn alles in Trümmern zu liegen scheint. Und Funkel verweist nach dem „Wunder von Osnabrück“ auf die zahlreichen späten Erfolge in dieser Saison, wenn er sagt: „Das war ja nicht das erste Mal.“
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Vor ein paar Monaten hat sich Funkel noch einmal an seinen Aufstieg 2005 mit der Frankfurter Eintracht erinnert. Damals gewann seine Mannschaft zwölf Rückrunden-Spiele und holte dabei 36 Punkte. Eine Wiederholung dieser Leistung hielt der 57-Jährige für ziemlich unwahrscheinlich. Nun kann und muss der VfL diese 36 Punkte übertreffen, um Rang drei zu verteidigen vor der SpVgg Greuther Fürth, deren Spieler am Sonntag ein paar Minuten der inneren Einkehr benötigten, um das Geschehen zu verarbeiten. Sie schienen mit ihrem 4:1-Erfolg in Oberhausen ja schon vorbei zu sein an den Bochumern, die dann so hart zurückschlugen. Von einem „Schock in letzter Minute“ sprach Abwehr-Chef Thomas Kleine, der sich wenig später mental aufzurappeln versuchte: „Entscheidend ist doch der 34. Spieltag, nicht das, was jetzt ist.“
Nun also Grande Finale - wenn es gut läuft gleich dreimal. In Bochum versucht man die Kräfte zu bündeln vor dem Knaller gegen den MSV Duisburg. Man habe das ja „gar nicht groß thematisiert“, sagt Funkel, dass mit Christoph Dabrowski, Mimoun Azaouagh, Ümit Korkmaz und Chong Tese zuletzt eine Menge Qualität brach lag.
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Und dann noch der „Nackenschlag mit Kevin Vogt“. Der 19-Jährige kommt erst am heutigen Dienstag in die (Kernspin-)Röhre, leise hofft man noch beim VfL, dass es sich doch „nur“ um einen Innenbandriss handeln könnte. Mit Vogt ist jedenfalls nicht mehr zu rechnen, aber Dabrowski, Korkmaz und Azaouagh (Funkel: „Seine Chancen stehen 50:50“) sind nicht abgeschrieben. Auch Tese, der nach dem Wirbelanbruch zugibt, immer noch ein wenig Angst zu haben, ist eine Option. Funkel: „Er muss mehr tun, es liegt an ihm.“
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