Bochum.
Man muss Friedhelm Funkel schon ganz genau zuhören, will man kritische Töne über seine Mannschaft wahrnehmen. Funkel wütet nicht, geht auch nach schwächeren Auftritten nicht ins Gericht mit seinem Team. Aber manchmal, wenn alle um ihn herum längst auf die nächste Partie fixiert sind, wird dann doch deutlich, wie er das letzte Spiel gesehen hat. Kaum einer schenkte am gestrigen Mittwoch diesem Satz Funkels Beachtung: „Wir müssen uns deutlich steigern gegenüber Bielefeld.“
Bielefeld war gestern, morgen ist Düsseldorf. Und Funkels Satz geht in beide Richtungen, meint einerseits, dass seine Mannschaft, die des VfL Bochum, zum Teil erheblich zulegen muss, meint aber auch, dass mit der Fortuna eine noch härtere Nuss zu knacken sein wird als die tapfer um ihre letzte Chance kämpfenden, gleichwohl limitierten Ostwestfalen. Die Düsseldorfer besäßen „Format“, sagte der VfL-Trainer noch und wählte damit eine Formulierung, die in seinem Denken den Unterschied zwischen der Arminia und der Fortuna veranschaulichen könnte.
VfL-Remis auf der Alm
Während Funkel die sich zuletzt häufenden Ausfälle der Kollegen so bestimmt wie kühl gekontert hat, möchte Thomas Ernst eventuell aufkommender Voreingenommenheit auf Seiten der Unparteiischen einen Riegel vorschieben. Der „unberechtigte“ Vorwurf einer „schmutzigen Spielweise“ gehe ihm allmählich „auf die Nerven“, so der Sportvorstand, der nach der Tirade von Augsburgs Sportchef Andreas Rettig „überdurchschnittlich viele Gelbe Karten“ für die Bochumer Spieler ausgemacht hatte. Er sei vielmehr froh darüber, dass sich die „Mannschaft an die Bedingungen in der Zweiten Liga gewöhnt hat“, sagte Ernst.
Ob es hilft, sich damit zu beschäftigen, sei mal dahingestellt. Rettigs Reaktion mag man durchaus Kalkül unterstellen, aber Ewald Lienen fällt wohl inzwischen endgültig, so wie er sich präsentiert hat, unter die Rubrik „erledigte Fälle“. Dermaßen wirr, überfordert und emotional haltlos dürfte Lienen seine Zukunft im Profifußball hinter sich haben.
Johansson könnte Dabrowski ersetzen
Friedhelm Funkel dagegen ist und bleibt, wenn der Ball nicht rollt, die Ruhe selbst. Wie immer ließ er sich kaum personelle Details entlocken, diesmal mit Verweis auf die fragile Gesundheit von Marcel Maltritz und Mimoun Azaouagh, stellte aber in Aussicht, dass Andreas Johansson den gesperrten Kapitän Christoph Dabrowski „eins zu eins ersetzen“ wird. Auch die Berücksichtigung von Faton Toski schloss er nicht aus. Toski habe zuletzt ja auch nur „aus taktischen Gründen“ auf der Reservebank gesessen.
Den Elan des zweimaligen Torschützen von Bielefeld, Mirkan Aydin, wird Funkel wohl kaum aufs Spiel setzen wollen, und warum sollten Aydin und Chong Tese nicht auch einmal ein offensives Paar bilden? Aydin ist durchaus in der Lage, nach hinten zu arbeiten und trotzdem Gefahr für das gegnerische Tor zu entwickeln. Nach fünf Ligaspielen und einigen Erfolgserlebnissen dürfte er sich ohnehin allmählich seiner Bestform nähern.