Bochum. Werder Bremen hat nach einem durchwachsenen Jahr wieder Fahrt aufgenommen, und der VfL Bochum bekommt zwar allmählich die Fans wieder hinter sich, wird jedoch für seinen engagierten Auftritt nicht belohnt. Der VfL kündigt baldige Entscheidung in der Trainer-Frage an.
Werder Bremen hat nach einem durchwachsenen Jahr wieder Fahrt aufgenommen, und der VfL Bochum bekommt zwar allmählich die Fans wieder hinter sich, wird jedoch für seinen engagierten Auftritt nicht belohnt - so lautet das Fazit nach der am Ende derben und unverdient hohen 1:4-Niederlage der Bochumer gegen die cleveren und abgebrühten Norddeutschen.
Frank Heinemann weiß noch, wie es sich anfühlt im eigenen Stadion gegen Werder Bremen zu gewinnen. 1998 war das dem VfL Bochum zuletzt gelungen, und Heinemann gehörte bereits damals zum Trainerstab. Eine Neuauflage am gestrigen Abend wäre so richtig nach dem Geschmack des 44-Jährigen gewesen und hätte den Verantwortlichen des VfL vielleicht die lang erwartete Entscheidung in der Trainerfrage erleichtert. Auch wenn Finanzvorstand Ansgar Schwenken das baldige Ende des Ratespieles, vermutlich am Dienstag, in Aussicht stellte. „Ein paar Dinge” seien nur noch zu klären, so Schwenken.
Zuvor hatte es für einen Moment nach einem wunderschönen Abend für Bochum ausgesehen. Während auf den Tribünen die Anwesenheit von Bundestrainer Jogi Löw noch scherzhaft kommentiert wurde („Er will sich seine neue Mannschaft anschauen”), stellte Stanislav Sestak vermutlich einen neuen Geschwindigkeitsrekord für die laufende Saison auf. Noch keine Minute war gespielt, da beendete der Slowake den ersten VfL-Angriff mit dem 1:0.
Und die Bochumer setzten nach. Mimoun Azaouagh mogelte sich an Per Mertesacker vorbei - Pfosten, Christian Fuchs schnitt den ersten Eckball raffiniert an - Latte. Die VfL-Anhänger waren begeistert. Aber nur für ein paar Minuten.
Die offenbar nicht abzustellende Schwäche angesichts des ruhenden Balles machte wieder alles zunichte. Claudio Pizarro setzte sich nach derersten Werder-Ecke gegen Marcel Maltritz durch, Aaron Hunt rauschte heran - und schon stand's 1:1.
Die Bochumer ließen sich aber nicht beeindrucken, stürmten wacker mit und wurden prompt ausgekontert. Wieder war Pizarro der Ausgangspunkt, den Schlusspunkt setzte - im zweiten Versuch, nachdem Maltritz auf der Linie geklärt hatte - Marko Marin. Bei diesem Tor ging alles viel zu schnell für den VfL.
Jetzt hatte die Mannschaft von Bremens Trainer Thomas Schaaf das Ergebnis, das ihr alle Möglichkeiten bot. Und hätte Philipp Heerwagen, der nach ausgeheiltem Kieferbruch wieder ins VfL-Tor zurückgekehrt war, nicht gegen Pizarro und Hunt die Oberhand behalten, die Partie wäre wohl frühzeitig entschieden gewesen.
Doch es blieb spannend und eng, auch weil die Bochumer diesmal kämpferische Qualitäten zeigten. Diego Klimowicz' vermeintlichem Ausgleichstreffer wurde jedoch wegen Abseits die Anerkennung verweigert, auf der anderen Seite verpasste Mesut Özil nur um Zentimeter das Tor der Hausherren.
Dann kam die kalte Dusche für den VfL. Schiedsrichter Peter Sippel sprach den Gästen einen diskussionswürdigen Freistoß zu, Torsten Frings schaltete schnell, während die Bochumer Spieler noch lamentierten - und der eingewechselte Tim Borowski nutzte seine Freiheiten, um Werder endgültig auf die Siegerstraße zu schießen.
Dass Özil nach einem ungestörten Tänzchen auf der Torauslinie mit dem 4:1 noch eins draufsetzte, war eine zu harte Strafe für die Gastgeber.
Nächste Woche in Frankfurt wird jedenfalls ein Trainer auf der VfL-Bank sitzen, mit dem man länger als nur ein paar Wochen zusammen arbeiten will. Ob dies Frank Heinemann sein wird, blieb weiter offen, erscheint aber nicht sehr wahrscheinlich.