Bochum. Wahrscheinlich wird Heiko Herrich am Sonntag in Frankfurt sein Bundesliga-Debüt als Trainer des VfL Bochum geben - und kann vielleicht aus dem Vollen schöpfen. Ono, Azaouagh und Epalle sollen ebenso wie Imhof Mittwoch wieder mittrainieren. Die Zukunft von Frank Heinemann ist noch ungeklärt.
Rund zwei Stunden lang leitete Frank Heinemann am Montag das Training der VfL-Profis, und schnell waren Spötter zur Stelle: „Vielleicht will er das nochmal voll auskosten." Das ist so nicht richtig. Erstens ist es nicht fair einem Mann gegenüber, der rein menschlich nichts dafür kann, dass er nie ein Wunschkandidat für den Vorstand als langfristiger Cheftrainer war. Zweitens ließ Heinemann häufig so lange trainieren. Drittens wusste er, so versicherte es der Interimstrainer jedenfalls gestern Mittag, zu dem Zeitpunkt noch nicht, wie es mit ihm beim VfL weitergeht.
Klar scheint: Heiko Herrlich wird neuer Cheftrainer des VfL. Ob Herrlich alleine kommt, oder anders gesagt: Ob er mit Heinemann, dessen Vertrag als Co-Trainer sich ja durch seine mit sportlich durchwachsenem Erfolg beschiedene, aber engagierte und wie in all den Jahren zuvor auch dem Verein gegenüber loyale Tätigkeit als Interimstrainer nicht in Luft aufgelöst hat, zusammenarbeiten will und umgekehrt: Dazu könne er jetzt nichts sagen, so Heinemann, denn er kenne Herrlich doch nur als „guten Stürmer", aber nicht als Trainer, nicht als Mensch.
Offen war gestern unter anderem auch noch, wie es mit Dariusz Wosz weitergeht, der seit Marcel Kollers Demission als Co-Trainer bei den Profis fungiert. „Dariusz tut der Mannschaft gut", legte sich Torwart Philipp Heerwagen für Wosz ins Zeug, schon am Sonntagabend, nach dem 1:4 gegen Bremen.
Womit wir beim rein Sportlichen wären, den Folgen der Niederlage gegen Werder. Gut gekämpft hatten die Bochumer wie in drei der vier Spiele zuvor unter Heinemann auch. In der stürmischen Anfangsphase, den besten Bochumer Minuten seit Monaten, und in einer starken Phase Mitte der zweiten Halbzeit haben sie sogar richtig gut gespielt, gereicht hat es gegen das abgezocktere Starensemble von der Weser dennoch nicht.
Das ist keine Schande. Entscheidender sind die Duelle mit den Teams, die der Tabellenvorletzte auf Augenhöhe wähnt. Gegen Freiburg etwa, den nächsten Heimspiel-Gegner am 7. November. Und, mit ein paar Abstrichen, auch gegen Eintracht Frankfurt, den nächsten Gegner am Sonntag.
Vier Punkte müssen aus diesen beiden Spielen schon her, damit Bochum den Anschluss an die Nicht-Abstiegsplätze nicht verliert. Dabei kann der neue Trainer, so er denn will, wohl auch wieder auf Shinji Ono setzen: Der Japaner, der einige lichte Momente hatte gegen Werder, musste zwar humpelnd ausgewechselt werden nach einem Zweikampf kurz zuvor, die medizinische Abteilung gab aber gestern Entwarnung: Nur ein dicker Bluterguss überm Knie, vermutlich kann Ono am Mittwoch – heute ist trainingsfrei – wieder mitmischen.
Das gilt auch für Mimoun Azaouagh, der mit einigen starken Aktionen gegen Bremen wie bei seinem Pfostenschuss und bei einem Solo mit anschließendem Schlenzer, den Torwart Tim Wiese glänzend parierte, endlich mal wieder richtig auf sich aufmerksam gemacht hatte. Eine Verhärtung in der Gesäßmuskulatur sollte er bis Mittwoch auskuriert haben. Auch Joel Epalle, der gegen Bremen gefehlt hatte (Gelbsperre), will dann wieder am Ball sein, der Kameruner klagt über Probleme an der Patellasehne. Und: Daniel Imhof, wegen angebrochener Wirbelkörper seit dem Nürnberg-Spiel Ende September außer Gefecht, soll nach bereits absolvierten individuellen Einheiten am Mittwoch wieder ins Mannschaftstraining zurückkehren. Diego Klimowicz wurde gestern turnusmäßig geschont. Fehlt neben Patrick Fabian nur noch Philipp Bönig, der sich langsam heranarbeiten muss. Ansonsten hat, wie es aussieht, wohl Heiko Herrlich gleich bei seinem Debut die volle Auswahl.