Side.
Trainer Friedhelm Funkel vom VfL Bochum zieht eine positive Bilanz nach dem Türkei-Trainingslager. Nur die Offensive bereitet ihm Sorgen. Chong Tese ist am Dienstag im Einsatz für Nordkorea.
Am Montag sind sie zurückgekehrt aus dem Trainingslager im türkischen Side, die 24 Profis des VfL Bochum. „Die Bedingungen waren sehr gut“, bilanzierte Trainer Friedhelm Funkel zufrieden. „Die Mannschaft hat optimal mitgezogen. Unser Auftritt hier stimmt mich sehr zuversichtlich.“
Einen entspannten Eindruck vermittelte der Trainer nach einer „tollen Woche“, die zweigeteilt war: Harte Einheiten zu Beginn, drei Testspiele und dosiertes Training danach, Samstagnachmittag war frei - ein Tick zu wenig für das große Ziel? Der 57-jährige Coach sah „alle Spieler“ schon in Bochum körperlich auf gutem Stand; auch Kapitän Christoph Dabrowski erklärte, dass „wir läuferisch gut drauf sind“. Ein Eindruck, den das Team im Test gegen Ankaragücü bestätigte. Und Thomas Ernst, der Sportvorstand, sagte: „Friedhelm Funkel ist ein erfahrener Trainer, der das Training richtig zu dosieren weiß. Wir haben vollstes Vertrauen in ihn.“ Die Frage, ob es auch in der 2. Liga mit Funkel, dessen Kontrakt sich nur im Aufstiegsfall verlängert, weitergehen könnte, umschiffte Ernst: „Ich bin überzeugt davon, dass wir aufsteigen.“
Dorthin wird es ein steiniger Weg, da herrscht Konsens beim VfL – mit dem Kader, der nach seiner Reduzierung auch finanziell „Planungssicherheit“ gebe, so Finanzvorstand Ansgar Schwenken, und der keiner Auffrischung mehr bedarf, wie Ernst und Funkel meinen – auch mit Blick auf die jungen Spieler, die sich „weiter entwickeln sollen“ (Funkel), die Frank Goosen, dem stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden, „richtig Spaß machen. Die sind alle ganz klar in der Birne.“
Ein Manko aber trübte die gute Stimmung, die im Gegensatz zur Sommervorbereitung auch außerhalb des Platzes spürbar war: Nach vorne lief nicht viel zusammen, der VfL erzielte in 270 Minuten gegen Fürth (1:2), Bucaspor (0:1) und Ankaragücü (0:0) nur ein Tor – per geschenktem Elfmeter. Bei den jüngsten Siegen in der Liga setzte Chong Tese die entscheidenden Akzente - der Nordkoreaner fehlt im Januar. Dennoch sehen Vorstand und Trainer keinen Bedarf für einen „Schnellschuss“, so Ernst, einen Neuen, der „uns nicht längerfristig weiterhilft“. Man kann nur hoffen, dass Tese gesund aus Katar zurückkehrt – und gesund bleibt.
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Mirkan Aydin, der in Funkels bevorzugtem 4-1-4-1-System Tese als Spitze am ehesten vertreten könnte, benötigt noch Spielpraxis, Mahir Saglik und Zlatko Dedic überzeugten zuletzt über die Außenbahnen – als defensiv starke Kämpfer, aber weniger durch Torgefahr.
Funkel lobte zwar pauschal alle Spieler, die er ohne Rücksicht auf Ergebnisse auch alle mindestens einmal einsetzte: „Der Bonus, den sich die zuletzt erfolgreiche Mannschaft verdient hat, hat sich weiter minimiert.“ Viel ändern aber wird er wohl nicht: In München am Samstag werden Luthe im Tor, Kopplin, Yahia, Maltritz, Johansson, Vogt, Dabrowski beginnen. Offen ist das Rennen auf der linken Abwehrseite zwischen Matthias Ostrzolek und Philipp Bönig. Letzterer spielte gegen Ankaragücü erstmals seit fünf Monaten durch, er steigerte sich, aber „er kann noch mehr. Für Bönig wäre eine Sommervorbereitung mit mehr Testspielen sicherlich besser“, sagte Funkel, „das wird eine ganz enge Entscheidung.“
In der Offensive habe „jeder weiter die Möglichkeit, mir die Entscheidung noch schwerer zu machen.“ Slawo Freier, der gegen Ankaragücü auch als Rechtsverteidiger überzeugte, dürfte rechts offensiv ins Team zurückkehren, nachdem er nur wegen einer Krankheit zuletzt dreimal passen musste. Links nennt Funkel Dedic, Rzatkowski, Azaouagh, Toski als Alternativen, wobei Rzatkowski und Azaouagh gegen Ankaragücü begannen und den besseren Eindruck hinterließen.
Das Problem im Abschluss ist bekannt, auch Giovanni Federico wird es vorerst nicht lösen. Er habe, sagte der einst torgefährliche Mittelfeldspieler, „nach der schlimmsten Hinrunde, die ich je gespielt habe“, zwar „einen Schritt nach vorne gemacht“, den Kopf ein wenig frei bekommen. Er werde „immer 100 Prozent geben, um der Mannschaft zu helfen“, auch wenn dies aufgrund seiner Art des Spiels nicht immer so aussehe, versicherte der 30-Jährige. Aber aufdrängen konnte sich Federico, der von sich selbst „mehr Präsenz“ verlangt und sie doch vermissen ließ, in Side nicht.
Die von Funkel geforderte Stärke dagegen spielte das Team aus: Die Defensivarbeit war „sehr gut“. In allen drei Tests ließ der VfL kaum Chancen zu – erspielte sich selbst aber auch nur wenige. Funkel: „An der Spritzigkeit, am Umschalten nach Balleroberung, am Torabschluss müssen wir weiter arbeiten. Ich bin überzeugt, dass wir das bis Samstag hinbekommen.“