Gleich zweimal nahm Interimstrainer Frank Heinemann seine Profis des VfL Bochum am Mittwoch hart ran, damit die die Pleite von Dortmund gegen Werder Bremen am Sonntag wieder wettmachen. Nur Bönig, Fuchs, Imhof und Fabian fehlten beim Training.
Laub wurde zusammengekehrt gestern am rewirpower-Stadion, mehr Nobelkarossen als sonst zogen die Blicke kleiner Jungs auf sich, und noch viel mehr Menschen im Anzug kamen und gingen, einer von ihnen mit einem neuen „Nr.-1-Trikot” des VfL im Rückreise-Gepäck: Mike Lazaridis, Chef des kanadischen Unternehmens BlackBerry, seit dieser Saison Premium-Partner der Bochumer. In der Stadion-Lounge des global gesehen kleinen Bochum hatten sie der Welt ihr neues Smartphone präsentiert, und Thomas Ernst und Ansgar Schwenken, die Vorstände des Fußball-Bundesligisten, verteilten bei dieser günstigen Gelegenheit nicht nur höflich Gastgeber-Geschenke, sie erhielten auch was zurück. Ein neues Smartphone, sogar mit VfL-Optik.
Schnell(er) soll das sein beim Verbindungsaufbau, so ziemlich alles drauf haben, was es so alles gibt in dieser multimedial-komplexen Hightech-Welt. Bei der vergleichsweise ziemlich einfachen, bodenständigen Frage, die alle VfL-Fans interessiert, herrscht indes weiter Funkstille, auch 32 Tage nach der Trennung von Marcel Koller.
Frank Heinemann wird am Sonntag gegen Werder Bremen auf der Bank sitzen, als Cheftrainer, so hat es Thomas Ernst längst ziemlich deutlich gesagt, und so sieht es auch Heinemann selbst: „Ich gehe schwer davon aus”, so der Immer-Noch-Interimstrainer, dem das Dauerthema zur „Dauer-oder-Übergangs-Lösung” – oder zumindest die Fragen der Journalisten danach – spürbar mehr und mehr auf den Keks geht; wie der Mannschaft übrigens auch, ohne dass dies – mittlerweile – jemand wagt, öffentlich zu sagen. „Der Verein”, sagt Heinemann weiterhin nur, werde schon den richtigen Zeitpunkt finden, seine Entscheidung bekanntzugeben. Wenn er, muss man anfügen, diesen nicht schon längst verpasst hat, „keine Eile” hin und „Sorgfalt” her.
Am Sonntag, das ist Fakt, kommt Werder Bremen. Darauf bereitet Heinemann seine Mannschaft intensiv vor, dafür hat er sie gestern eine leichte Steigung zwischen den Trainingsplätzen hochspurten lassen, noch nach der ersten 90-Minuten-Schicht auf dem Rasen, dem nachmittags eine zweite folgte. Da sah man neben vier Torhütern 22 weitere Profis am Vormittag im Einsatz. Nicht dabei war Philipp Bönig (Schambeinentzündung), der nach einer weiteren Untersuchung aber „zum ersten Mal” Besserung spürte: „Vielleicht geht es doch schneller als befürchtet”, sagte Bönig. Ferner fehlte Daniel Imhof, der nach mehrwöchiger Verletzungspause nachmittags mit individuellem Balltraining begann, für den ein Einsatz gegen Werder aber zu früh käme. Passen musste auch Christian Fuchs, bei dem Heinemann nach nicht ganz auskuriertem grippalen Infekt „kein Risiko” eingehen wollte.
Dortmund, dieses „Scheißspiel”, wie es Mergim Mavraj zusammengefasst hatte, wollen die davor ja zweimal überzeugenden Bochumer gegen Bremen naturgemäß vergessen machen. Richtig heiß sein dürfte Stanislav Sestak: Der Stürmer war in Bremen auf dem Weg zum Matchwinner Ende April, ehe seine zwei Tore durch drei Werder-Treffer nach der Pause zur Randnotiz degradiert wurden.
Mehrere Wochen hat er dem VfL gefehlt bis zur Länderspielpause, jetzt erinnert nur noch eine kleine Bandage an seinen Mittelhandbruch. Sestak stört die nicht: „Ich habe ja schon zwei Spiele gemacht, wenn auch nicht ganz”, so der Slowake selbstbewusst, der mit seinem Nationalteam in Polen die WM-Quali geschafft hatte und in Dortmund (nur) eingewechselt wurde.