Bochum. VfL Bochum biegt bei der Trainersuche auf die Zielgerade ein. Ein Kandidat ist Breitenreiter, auch Zeidler ist im Rennen. Die Hintergründe.

  • Der VfL Bochum sucht nach dem erfolgreichen Klassenerhalt in der Fußball-Bundesliga einen neuen Trainer. Drei Kandidaten soll es nach Informationen dieser Redaktion geben.
  • Welcher Trainer steht für welchen Spielstil? Enrico Maaßen und Peter Zeidler würden wohl am besten zum VfL Bochum passen. Aber was ist mit André Breitenreiter?
  • Es scheint, als würde der VfL Bochum bei der Trainersuche auf Zeit spielen. Drei Verantwortlichen suchen hauptverantwortlich den Trainer.

Wer wird neuer Trainer beim VfL Bochum als Nachfolger von Thomas Letsch und Heiko Butscher? Mindestens drei Kandidaten haben sich bereits beim VfL Bochum persönlich vorgestellt. Was spricht für wen? Der VfL-Faktencheck.

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Der Ex-Schalker Andre Breitenreiter (50) ist einer der Kandidaten beim VfL. Die Bild online berichtete an diesem frühen Nachmittag zuerst von den Gesprächen zwischen Breitenreiter und dem VfL Bochum, diese Redaktion kann den konkreten Kontakt bestätigen.

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    VfL Bochum hat Kontakt zu Breitenreiter aufgenommen

    Bereits in der vergangenen Woche, als das Szenario 2. Liga realistischer war als der Klassenerhalt in der Bundesliga, knüpfte Bochum Kontakt zu dem charismatischen Coach. Stand jetzt allerdings sind nach unseren Informationen etwaige Vertragsverhandlungen noch nicht konkret geführt worden.

    Neben dem - nach dem Rücktritt von Sport-Geschäftsführer Patrick Fabian zurzeit federführenden - Sportdirektor Marc Lettau sind auch Geschäftsführer Ilja Kaenzig und das Präsidium um den Vorstandsvorsitzenden Hans-Peter Villis in die Trainersuche involviert.

    Trainerkandidat beim VfL Bochum: der Ex-Schalker Andre Breitenreiter.
    Trainerkandidat beim VfL Bochum: der Ex-Schalker Andre Breitenreiter. © DPA Images | David Inderlied

    Grundsätzlich passt Breitenreiter ins Profil. Er tritt auch außerhalb des Rasens überzeugend auf, kommt sympathisch rüber, hat eine klare Linie. Darauf legt Bochum bei seiner Trainerwahl viel Wert. Auch bei einem Gespräch mit den Verantwortlichen des VfL soll Breitenreiter einen guten Eindruck hinterlassen haben.

    VfL Bochum: Breitenreiter hat Erfahrung im Ruhrpott

    Breitenreiter trainierte unter anderem den SC Paderborn und den damals noch ambitionierten Bundesligisten Schalke 04 (2015/16, Punkteschnitt 1,59). Nach seiner Station bei Hannover 96 feierte er mit dem FC Zürich große Erfolge, wurde Schweizer Meister 2021/22. Er wechselte zur TSG Hoffenheim, man trennte sich bereits im Februar 2023.

    Zuletzt coachte er den englischen Zweitligisten Huddersfield Town, den er im Februar übernahm. Den Abstieg mit einem zerrüteten Team, wie er bereits vor ein paar Wochen via Bild verlauten ließ, konnte er aber nicht mehr verhindern. Er sei bereit, sofort wieder irgendwo anzufangen, ließ er verlauten. Seitdem ist er auf dem Markt, war auch bei Union Berlin im Gespräch. Union entschied sich aber für den Ex-Mainzer Bo Svensson.

    Ein Vorteil: Breitenreiter ist ablösefrei. Seine Spielphilosophie allerdings passt nicht wirklich zum VfL, unter anderem setzt er auf die trotz des Erfolges im Relegations-Rückspiel in Düsseldorf in Bochum schon in dieser Saison gescheiterten Dreierkette. Zudem gilt Breitenreiter als Typ, der eher mit gestandenen Spielern arbeitet und weniger für die Entwicklung jüngerer Profis steht - letzteres aber ist für Bochum bedeutend.

    VfL Bochum: Zeidler soll ein Kandidat sein

    Laut Bild geht es nur noch darum, ob Breitenreiter oder Peter Zeidler (61) beim VfL anheuern. Diese Redaktion kann bestätigen, dass Bochum auch mit Zeidler bereits vor dem Finale furioso in Düsseldorf gesprochen hat, den ersten Kontakt stellte noch Patrick Fabian her.

    Zeidler arbeitet seit 2018 beim Schweizer Erstligisten FC St. Gallen, führte das Team in dieser Saison auf Rang fünf. Mit Bochums Sprecher der Geschäftsführung Ilja Kaenzig arbeitete der Schwabe, der eine ähnliche Vita hat wie Ex-VfL-Trainer Thomas Letsch und unter anderem mal bei RB Salzburg aktiv war, einst beim französischen Klub FC Souchaux zusammen.

    Der größte Haken: Zeidler steht beim FC St. Gallen noch bis 2027 unter Vertrag. Und: Nach unseren Informationen ist auch Zweitligist 1. FC Köln an ihm interessiert.

    Peter Zeidler gehört zu den drei Trainerkandidaten beim VfL Bochum.
    Peter Zeidler gehört zu den drei Trainerkandidaten beim VfL Bochum. © dpa | David Inderlied

    Es wäre also eine Ablösesumme fällig - und die müsste dem Schweizer Klub ausgehandelt werden, was wiederum noch wertvolle Zeit kosten könnte. Neue Spieler, die Sportdirektor Marc Lettau bereits sprichwörtlich „an der Angel“ hat, wollen wissen, wer neuer Coach wird - und zwar zügig. Wie man hört, wollte St. Gallen seinen Trainer in der vergangenen Woche jedenfalls noch nicht freigeben.

    VfL Bochum: Peter Zeidler würde viel Geld kosten

    Was wiederum dafür spricht, dass Zeidler eine Millionen-Summe kosten würde. Geld, das der VfL Bochum für den Spielerkader benötigt, zumal mit den Ex-Trainern Thomas Letsch und Jan Fießer sowie Ex-Sport-Geschäftsführer Patrick Fabian bereits drei ehemalige Verantwortliche weiterbezahlt werden müssen.

    Letsch und Fießer laut Vertrag noch zwei Jahre, Fabian noch ein Jahr (nur Grundgehalt, das recht niedrig ist). Die Spielweise von Zeidler aber könnte zum VfL passen, er begeistert Menschen damit und gilt als Entwicklunger von jungen Spielern.

    Auch Enrico Maaßen führte gute Gespräche mit dem VfL Bochum

    Nach Informationen dieser Redaktion gibt es einen dritten hoch gehandelten Kandidaten. Wie diese Redaktion aus verschiedenen Quellen erfuhr, hat es sehr zielführende Gespräche mit Enrico Maaßen (40) gegeben. Sein großes Plus: Auch er gilt als Trainer, der Spieler entwickeln kann. Und: nach Informationen dieser Redaktion hat er andere Optionen bislang nicht konkreter verfolgt.

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    Maaßen trainierte zuletzt den Bundesligisten FC Augsburg, bringt also Erfahrung auch auf höchster Ebene mit, steht trotzdem noch am Anfang seiner Trainerkarriere. In der Saison 2022/23 erreichte er mit dem FCA erst spät den Klassenerhalt, landete trotz eines deutlich ambitionierteren Kaders nur auf Rang 15 noch hinter dem VfL Bochum.

    Nach einem schwachen Saisonstart 2023/24 trennte sich der Klub von Maaßen nach sieben Spieltagen und nur fünf Punkten. Punkteschnitt beim FCA: 0,95 in in 44 Partien. Sein Nachfolger Jess Thorup kam in 26 Partien auf 1,26 Punkte.

    Maaßen gilt als Trainer, der Spieler entwickeln kann

    Erfolgreich dagegen war die Zeit des in Wismar geborenen Fußball-Lehrers bei Borussia Dortmund II. Mit den Talenten des BVB U23 arbeitete Maaßen nach ebenfalls überaus erfolgreichen Stationen beim SV Drochtersen/Assel (Oberliga-Meister, Regionalliga-Klassenerhalt) und SV Rödinghausen (Regionalliga-Spitzenreiter, u.a. DFB-Pokal-Spiel gegen Bayern) in den Spielzeiten 2020/21 und 2021/22, ehe ihn der FC Augsburg holte. Maaßen führte den BVB II zum Aufstieg in die 3. Liga und hielt mit ihm souverän die Klasse (Rang neun). Zum Team zählten unter anderem die heutigen Bochumer Moritz Broschinski und Felix Passlack, der oft bei der Zweiten aushalf, und im Aufstiegsjahr Patrick Osterhage.

    Zudem gehörten die jungen Maloney, Pherai, Knauff, Tigges, Raschl oder Njinmah zum Maaßen-Team des BVB - sie alle kamen in der 1. oder 2. Liga an.

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    Auch Enrico Maaßen würde zum VfL Bochum passen

    Enrico Maaßen, der 2020 seinen Fußball-Lehrer-Lehrgang erfolgreich abschloss und die Uefa-Pro-Lizenz erhielt, bevorzugt ein 4-4-2 mit Doppelsechs, ist aber taktisch flexibel aufgestellt. Zudem gilt er ebenfalls als Typ mit gutem Charakter und Mentalität, der eine Mannschaft führen kann. Er hat sich Offensivfußball auf die Fahnen geschrieben. Auch das würde zum VfL Bochum passen.

    Maaßen, Breitenreiter, Zeidler - oder doch ein Mann, dessen Name noch nicht in die Öffentlichkeit drang? Es scheint, als würde der Verein derzeit auf Zeit spielen bei der Finalisierung. Anfragen dieser Redaktion bei mehreren Verantwortlichen des VfL Bochum am heutigen Feiertag blieben bisher unbeantwortet.

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