Bochum. Nach der Pleite im Hinspiel spielt der VfL in Düsseldorf auf alles oder nichts. Unabhängig vom Ergebnis wird Relegations-Geschichte geschrieben.
Am Donnerstagabend ging der VfL Bochum beim Heimspiel im Ruhrstadion gegen Fortuna Düsseldorf im Hinspiel der Relegation mit 3:0 unter. Eine desaströse Leistung auf der einen Seite prallte auf die seit Wochen souverän aufspielende Fortuna auf der anderen. Seit der Wiedereinführung der Relegation triumphierte nur drei Mal die Mannschaft aus dem Unterhaus.
Die Bundesliga ist die einzige Spielklasse der fünf europäischen Topligen, die die Relegation durchführt – und das ist umstritten. Die Chancen für den Drittplatzierten der 2. Bundesliga erscheinen oftmals minimal. Anders in diesem Jahr. Die Düsseldorfer blieben in den letzten 14 Liga-Partien ungeschlagen. Auch deshalb wurden entgegen der Statistik dem Zweitligisten im Vorfeld mehr Chancen ausgerechnet als es die letzten Jahre der Fall war.
Düsseldorf kann Historisches schaffen
Die Historie der Düsseldorfer ist einer der wenigen Gründe, warum der Zweitligist in dieser Relegation weiterhin Hoffnung haben darf. 2012 setzte sich die Fortuna in beiden Spielen mit 4:3 gegen Hertha BSC durch. Das gleiche Kunststück gelang 2009 Nürnberg gegen Cottbus und 2019 schoss Union Berlin den VfB Stuttgart in die zweite Liga und katapultierte sich gleichzeitig in die erste Liga. Es sind die einzigen drei Teams, die der Relegation ein Stück weit Bedeutung verleihen.
Im Rückspiel am Montag (20.30 Uhr/Sat.1, Sky) im eigenen Stadion kann sich Düsseldorf endgültig erneut als Zweitligist durchsetzen. Das einmal zu schaffen ist besonders, das gleich zweimal zu meistern wäre historisch. Die Chance auf diesen Meilenstein ist nach dem Hinspiel massiv gewachsen. Die Gäste hatten zwar etwas Glück bei dem Slapstick Eigentor von Philipp Hofmann (13.) und bei der unglücklichen Abwehr von Andreas Luthe, nach der Yannick Engelhardt zum 3:0-Endstand nur noch einschieben musste, gewannen am Ende aber verdient.
Auch wenn die Relegation zugunsten der Bundesligisten einseitig ausfällt, gab es eine solche Hinspiel-Niederlage, wie sie der VfL erlebt hat, selten. Im Hinspiel 2009 gewann Nürnberg mit 3:0 gegen Energie Cottbus und im vergangenen Jahr sorgte der VfB Stuttgart gegen den HSV mit selbigem Ergebnis für klare Verhältnisse. Düsseldorf ist nun die dritte Mannschaft, die das Rückspiel mit einem Drei-Tore-Vorsprung bestreitet, aber die Erste, die das Privileg vor den eigenen Fans ausspielen darf.
VfL Bochum würde bei Klassenerhalt Geschichte schreiben
Durch die selten hohen Siege im Hinspiel blieben folglich auch die ganz großen Wunder in der Relegation aus. Cottbus verlor auch das Rückspiel gegen Nürnberg und dem HSV wurde im Rückspiel gegen Stuttgart durch das 3:1 ein weiteres Jahr Zweite Liga verpasst. Der VfL Bochum steht nach der 3:0-Niederlage mit dem Rücken zur Wand. In der Vergangenheit gab es zwar schon Fälle, in denen der Bundesligist das Hinspiel vergeigte, im Rückspiel dann aber die Qualitätsunterschiede deutlich aufzeigte.
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Anhänger des 1. FC Köln können davon ein Lied singen. Die Rheinländer gingen 2021 bei Holstein Kiel mit 0:1 vom Feld. Nach Abpfiff blickte man in leere, teils wütende Gesichter. Im Rückspiel zeigte sich das Team aus der Domstadt von einer ganz anderen Seite und ließ die Aufstiegshoffnungen der Norddeutschen mit einem 5:1-Sieg im Keim ersticken. Leistungsunterschiede waren im gestrigen Hinspiel zwar auch unschwer zu erkennen, allerdings zu Gunsten der Fortuna.
In Bochum muss nun daran geglaubt werden, das immer schwerer gewordene Ruder doch noch umzureißen. Es spricht wenig für den VfL. Dennoch: Schafft der Revierklub den Klassenerhalt, zum Unglauben vieler, doch noch, würde blau-weiße Relegations-Geschichte geschrieben werden: Noch nie hat ein Bundesligist einen 0:3-Rückstand aus dem Hinspiel aufholen können. Egal welches Ergebnis am Ende auf den Leinwänden steht, egal welche Mannschaft in der kommenden Saison erstklassig spielt, im anstehenden Rückspiel wird in der Relegation für Historisches gesorgt.